Archiv der Kategorie: Ballett

Satellite Clips Project (Part I)

Eine Liquid Staging Bewegtbild-Ausstellung
Part I von Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos

Das SATELLITE CLIPS PROJECT (Part I) verbindet auf innovative und spezifische Weise bildende Kunst und Film miteinander. Es zeigt modellhaft, wie man durch einen dramaturgischen Ansatz (Liquid Staging) aus einer Reihe von Video-Clips und grafischen Kunstwerken, die zu Film-Grafiken wurden, ein immersives Show-Format entwickeln kann. Wie bei den Projekten MEDEA 21 und ELECTRA 21 wird auch mit dem SATELLITE CLIPS PROJECT ein Schritt hin zum polydimensionalen Sehen, zum Kino 2.0 vollzogen.

SATELLITE CLIPS PROJECT
Musik von Mikis Theodorakis
+ 10 Videoclips von Asteris Kutulas & Co.
+ 10 Digitalgrafiken von Achilleas Gatsopoulos
+ Liquid Staging Show-Format

SOUNDTRACK | Die Musik aller Videoclips stammt von Mikis Theodorakis, hier vorwiegend in diversen Interpretationen und Arrangements junger MusikerInnen (u.a. als Ethno-, Jazz-, Rock-, Klassik- und Electro-Version). 

+ VIDEO CLIPS | Die 10 Satellite Clips entstanden als Zusammenarbeit von etwa 20 KünstlerInnen aus sechs Nationen. Die vor allem Jüngeren unter ihnen (Grafiker, Musiker, Filmemacher, Modedesigner, Kostümbildner, Tänzer, Maler, Choreografen, Autoren, Videokünstler, DJs, Schauspieler, Regisseure, Sänger, Komponisten) haben bei der Gestaltung vieler der Video-Clips ihre eigene Ästhetik eingebracht. Zusammengehalten wird das Ganze durch den gesamtkünstlerischen Ansatz des Berliner Konzept-Künstlers und Filmemachers Asteris Kutulas. 

+ FILM-GRAFIKEN | Die auf den Leinwänden 2/3/4 gezeigten 10 x 3 Film-Grafiken von Achilleas Gatsopoulos sind bearbeitete Still-Frames aus dem Filmmaterial der SATELLITE CLIPS. Achilleas Gatsopoulos hat die zehn Grafiken gestaltet, anschließend digitalisiert und filmkünstlerisch umgesetzt.

+ LIQUID STAGING | Beim Satellite Clips Projekt laufen auf dem Hauptscreen (Leinwand 1) nacheinander 10 Videoclips (die Satellite Clips) und auf den anderen 3 Screens (Leinwände 2/3/4) filmische Umsetzungen von 10 grafischen Werken, wobei die Gestaltung des jeweiligen grafischen Werks von Screen zu Screen variiert. 10 Satellite Clips + 10 x 3 filmgrafische Umsetzungen ergeben 40 Clips. Die Länge der Clips variiert zwischen 30 Sekunden und 3 Minuten. Die Gesamtlänge des Satellite Clips Project Part I beträgt ca. 13 Minuten.

4 Filme auf 4 Screens gleichzeitig. Die Zuschauer mittendrin.

Satellite Clips Project by Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos
Still Frame Collage © by Achilleas Gatsopoulos

Satellite Clips Project – Das Konzept
Das ungenutzte Musik- und Filmmaterial

Der in Berlin lebende Autor, Produzent und Konzept-Künstler Asteris Kutulas entwickelte die Idee zu den Satellite Clips (2014-2022), als er zusammen mit Ina Kutulas 2014 das Drehbuch zum Film „DANCE FIGHT LOVE DIE – With Mikis on the Road“ schrieb, der 2017 bei den Hofer Filmtagen Weltpremiere hatte.

Basis für die Satellite Clips war das für DFLD nicht genutzte Filmmaterial von ca. 600 Stunden aus 30 Jahren sowie das Fiction- und Making-of-Material, das während der Shootings mit den SchauspielerInnen und den jungen MusikerInnen zwischen 2014 und 2018 entstand. 

So wurden aus dem für den Hauptfilm DANCE FIGHT LOVE DIE nicht genutzten Material bislang über 30 Satellite Clips produziert, die um den „DFLD-Mutterfilm-Planeten“ kreisen. 

Die Satellite Clips tragen die Namen der an der Entstehung des jeweiligen Clips maßgeblich beteiligten KünstlerInnen bzw. der MitarbeiterInnen des Regisseurs, weshalb die Titel der Clips oft den Namen der Co-Kreateure entsprechen: z.B. „Stella“, „Alexia“, „Cleopatra“, „Sandra“, „Melentini“ etc.

Satellite Clips Project by Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos
Still Frame Collage © by Achilleas Gatsopoulos

Satellite Clips Project – Das historische Filmmaterial
30 Jahre. 40 Länder. 4 Kontinente.
600 Stunden Film. 54.000.000 Frames.

Asteris Kutulas hat den griechischen Komponisten Mikis Theodorakis zwischen 1987 und 2021 sehr häufig besucht, er begleitete ihn regelmäßig auf Tourneen und ließ dabei seine Videokamera laufen. 

Kutulas filmte Theodorakis bei Konzerten, während diverser Proben mit Orchestern, Solisten, Chören, Bands, on Stage und Backstage, bei CD-Aufnahmen in Studios, bei Opern- und Ballett-Produktionen, in Hotellobbys und auf Hotelzimmern, in Bussen und Lokalen, meist in mehreren Städten nacheinander, aber auch bei einzelnen Veranstaltungen, auf Ausflügen und während privater Treffen. 

Das in all diesen Situationen aufgezeichnete Material bildet einen umfangreichen Fundus von etwa 600 Stunden. Aufgenommen wurde es in Berlin, Athen, St. Petersburg, Verona, Santiago de Chile, Sydney, Tel Aviv, Budapest, Wien, Kopenhagen, Malmö, Pretoria, Çeşme, Amsterdam, Montreal, London, Brüssel, Luxemburg, Barcelona, Zürich, Oslo, Paris, Jerusalem, auf den griechischen Inseln Chios, Kreta und Syros und und und …

Satellite Clips Project by Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos
Poster artwork by Achilleas Gatsopoulos

ASTI MUSIC & HYPNAGOGIA
present an Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos production with the music of Mikis Theodorakis

A Liquid Staging Installation film art exhibition of four movies
by Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos
with Mikis Theodorakis, Air Cushion Finish, Alexia, Rosa Merino Claros, Stella Kalafati, Maria Kousouni, Johanna Krumin, Ilze Liepa, Melentini, Eltion Merja, Sofia Pintzou, Henning Schmiedt, Jocelyn B. Smith, Renato Zanella a.o.

Artistic Consultancy by Ina Kutulas
Edited by Cleopatra Dimitriou, Achilleas Gatsopoulos, Antonia Gogin, Stella Kalafati, Asteris Kutulas
Filmed by Achilleas Gatsopoulos, Mike Geranios, Stella Kalafati, Asteris Kutulas
Scenography & Production by Georgios Kolios
Art Direction by Achilleas Gatsopoulos
Music Editing & Mastering by Alexandros Karozas
Co-Produced by Schott Music

Music by Mikis Theodorakis
Directed by Asteris Kutulas & Achilleas Gatsopoulos
Created by Asteris Kutulas

World Premiere at the Hof International Film Festival 2022

Achilleas Gatsopoulos (www.hypnagogia.com)
Coming from a Fine Arts background, Greek born Achilleas Gatsopoulos moved to the UK to study VFX and Production Design for Film, finishing with distinction in both degrees.
Achilleas worked in the Art Department of films such as the upcoming Knives Out 2, The Lost Daughter, Harry Potter III, Charlie and the Chocolate Factory, Two Faces of January etc while simultaneously creating stage and motion design for big events in London and Germany. Clients include Mercedes Benz, Volkswagen, Stolichnaya, Vodafone, Warner Bros, Dom Perignon and Absolut.
Achilleas has been directing videos since 2002 for artists such as Pet Shop Boys, James Blunt, Solomun, Steven Wilson, FAUN, Erick Morillo & SKIN (Skunk Anansie) to name a few. His work has also been screened & awarded at international film festivals.

Über das neue Sehen … und „Kino 2.0“ – im Gespräch mit Thorsten Schaumann

DANCE FIGHT LOVE DIE, Gert Hof, ELECTRA 21 und das „Neue Sehen“

Ein Gespräch von Thorsten Schaumann (Künstlerische Leitung Internationale Hofer Filmtage) und Asteris Kutulas (Autor, Filmemacher und Produzent)

Thorsten Schaumann: Asteris, dir wurde bei den 55. Internationalen Hofer Filmtagen der Hans-Vogt-Filmpreis verliehen. Hans Vogt war entscheidend an der Erfindung des Tonfilms beteiligt und sorgte damit für eine absolut neue Ära nicht nur in der Geschichte des Kinos. Er kam aus Rehau bei Hof und war einer der treibenden Entdecker, die diese Gegend geprägt haben. Damit dieser Mann geehrt wird, vergeben wir gemeinsam mit der Stadt Rehau den Hans-Vogt-Filmpreis an Filmschaffende, die innovativ und sorgfältig im Ausdruck und Qualität ihres Filmtones arbeiten. 2021 hast Du diesen wichtigen Preis, unter anderem für dein Liquid-Staging-Projekt ELECTRA 21 bekommen. Die Musik, die bei ELECTRA 21 zu hören ist, stammt von der Komponisten-Legende Mikis Theodorakis.

Bereits vor vier Jahren, 2017, konnten wir hier bei den Internationalen Hofer Filmtagen die Weltpremiere deines Films „DANCE FIGHT LOVE DIE – With Mikis on the Road“ feiern. Mikis Theodorakis ist eine unglaubliche Persönlichkeit, die ich durch deinen Film noch mal neu für mich entdeckt habe. Wie bist du auf dieses sehr spannende Konzept von DANCE FIGHT LOVE DIE gekommen?

Asteris Kutulas: Ich habe drei Jahrzehnte lang mit verschiedenen Amateur-Kameras – ohne jemals an eine Filmproduktion zu denken – sehr viele Situationen mit Mikis auf Reisen, während der Konzerte, während seiner Bühnenauftritte, viele Augenblicke hinter der Bühne etc. auf allen Kontinenten als Video-Tagebuch festgehalten. Insgesamt rund 600 Stunden in etwa 30 Jahren. 

Ina Kutulas, meine Ko-Autorin und Ko-Produzentin, hat mich 2015 mehrfach gedrängt, daraus einen Film zu machen. Hier mussten zwei Dinge zusammengebracht werden. Es ging um den riesigen vielfältigen, musikalischen Kosmos von Theodorakis, den er als die Persönlichkeit mit einem so bewegten, dramatischen Leben in die Welt trug. Mikis suchte den Dialog mit dem Publikum, das gemeinsame Erleben, eine Art von Zusammensein beim Hören der Sinfonien, der Opern, beim Singen während der Konzerte. Mich begeisterte schließlich die Idee, diese Energie durch einen Film miterlebbar zu machen. Und sah mich zugleich vor die Herausforderung gestellt, eine Struktur dafür zu entwickeln. Als ich dafür die Lösung gefunden hatte, konnte der Film gemacht werden. 

Ich habe dann später auch einige fiktionale Szenen gedreht, mit Sandra von Ruffin und Stathis Papadopoulos als Hauptdarsteller. Für mich und Ina gehörte das unbedingt dazu, denn in Theodorakis‘ Autobiografie z.B. tauchen immer wieder Passagen voller Fantastik auf. Grotesk, bizarr, dramatisch, schräg, kurios. Alles zusammen ergab schließlich 60 Stories auf 60 verschiedene Musiken in 87 Minuten. Für mich war das „die Geburt des Films aus dem Geiste der Musik“. 

Thorsten Schaumann: Ihr habt mit Mikis Theodorakis zahlreiche verschiedene Produktionen realisiert, Konzerte, Filme, Opern und auch Ballette. Das konnte man sehr gut in DANCE FIGHT LOVE DIE miterleben, wo Tanz eine große Rolle, wie schon aus dem Titel zu erfahren ist. Das künstlerische Material wiederum für dein Projekt ELECTRA 21, das 2021 bei den Hofer Filmtagen Weltpremiere hatte, kommt größtenteils von einer ELECTRA-Ballettaufführung. Du hast dich offenbar sehr viel mit der Verschmelzung von Tanz und Film beschäftigt.

Asteris Kutulas: Ich war in unterschiedlicher Funktion bei vielen Ballett-Produktionen von Mikis Theodorakis dabei, beim „Zorbas“ in der Arena di Verona, im australischen Perth bei der Weltpremiere des „Axion Esti“-Balletts, bei der Tanz-Version des „Canto General“ in Berlin, an der Moskauer Bolschoi-Oper bei einer Zusammenarbeit mit Vladimir Vassiliev und Ilse Liepa – und dann natürlich ab 2011, bei meiner Zusammenarbeit mit Renato Zanella …

Thorsten Schaumann: … dem italienischen Choreografen …

Asteris Kutulas: … ja, Renato Zanella gehört zu den bekanntesten Choreografen in Europa. Er hat 2011 das „Medea“-Ballett choreografiert, und das habe ich aufgenommen und meinen ersten „Ballett-Film“ RECYCLING MEDEA realisiert, der im Oktober 2022 in die deutschen Kinos kommt. 

Electra, Medea, Antigone. Geplant ist eine Film-Tetralogie, zu der RECYCLING MEDEA, ELECTRA’S REVENGE und LOST ANTIGONE gehören, sowie – als cineastisches „Satyrspiel“ nach antikem Vorbild – DANCE FIGHT LOVE DIE. Man hat bereits im antiken Griechenland das „Serien“-Prinzip gehabt: An einem Tag wurden hintereinander drei Tragödien und eine Komödie gespielt. Da in den drei Tragödien gemordet und geschändet wurde, vergleichbar mit den heutigen Horror-Thrillern, zeigte man abschließend eine Polit-Komödie, damit die Zuschauer „entspannt“ nach Hause gehen und schlafen konnten …

Thorsten Schaumann: Und du bist von einem Film-Projekt, also von ELECTRA’S REVENGE, auf diese innovative Kino-Installation ELECTRA 21 gekommen. Wie war das?

Asteris Kutulas: Ich habe 2018 mit James Chressanthis als DOP die Ballettaufführung „Electra“ in der Choreografie von Renato Zanella auf Syros gefilmt. Eigentlich wollten wir Ende 2021 den Film ELECTRA’S REVENGE als zweiten Teil der Tetralogie fertigstellen. Als ich aber im Juli 2021 den 96jährigen Mikis Theodorakis in Athen besuchte, ging es ihm gesundheitlich so schlecht, dass ich spontan beschloss, ihm noch ein „letztes Geschenk“ als Künstler zu machen, das zukunftsgerichtet sein sollte. 

Innerhalb von drei Tagen entwickelte ich ELECTRA 21, wobei ich das Electra-Filmmaterial mit meinem Liquid-Staging-Konzept verschmolz: Vier Filme spielen gleichzeitig auf vier verschiedenen Leinwänden, absolut synchron zum Electra-Soundtrack. 

Ich stellte Mikis dieses Konzept vor. Er bat mich, ihm am nächsten Tag meine Musikauswahl zu erläutern, denn aus dem musikalischen Material der 2,5-stündigen Oper hatte ich ja „nur“ eine Stunde Musik ausgewählt – ELECTRA 21 hat eine Dauer von 63 Minuten. Nachdem sich Mikis meinen Soundtrack angehört hatte, wollte er ganz genau wissen, warum ich wo welche Schnitte gemacht hatte, warum ich welchen Teil aus der Opernmusik ausgewählt hatte und wie ich das Material dann einsetzen wollte. Er wollte eine genaue Vorstellung davon bekommen. Als er sich vergewissert hatte, dass meiner Vision für dieses Film-Raum-Projekt ein ganz klares Konzept zugrunde lag, gab er mir dafür grünes Licht, nicht, ohne sich vorher im Detail auch darüber zu informieren, wie ich die vier gleichzeitig laufenden Filme gestalten wollte und wie das Ganze aussehen sollte. Mikis war wahrhaftig ein KÜNSTLER, bis zum letzten Augenblick. Er war bei unseren letzten Treffen Ende Juli 2021 schon sehr schwach und trotzdem total neugierig zu erfahren, was künstlerisch entstehen würde. Er starb sechs Wochen später, am 2. September.

Thorsten Schaumann: Das ist eine unfassbare und sehr berührende Geschichte … 

So stand das filmische Konzept: „Electra“, das Ballett mit der Musik von Mikis Theodorakis und in der Choreografie von Renato Zanella, gefilmt 2018. Dann hast du daraus 2021 eine Liquid-Staging-Produktion gemacht. Man könnte von einer „fließenden Bühne“ sprechen: vier Kino-Leinwände, die locker an verschiedenen Stellen im Raum drapiert sind, vier Leinwände, die das Publikum, das im Raum ist, umgeben, so dass das Publikum vier verschiedene Filme gleichzeitig erlebt …

Asteris Kutulas: So ist es. Du kannst dich, wenn du willst, auch auf nur einen Film konzentrieren, wobei jeder der vier Filme absolut synchron zum selben Soundtrack ist. Du entscheidest dich als Zuschauer jeden Augenblick, welchen „Film“ du siehst, je nachdem wie du dich bewegst, den Kopf drehst, was du vom Ganzen erfassen willst, erfassen kannst. Das Partizipationslevel ist dadurch sehr hoch, weil du jede Sekunde deinen eigenen „Schnitt“ machen kannst. Am Schluss hat kein Zuschauer dasselbe gesehen, was ich sehr spannend finde.

Thorsten Schaumann: Du hast bei deiner Liquid-Staging-Masterclass im Oktober 2021 in Hof gesagt, dass du das „eindimensionale Sehen“ durch ein „polydimensionales Sehen“ ablösen willst.

Asteris Kutulas: Das „eindimensionale Sehen“ – also, dass man sich hinsetzt und nach vorn auf eine Handlung schaut –, dieses Zuschauen, wie es das seit der Antike gibt und das sich seit dem 18./19. Jahrhundert etablierte, hat meiner Meinung nach kaum noch etwas mit den Seh- und Lebensgewohnheiten der postmodernen Generationen zu tun. In zwei, drei Jahren wird sich durch die Mixed-Reality-Brillen und durch neue virtuelle Produktionen ohnehin ein ganz anderes „Sehen“ herausbilden. Außerdem kommt es zu einer totalen Verschmelzung von Live-Erlebnis und digitaler Welt, was sich z.B. für die Generation Alpha in ihrem TikTok-Universum bereits tagtäglich abspielt.

Thorsten Schaumann: Was passiert dann mit den traditionellen Entertainment-Formaten, was passiert mit dem Kino?

Asteris Kutulas: Theater, Oper, Kino, Konzert etc., also all diese traditionellen Live-Formate, die wird es weiterhin geben. Aber mit der Zeit werden sie immer „musealer“ und „nischiger“, was nichts Schlechtes ist, sondern schlicht der Lauf der Zeit. Jede Epoche bringt nun mal ihre eigenen Formate hervor. 

Mit meinem Liquid-Staging-Konzept – wobei ELECTRA 21 ein spontanes „Nebenprodukt“ darstellt – mache ich ein Angebot für polydimensionales Sehen als Alternative zum bislang herrschenden eindimensionalen Sehen. Zugleich könnte es ein Konzept für das „Kino 2.0“ sein.

Thorsten Schaumann: ELECTRA 21 war für mich eine sehr spannende und neue Erfahrung. Ich stehe in einem Raum, umgeben von diesen vier Leinwänden. Die Musik setzt ein. Schon die ist was Besonderes. Du fragst dich sofort: Was ist das für Musik? Dann muss man sich umschauen: Wo sitze ich denn gerade? Viele verschiedene Eindrücke prasseln auf dich ein. Du versuchst erstmal zu sortieren: Wo läuft welcher Film? Beziehungsweise: Welcher „Film“ läuft insgesamt ab? Schon das ist packend. Und in gewisser Weise auch sehr lustig. Dann drehst du dich weiter herum. Wer ist hinter mir, wer ist vor mir … Lara, Christian, Asteris … Ich schau von einem Film zum anderen. Dann entscheidet man sich manchmal länger für eine Leinwand, um dann wieder hin und her zu switchen. 

Es ist auf alle Fälle ein neues Erlebnis, sehr fordernd und zugleich sehr mitreißend. Etwas, das in Erinnerung bleibt … Für mich haben sich viele Eindrücke nach der Vorführung sortiert, da man nicht auf alle vier Leinwände gleichzeitig schauen kann.

Asteris Kutulas: Nein, das geht nicht. Das muss man auch nicht … Man kann sich einfach „fallen lassen“ in diesen „Raum“ und genießen, sich dem hingeben. Man kann aber auch aktiv werden und sich sagen: Ich experimentiere jetzt, wo ich diese Möglichkeit habe, ich schaue hin und her, mal sehen, was mit mir passiert … So entsteht eine lebhafte Collage im Kopf oder Chaos oder eine strenge Struktur. Vielleicht erlebt man Überraschungen. Du bist umzingelt von Filmen, die alle zu einer Musik passen und thematisch stringent sind … 

Thorsten Schaumann: Die fünfte Ebene, die der Musik, ist sehr wichtig. Hinzu kommt der Raum, das Raumempfinden: Wer sitzt neben mir? Wo passiert gerade was? Ich liebe solche Sachen und bin sehr glücklich, dass wir hier in Hof die Weltpremiere feiern durften! Wir haben viele begeisterte Reaktionen gehabt. Das ist das Wichtigste, denn diese Installation ist fürs Publikum gemacht, ein Angebot an das Publikum.

Asteris Kutulas: Ja, es ist ein Angebot an das Publikum. Und nur eine Möglichkeit, wie man das Liquid-Staging-Konzept anwenden kann. ELECTRA 21 ist ganz spontan entstanden, weil ich, wie schon erwähnt, Mikis ein Geschenk machen wollte, das er noch erleben sollte. Er hatte mir zwar bereits im Juli schon gesagt: „Wenn du im September wiederkommst, werde ich nicht mehr da sein“, aber ich hatte gehofft, dass wir es vielleicht noch schaffen und ihm das Werk präsentieren könnten. 

Thorsten Schaumann: Wie bist du eigentlich auf dieses neue Liquid-Staging-Show-Format gekommen?

Asteris Kutulas: Ich habe zusammen mit dem Künstler Gert Hof – angefangen mit dem Millennium-Event in Berlin – zwischen 1999 bis 2010 weltweit über 40 große Produktionen gemacht. 1999 haben wir die Outdoor-Lichtshow erfunden und waren dadurch gewissermaßen zu Pionieren einer neuen Art von Events geworden. Vor 1999 gab es das nicht, weil nichtmal die Hardware dafür existierte.

Thorsten Schaumann: Wer war Gert Hof, fast schon ein richtungsweisender Nachname für den Ort der Weltpremiere Deines Projektes …?

Asteris Kutulas: Gert Hof kam vom Brecht-Theater und hatte sich intensiv mit dem Medium Licht und mit Musik beschäftigt, u.a. inszenierte er viele Rammstein-Shows. 

Gert hatte 1998 die Vision, die Konzert- und Theaterbühne zu verlassen und Lichtarchitektur am Himmel zu machen, um Hunderttausende Menschen mit „Art in Heaven“ zu entertainen. Genau das taten wir. Ich war Gerts Partner und Produzent. Gert starb 2012 an Krebs.

Ich beschäftigte mich also zwölf Jahre lang mit den visuellen Medien des Entertainments, mit Pyro-Kunst, Video-Content, Nebel-Ästhetik, Laser, Licht, Aerials, Projektionen etc. In dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt und mit großartigen Künstlern zusammengearbeitet wie z.B. mit dem Projektionskünstler Ross Ashton aus London.

Dann war ich bis 2019 zehn Jahre lang bei der Pferdshow „Apassionata“, zuerst Executive Producer und dann Dramaturg, was eine ganz andere Schule bedeutete. 

Ich habe versucht, angeregt durch all diese Erfahrungen, die Welt der „Hochkultur“ mit der Welt des „Show-Entertainments“ zusammenzuführen. Daraus resultierte für mich permanent die Frage nach neuen Showformaten fürs 21. Jahrhundert. Und so entwickelte ich vor etwa 10 Jahren mein Liquid Staging Konzept. Das beinhaltet für mich auch ein räumliches Produzieren für ein räumliches Sehen. Für mich war das immer – und zwar bis heute – auch ein Prozess der Forschung.

Thorsten Schaumann: Stillstand ist das Ende. Natürlich soll man auch innehalten, um sich bewusst zu werden: Was mache ich gerade? Wie geht es mir damit? Das ist wichtig, um wieder Kraft zu schöpfen, weiterzugehen und Neues zu vollbringen. Es braucht beides. Das ist unser Prinzip bei den Internationalen Hofer Filmtagen: Wir sind stets bestrebt, neue Dinge auszuprobieren, neue Formate zu entwickeln, technisch neue Wege zu gehen. Darum fand ich dieses Kino-Erlebnis beim Liquid Staging Projekt ELRCTRA 21 so interessant. Es gibt den klassischen Raum und während der Vorführung entscheidet jede Person im Publikum spontan, ob und wann sie ihre Aufmerksamkeit auf welchen der vier Screens richtet. Die Änderung des Blickwinkels kann beliebig oft erfolgen. Somit sieht niemand im Publikum den gleichen Film. Das ist eine neue Art des „Sehens“, eine neue Art von „Kino“.

Danke Thorsten Schaumann für dieses Gespräch und danke Internationale Hofer Filmtage für die Inspiration und die Unterstützung!

Hans Vogt Preis Asteris Kutulas

Electra 21 – A Liquid Staging installation

Electra 21
Four movies. One Soundtrack. No happy end.

ELECTRA 21, a Liquid Staging show consisting of four films running synchronously to one soundtrack with the music of Mikis Theodorakis. In the center, the audience.

4 films, played simultaneously on
4 different screens that are
placed around the audience area

ELECTRA 21 – An immersive cinematic experience of the 21st century. 

Director’s Statement

For a long time, I’ve had a vision of combining the worlds of cinema, ballet and show – in a work of art for the 21st century. Hence the title ELECTRA 21. 

The Liquid Staging project, ELECTRA 21, consists of four films, played simultaneously on four different screens that are placed around the audience area, showing different dance scenes, rehearsals, and fantasies based on the Electra ballet performance by choreographer Renato Zanella.

The four films are played synchronously to the same musical recording of the Electra opera by Mikis Theodorakis.

This cinematic show installation moves away from the one-dimensional view of the 19th century and offers the audience the polydimensional perspective, which corresponds far better to the complexity of our epoch.

I was extraordinarily lucky to be able to use the phenomenal music of Mikis Theodorakis as the basis for ELECTRA 21, and to work with him personally on the soundtrack in July 2021. 

The music of Mikis Theodorakis, the gripping elemental choreography of Renato Zanella, the fantastic dance artistry of Sofia Pintzou, the mastery of the cinematographer James Chressanthis (ASC) and the artistic input of Achilleas Gatsopoulos and of all the other artists involved in this project, make our liquid staging production, ELECTRA 21, an impressive, highly emotional and innovative work.

Asteris Kutulas, October 2021

Electra 21 Asteris Kutulas

Electra, a timeless thriller by Sophocles.

The father sacrifices his eldest daughter for power and fame.  
Years later, his wife takes revenge and slays him.
Their children, Electra and Orestes, kill her to avenge their father.
A circle of hatred and destruction. No happy ending.

Electra 21, Asteris Kutulas

Mikis Theodorakis on Electra & Clytemnestra

Agamemnon kills his daughter Iphigenia: in doing so, he violates the law of universal harmony; Clytemnestra kills her husband Agamemnon in revenge: she also violates this law; their children Electra and Orestes ostensibly follow this law, but when they kill their mother Clytemnestra, this continues the act of tragic entanglement and begins a new cycle of criminal action.

Electra is a young girl, beautiful but lonely, a princess who has „married“ the shadow of her father Agamemnon, the daughter who loves her murdered father above all else. As a result, there is something magical about this character.

Electra hates her mother Clytemnestra, and this hatred is something unnatural.

Electra loves her father’s shadow, she loves her brother Orestes, the liberator, but she is also an example of harshness and bloodshed. Orestes has returned out of love for his sister and for his father, whom he wants to avenge; but by actually doing so, he himself becomes a victim.

But one must also understand Clytemnestra. She was a witness when her husband murdered Iphigenia, the youngest daughter. There is a lot of talk about Clytemnestra, but there is silence about Cassandra. Agamemnon is in Troy for ten years, waging war. And when he finally returns to Mycenae, he brings Cassandra with him to the palace as his mistress.

For me, Electra or Clytemnestra are not characters from a time two thousand years ago; rather, they represent our world, the torn world of today. The feelings that moved Elektra or Orestes have moved people at all times; their dramas are the same as those that take place today.

Mikis Theodorakis

Electra 21, Asteris Kutulas

ELECTRA 21 – A Liquid Staging audience experience

Presented are four simultaneously running films, all based on the same musical recording of the Electra opera by Mikis Theodorakis.

Precisely synchronized with this ELECTRA 21 music, the four films representing the following four levels (layers) of the complete work, ELECTRA 21, will be shown on four screens:

Screen 1: ballet film | the (cinematic) recorded ballet performance, ELECTRA, in the „Apollo“ theater in Ermoupolis on Syros

Screen 2: genesis of the ballet, rehearsals | recording of the rehearsals for this ballet performance at different locations in Austria and in Greece, with the dancers and the choreographer Renato Zanella

Screen 3: genesis of the text & associations | „fictional scenes“ with the people involved in this ballet production, combined with graphically designed insertions of the Sophocles text passages, each of which can be seen synchronously with the music feed

Screen 4: genesis of the music and the recording | Mikis Theodorakis conducts the musical recording of the opera, ELECTRA, in the studio in St. Petersburg, which was used as the basis for the Electra ballet performance. These film recordings are mixed with video clips of young conductors conducting the 22 scenes of the ELECTRA 21 soundtrack.

Electra 21, Asteris Kutulas
Different versions of built up of the 4 screens for the ELECTRA 21 show by Giorgos Kolios & Asteris Kutulas

Polymedial vision as a new show format for Cinema 2.0. ELECTRA 21 redefines the audience experience. Visitors can decide at any moment what they want to see and where to focus their attention. In the process, the viewer will always perceive more than one thing at once, and no two people see the same thing.

Electra 21, Asteris Kutulas
Electra 21 outdoor installation set in Chania, Crete

ELECTRA 21 CREDITS (INSTALLATION)

A Liquid Staging Installation by Asteris Kutulas on the Music by Mikis Theodorakis

Choreography by Renato Zanella  | Cinematography by James Chressanthis ASC, GSC | Art Direction by Achilleas Gatsopoulos | Music Production, Editing & Mastering by Alexandros Karozas | Scenography & Production by Georgios Kolios | Associated Producer Christopher Kikis | Co-Produced by Schott Music | Concept & Produced by Asteris & Ina Kutulas | Created & Directed by Asteris Kutulas

Featuring Sofia Pintzou,  Alexandra Gravilescu, Tamara Alves Dornelas Souza, Eltion Merja, Valentin Stoica, Florient Cador

Special appearance by Katherina Markowskaya, Maria Zlatani, Lefteris Veniadis, Phaidra Giannelou, Clément Nonciaux, Leandros Zotos, Ariadne Koutoulas

Special thanks to Peter Hanser-Strecker, Tim Dowdall, Rafaela Wilde, Thorsten Schaumann, Oliver Schulze & Frank Wunderatsch

World premiere: hof international film festival 2021

Electra 21 World Premiere

Dancing Medea (Interview mit Renato Zanella)

Interview mit dem Choreographen Renato Zanella zum Ballettfilm „Recycling Medea“

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RECYCLING MEDEA | Medea tötet ihre Söhne. Auf Euripides’ Theaterwerk beruht die Ballett-Story von der Ermordung zweier Kinder durch die eigene Mutter, die Musik stammt von Mikis Theodorakis, die Choreographie von Renato Zanella. Text, Musik und Tanz vereint in einem Film, der die Trostlosigkeit einer Gesellschaft reflektiert, die tagtäglich ihre Kinder zu denen gemacht hat, die zur Verlorenen Generation von heute gehören.

RECYCLING MEDEA | Liebe, Eifersucht, Mord. Verstörende Schönheit, rebellierende Jugendliche, Tanz und Musik. Ein Ballett-Film.

Recycling Medea Asteris Kutulas
Maria Kousouni as Medea (Photo © by Asteris Kutulas)

Asteris Kutulas: Renato, warum tötet Medea ihre eigenen Kinder?

Renato Zanella: Für Medea ist das der Schritt, den sie machen muss, um danach überhaupt noch weiterleben zu können. Dem voraus geht die Phase, da sie zu ihrem Mann sagt: „Verlass mich doch! Aber du hast Kinder. Du hast Kinder – du kannst mich nicht verlassen, wenn du Kinder hast.“ Für mich ist das eine Schlüssel-Szene: „Willst du frei sein?! Gut, dann verlierst du deine Kinder.“ Medea sieht das als die einzige Lösung für sich und ist der Überzeugung, so handeln zu müssen. Ich würde sagen, auf ihre Art war sie sehr konsequent. Ja, und dann hat sie das durchgezogen. Wie auch immer man das beurteilen mag …, sie hat das wegen des Mannes getan, der ihr alles bedeutete. Das Wichtigste in ihrem Leben drohte sie zu verlieren. Wie wir wissen, trifft Medea eine brutale Entscheidung: Sie wird diejenigen töten, die sie am meisten liebt – ihre eigenen Kinder. Aber sie sah darin die einzige Möglichkeit, seelisch zutiefst verwundet, am Leben bleiben zu können, jeden Tag konfrontiert mit der grausamen Demütigung, die ihr Mann ihr zufügte, der ihr sein Leben und seinen Erfolg zu verdanken hatte, seinerseits die Partnerschaft aber später beenden wollte.

Asteris Kutulas: Warum tötet sie nicht ihren Mann? Warum tötet sie ihre beiden Söhne?

Renato Zanella: Ja, das ist eine gute Frage … Ich glaube, die Rache ist wahrscheinlich das Einzige, was bleibt, wenn man so geliebt hat und so verletzt wurde. Ihren Mann umzubringen …, das wäre auch eine Lösung gewesen. Aber wahrscheinlich hätte das auch Medeas Ende bedeutet, vermutlich wäre dann auch sie gestorben. Medea wäre daran zugrunde gegangen, wenn dieser Mann nicht mehr existiert hätte. Sein Leben auszulöschen, zog sie wahrscheinlich gar nicht in Erwägung. Medea sah in Jason den Mann, der sein Leben lebt, aber mit einer anderen. Daher beschäftigte sie vielmehr die Frage: ‚Wie soll ich in dieser unerträglichen Situation weiterleben?’ Medea gebraucht das Wort „Rache“ recht häufig. Sie operiert damit. Sie findet, der Mann müsse büßen und sein ganzes Leben an diesem Schmerz leiden. So zumindest stellte sie auch sicher, dass er jeden Tag an sie denken würde. Und schließlich hat sie ihr Vorhaben dann in die Tat umgesetzt.

Ich wollte diese Tragödie in die heutige Zeit herüber holen, ich wollte, dass sich das in der Gegenwart abspielt, damit man sich mit diesen Fragen auseinander setzt: Wenn so etwas heute passiert – wie … warum geschieht das?

„Nein, das hab ich nicht getan.“

Würde man „Medea“ als ein Zuschauer sehen, der ein Stück aus weit zurückliegender Zeit anschaut, da ginge einem dieses und jenes durch den Kopf. Wie waren die Verhältnisse damals? Und so weiter und so fort. Aber wenn man das wahrnimmt als ein Geschehnis, das in der heutigen Zeit Brisanz hat, dann ist uns das viel näher, wir bekommen unmittelbar damit zu tun und reagieren unmittelbar darauf, weil es uns etwas angeht.

Heute bringen Mütter ihre Kinder um, und diese Mütter vergessen, blenden aus, verdrängen. Das ist eine unglaubliche psychologische Situation. Für eine Mutter ist es oft sehr schwer anzuerkennen, was sie getan hat. Vor der Tat gibt es keinen Zweifel mehr. Sie ist davon überzeugt: „Ich muss das tun. Ich weiß, ich muss das tun.“ Und nach der Tat kann sie sich an nichts mehr erinnern. Sie wird immer sagen: „Nein, das hab ich nicht getan.“

Asteris Kutulas: Was denkst du – hat Medea eine Wahl? Muss sie das wirklich tun? Muss sie ihre eigenen Kinder töten?

Renato Zanella: Sie hat keine Wahl. Für sie ist das, was Jason ihr anbietet, keine Alternative. Weiterzuleben ohne den Mann, den sie über alles liebt … das ist für sie unvorstellbar. Für Medea gibt es nur eine Lösung: „Dann muss ich jetzt so handeln.“ So hat Theodorakis Euripides’ Medea-Stoff aufgefasst. Für diese Frau war das die einzige Lösung, die sie sah. Dieser Mann bedeutete ihr alles. Sie hatte sogar einige Jahre zuvor für ihn getötet. Und dabei war Medea kein Killer, sondern sie war eine Prinzessin, die Tochter des Herrschers. Sie fühlte sich sehr hohen moralischen Werten verpflichtet. Sie war bestrebt, Leben zu retten. Und diese Frau trifft dann so eine Entscheidung.

Das war die „Storyline“ aus alter Antike. Die Verhältnisse waren damals so. Wenn man diese Geschichte jetzt aber herüberholt in die Gegenwart und sich damit auseinandersetzt, dann ist das ein hochaktuelles Thema.

Für mich war diese Erkenntnis sehr wichtig für meine Arbeit mit den Tänzern. Ich sagte mir: Ich muss von etwas „erzählen“, das konkret, das Teil unserer heutigen Realität ist, so dass man sich angesprochen fühlt, dass man von dieser Tragödie ergriffen wird und sich zu fragen beginnt: „War ich selbst schon einmal in so einer Situation? Hab ich selbst schon einmal jemanden so sehr gehasst, dass ich beinah auch so reagiert hätte?“ Ich wollte erreichen, dass man sich diese Frage stellt: „Wie wäre es mir ergangen? Wie hätte meine Entscheidung ausgesehen?“

Für mich waren dieser Mythos und dessen musikalische Umsetzung viel mehr als eine dramatische Geschichte, die man erzählt bekommt und wo man sich sagt: Okay, das und das hat Euripides sich einfallen lassen und so und so hat Theodorakis das musikalisch verarbeitet. Ich habe mich gefragt, wie ich mit meinen künstlerischen Mitteln, mit den Ausdrucksmitteln des Tanzes erreichen kann, dass das Publikum an diesen Punkt kommt, sich diese Frage zu stellen: „Wie hätte ich mich verhalten? Was hätte ich getan in so einer Situation?“ Das macht diese Sache so lebendig, so hochaktuell, so real.

Recycling Medea Mikis Theodorakis Asteris Kutulas Renato Zanella
Renato Zanella & Mikis Theodorakis, Athens 2011 (Photo © by Asteris Kutulas)

Asteris Kutulas: Diese Musik … der Tanz … Euripides, die Antike, die Moderne … Wie bringst du das alles zusammen?

Dancing Medea: Emotion und Minimalismus

Renato Zanella: Es war eigentlich eher die Frage, wie diese Welt der Kunst und das Publikum zusammenkommen. Als Choreograph stehen mir mein Können und mein Fachwissen zur Verfügung, aber auch das, was mich innerlich bewegt, meine Gefühle – eine breite Palette an Möglichkeiten, mit denen ich arbeiten kann, um meine künstlerische Vision sichtbar werden zu lassen.
In diesem Ballett steckt ungeheuer viel, und gleichzeitig gibt es da auch den Minimalismus.

Es ist ja nicht einfach eine Art musikalische Untermalung oder Begleitung, was man da hört. Es ist eine Oper. Ein sehr reiches melodisches Material. Hochdramatisch. Da sind die Bewegungen ab und zu dann sehr minimal. In solchen Augenblicken ist die Singstimme das Wichtigste, und die Aufmerksamkeit gilt vor allem ihr. In anderen Momenten ist es so, als laufe die Musik im Hintergrund und als erzeuge sie dadurch eine bestimmte Stimmung, eine spannungsvolle Situation, in der sich der Konflikt entspinnt. Und an wieder anderen Stellen ist die Choreographie zum Beispiel exakt auf das Wort abgestimmt, und der Text tritt in den Vordergrund.

Asteris Kutulas: Warum dieser Stoff? Was und wen wolltest du erreichen mit diesem Ballett?

Renato Zanella: Ich fühlte bei der Arbeit eine enorme Freiheit. Wie jemand, der ein Buch liest, das ihn begeistert, und der die Handlung vor dem inneren Augen ablaufen sieht, der sich also beim Lesen seine eigene Vorstellung vom Geschehen macht. Ich sah in diesem Mythos etwas ungeheuer Aktuelles. Das wollte ich den Menschen nahe bringen. Ich kann ganz sicher die Theatergeschichte nicht umschreiben.

Ein mythologischer Stoff wird immer als ein solcher wahrgenommen werden. Es wird immer wieder so sein, dass man seinen Blick auf die Vergangenheit richtet, wenn man es mit solch einem Material zu tun hat. Trotzdem – das war in diesem Fall nicht mein Anliegen. Ich habe versucht, das zusammenzubringen, eine Überleitung zu schaffen, also etwas weit Zurückliegendes in die Gegenwart zu holen … oder es sich in der Gegenwart offenbaren zu lassen. Ich glaube, man muss heute außerdem wieder den Mut haben, sich diese Freiheit zu nehmen: sich nicht ewig zu fragen und vornehmlich damit zu beschäftigen, wie, in welcher Art und Weise man ein Thema am idealsten umsetzt, sondern es vor allem endlich zu tun.

Asteris Kutulas: Ausgangspunkt deiner Arbeit ist natürlich die Musik. In diesem Falle die Opernmusik von Mikis Theodorakis zu „Medea“.

Renato Zanella: Theodorakis’ musikalische Vorlage ist sensationell. Die Ouvertüre zum Beispiel, die ich gewählt habe – die hat etwas sehr Hymnisches, sie trägt die Dimension von etwas Unermesslichem, Unerreichbarem in sich, die Dimension des Unendlichen. Als entfalte sich ein Universum, ein Himmel voller Sterne. Und dann plötzlich diese Rhythmen, diese ethnischen Motive, dieses Erdennahe, Akzentuierte, Metrische, das uns Zeit und Raum ermessen, erfahren, erleben lässt. Das empfindet man als Tänzer extrem stark. Der Körper bewegt sich wie von allein. Dieses Werk ist enorm poetisch. Gigantisch – dieser Theodorakis. Seine Musik gestattet einem alle Freiheiten, derer man bedarf, um dieses Material zu ergreifen, damit zu arbeiten, die Botschaft, die es enthält, zu entschlüsseln und zu überbringen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich diese Musik gehört habe, aber jedes Mal hat sie mich erreicht. Sie hat etwas transportiert, in mir ausgelöst und mich mitgerissen.

Diese Komposition gab mir „grünes Licht“, ich fühlte mich frei genug, in jede Richtung gehen zu können, die ich einschlagen wollte. Ich habe den Impuls bekommen und wusste: Das muss gemacht werden.

Recycling Dancing Medea Asteris Kutulas
Maria Kousouni & Mikis Theodorakis, Athens 2011 (Photo © by Asteris Kutulas)

Asteris Kutulas: Und jenseits der Musik? Wie ist es zu diesem „leeren“ Bühnenraum gekommen?

Renato Zanella: Manche Mittel habe ich bewusst sparsam eingesetzt. Das Boot auf der Bühne zum Beispiel. Das haben wir auf einem Müllplatz gefunden. Für mich war das symbolisch. Und zugleich war das Boot selbst ein Symbol. Ebenso der leere Raum. Wo sich eine Wüste ausbreiten könnte, Niemandsland, das Nichts, ein riesiger Freiraum.

Wir fangen bei Null an, und das, was zunächst aufsteigt und anwächst, das sind vor allem die Emotionen und die Beziehungen, die sich ergeben zwischen der Musik und den Tänzern. Zwischen der Musik und der Geschichte. Zwischen den Tänzern und der Geschichte. Zwischen Vergangenheit und Heute. Das war für mich wirklich faszinierend. Mich hat das sehr begeistert. Ich hoffe, dass das Werk das Publikum erreicht … Es braucht nur einen einzigen Moment, da etwas die Zuschauer berührt, und sie fühlen sich auf einmal als ein Teil dieses Stücks und denken: „Das könnte mir auch passieren. Auch ich könnte Medea oder Jason oder Glauke sein. Ohhh, ich versteh das, ja!“ Wenn das passiert, hab ich als Choreograph das Ziel erreicht.

Asteris Kutulas, Syros 2011

Recycling Medea – Not an Opera Ballet Film

A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Recycling Medea – Film-Rezensionen & Kritiken

 

Electra 21 Greek Premiere

Announcement by the Municipality Chania, the Goethe Institute & the Chania Culture KAM

ELECTRA 21 Greek Premiere: Liquid Staging Installation to the music of Mikis Theodorakis – Chania 10th and 11th December

This Liquid Staging Installation by Asteris Kutulas to the music of Mikis Theodorakis is an absolutely new kind of live experience!

WHEN: 10th and 11th December
WHERE: Mikis Theodorakis Theatre, Venetian Harbour, Chania

With Jannis Papatzanis live on percussion

The Liquid Staging experience of ELECTRA 21 consists of the overall experience of the music, four documentaries running simultaneously and an installation. The audience decides for itself: Visitors can direct their attention in each case to whatever captivates them at the moment. In doing so, everyone perceives more than one thing at the same time.

This Liquid Staging show installation moves away from the one-dimensional seeing of the 19th century and offers the audience the polydimensional seeing, which corresponds much more to the complexity of our epoch. A new kind of live experience.

Electra, a timeless thriller. The father sacrifices the eldest daughter for power and fame. His wife slays him for it years later. Their children Electra and Orest kill her to avenge the father. A circle of hatred and destruction. No happy ending.

Electra 21 Liquid Staging by Asteris Kutulas

ELECTRA 21 | A musical recording, a ballet performance, a film production, a liquid staging installation

Credits ELECTRA 21 installation

Music by Mikis Theodorakis
Choreography by Renato Zanella | Electra: Sofia Pintzou
Cinematography by James Chressanthis ASC, GSC
Art Direction by Achilleas Gatsopoulos
Music Production, Editing & Mastering by Alexandros Karozas
Scenography by Georgios Kolios
Concept by Asteris & Ina Kutulas
Created & Directed by Asteris Kutulas

Electra 21 Liquid Staging by Asteris Kutulas

On the music of Mikis Theodorakis
„In general, Theodorakis understands the meaning and concept of setting to music differently from most opera composers: the text does not consist in an alternation of recitatives and arias, but in a classification of almost every vocal part into a continuous melismatic fabric, which is of course interrupted by choral parts and some orchestra introductions. Theodorakis sets to music by literally painting characters, emotions, situations, even contents with sounds.“ (Ilias Giannopoulos)

The ELECTRA storyline
The story begins early in the morning (where we experience Electra bemoaning her fate) and ends the same evening with Clytemnestra’s and Aigisthos‘ death, murdered by Orestes and his cousin Pylades. 

Shortly after sunrise two strange men appear (but in fact it is Orestes and Pylades who have disguised themselves) and inform Queen Clytemnestra that her son Orestes has died in exile in a chariot race. Clytemnestra, who together with her lover Aigisthos has killed her husband Agamemnon and therefore fears that her son Orestes, although he fled years ago, could still be dangerous to her, is delighted to learn of his death. Now Clytemnestra sends a messenger to invite the two men to the palace to celebrate this positive news in the evening. When her daughter Electra learns of her brother Orestes‘ fatal accident, she tries in vain to persuade her sister Chrysothemis to revenge their father’s death. Electra is convinced that the mother and her lover must finally die, because they murdered Agamemnon and thus took from the children their father. Now believing that Orestes has been killed in an accident, Electra and Chrysothemis, the two daughters, are to carry out the act of revenge. The „strangers“, Orestes and Pylades, reveal their true identity to Electra, whereupon she instigates her brother to murder Clytemnestra. Orestes finally enters the palace, kills Clytemnestra and then, when he appears, her lover, Aigisthos.

Electra 21 Liquid Staging by Asteris Kutulas

Film Credits (4 movies)

Music by Mikis Theodorakis | Ballet Choreography by Renato Zanella | Cinematography by James Chressanthis ASC, GSC | Editing by Yannis Sakaridis, Asteris Kutulas & Stella Kalafati | Music Editing & Mastering by Alexandros Karozas | Art Direction by Achilleas Gatsopoulos | Cameras by Vasilios Sfinarolakis, Mike Geranios, Zoe Chressanthis, Hara Kolaiti, Dionissia Kopana, Stella Kalafati, Asteris Kutulas | Additional filming with Katherina Markowskaya by Sarah Scherer | Sound by Klaus Salge | Assistance to James Chressanthis by Hara Kolaiti | Still photography by Robin Becker | Production Management by Vassilis Dimitriadis | Associated Producer Christopher Kikis

Written & produced by Asteris & Ina Kutulas | Directed by Asteris Kutulas

Music Edition by Schott Music | Special thanks to Peter Hanser-Strecker & Margarita Theodorakis

Cameras provided by Alternative Digital Cinema, Los Angeles & Canon, USA | Special thanks to Joe Lomba & Tim Smith

Soundtrack with kind permission of Mikis Theodorakis & SCHOTT MUSIC, Mainz

Special thanks for the support to the  Strecker-Stiftung, Frank Wunderatsch, Internationale Hofer Filmtage, Rafaela Wilde, Dimitris Koutoulas, Tim Dowdall, Gerd Helinski, Rena Parmenidou, Jörg Krause, Christian Jansen, Nana Trandou, Nikos Vlachakis, Jan Perray, Oliver Schulze, Lefteris Veniadis, Alexander Kutulas, Rafika Chawish, Hofer Filmtage Team & Thorsten Schaumann

Liquid Staging Top Story (pma Magazin)

Electra 21 World Premiere

ELECTRA 21 | A musical recording, a ballet performance, a film production, a liquid staging installation

– created and directed by Asteris Kutulas to the music of Mikis Theodorakis

Electra, a timeless thriller. The father sacrifices the eldest daughter for power and fame. His wife slays him for it years later. Their children Electra and Orest kill her to avenge the father. A circle of hatred and destruction. No happy ending.

The live experience of ELECTRA 21 consists of the overall experience of the music, four documentaries running simultaneously, some of them hybrid, and an installation. The audience decides for itself: Visitors can move, sit or stand in this liquid staging installation and direct their attention in each case to whatever captivates them at the moment. In doing so, everyone perceives more than one thing at the same time.

This show installation moves away from the one-dimensional seeing of the 19th century and offers the audience the polydimensional seeing, which corresponds much more to the complexity of our epoch. A new kind of live experience.

Electra 21 Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Electra 21 poster (Photo by Loukia Roussou | Artwork by Achilleas Gatsopoulos)

ELECTRA 21 | Eine Musikaufnahme, eine Ballettaufführung, eine Filmproduktion, eine Liquid Staging Installation

– von Asteris Kutulas zur Musik von Mikis Theodorakis

Electra, ein zeitloser Thriller. Der Vater opfert die älteste Tochter für Macht und Ruhm. Seine Ehefrau erschlägt ihn dafür Jahre später. Ihre Kinder Electra und Orest töten sie, um den Vater zu rächen. Ein Kreis des Hasses und der Vernichtung. Kein Happy End.

Das Live-Erlebnis ELECTRA 21 Produktion besteht aus dem Gesamt-Erlebnis der Musik, vier zeitgleich ablaufenden – zum Teil hybriden – Dokumentarfilmen und einer Installation. Das Publikum entscheidet selbst: Die Besucher*innen können sich in dieser Liquid-Staging-Installation bewegen, sitzen oder stehen und ihre Aufmerksamkeit jeweils auf das richten, was sie gerade fesselt. Dabei nimmt jede*r immer mehreres zugleich wahr.

Diese Show-Installation bewegt sich weg vom eindimensionalen Sehen des 19. Jahrhunderts und offeriert dem Publikum das polydimensionale Sehen, das der Komplexität unserer Epoche viel mehr entspricht. Ein neuartiges Live-Erlebnis.

Electra 21 Asteris Kutulas Mikis Theodorakis
Electra 21 team after the world premiere in Hof (Foto: Andreas Rau)

ELECTRA 21 CREDITS

A Liquid Staging Installation by Asteris Kutulas on the Music by Mikis Theodorakis

Choreography by Renato Zanella with Sofia Pintzou as Electra | Cinematography by James Chressanthis ASC, GSC | Art Direction by Achilleas Gatsopoulos | Music Production, Editing & Mastering by Alexandros Karozas | Scenography & Production by Georgios Kolios | Concept & Produced by Asteris & Ina Kutulas | Created & Directed by Asteris Kutulas

Special appearance by Katherina Markowskaya & Maria Zlatani | With the music directors Phaidra Giannelou, Andrianna Neamoniti, Clément Nonciaux, Lefteris Veniadis | With special thanks to Frank Wunderatsch

Electra 21 Asteris Kutulas Sofia Pintzou
Sofia Pintzou (Foto: Andreas Rau)

Ballet Credits

Music by Mikis Theodorakis (from his opera „Electra“) | Choreography by Renato Zanella | Film sequences by James Chressanthis ASC, GSC | Music Editing by Alexandros Karozas | Lighting Design by Uwe Niesig | Costumes by Olgica Gjorgieva | Concept & Direction by Asteris Kutulas & Renato Zanella

Dancers | Sofia Pintzou (Electra) | Alexandra Gravilescu (Clytemnestra) | Tamara Alves Dornelas Souza (Chrysothemis) | Eltion Merja (Orestes) | Valentin Stoica (Aigisthos) | Florient Cador (Pylades)

In cooperation with Europaballett St.Pölten | Ballet performances filmed at the „Apollo“ Theater of Hermoupolis (Syros) | International Festival of the Aegean | Presented by MidAmerica Productions of New York and the Municipality of Syros-Hermoupolis | General & Artistic Director Peter Tiboris

Electra 21 Asteris Kutulas Mikis Theodorakis

Music Credits

Galina Dolbonos (Electra), Wladimir Feljaer (Orestes), Emilia Titarenko (Chrysothemis), Daria Rybakova (Clytemnestra), Peter Migounov (Pedagogue), Eugeni Witshnewski (Aegisthos), Sergej Leonwitch (Pylades)

St. Petersburg State Academic Capella Orchestra & Choir | Directed by Mikis Theodorakis | Music Production, Editing & Mastering by Alexandros Karozas | Produced by Alexandros Karozas & Asteris Kutulas | Music Edition by Schott Music & Romanos

Electra 21 Asteris Kutulas

Film Credits (4 movies)

Music by Mikis Theodorakis | Ballet Choreography by Renato Zanella | Cinematography by James Chressanthis ASC, GSC | Editing by Yannis Sakaridis, Asteris Kutulas & Stella Kalafati | Music Editing & Mastering by Alexandros Karozas | Art Direction by Achilleas Gatsopoulos | Cameras by Vasilios Sfinarolakis, Mike Geranios, Zoe Chressanthis, Hara Kolaiti, Dionissia Kopana, Stella Kalafati, Asteris Kutulas | Additional filming with Katherina Markowskaya by Sarah Scherer | Sound by Klaus Salge | Assistance to James Chressanthis by Hara Kolaiti | Still photography by Robin Becker | Production Management by Vassilis Dimitriadis

Written & produced by Ina & Asteris Kutulas | Directed by Asteris Kutulas

Music Edition by Schott Music & Romanos | Special thanks to Peter Hanser-Strecker & Margarita Theodorakis

Cameras provided by Alternative Digital Cinema, Los Angeles & Canon, USA | Special thanks to Joe Lomba & Tim Smith

Soundtrack with kind permission of SCHOTT MUSIC, Mainz & Romanos

Foto: Andreas Rau

Special thanks for the support to the Strecker-Stiftung, Frank Wunderatsch, Internationale Hofer Filmtage, Rafaela Wilde, Dimitris Koutoulas, Tim Dowdall, Gerd Helinski, Rena Parmenidou, Jörg Krause, Christian Jansen, Nana Trandou, Nikos Vlachakis, Jan Perray, Oliver Schulze, Lefteris Veniadis, Alexander Kutulas, Rafika Chawish, Hofer Filmtage Team & Thorsten Schaumann

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„The public LIQUID STAGING project ELECTRA 21 by Asteris Kutulas provided a preview of a cinema format of the future.“ 

ELECTRA 21 World Premiere – 30.10.2021 | 55th International Hof Film Festival

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Electra 21 Liquid Staging Asteris Kutulas

Liquid Staging Manifest (2016)

Recycling Medea – Film-Rezensionen & Kritiken

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Süddeutsche Zeitung

… Asteris Kutulas hat einen Film über die Krise gedreht, über die Proteste und die Geschichte Medeas, der Kindermörderin im antiken Mythos. Es ist aber kein Dokumentarfilm geworden, sondern eher ein filmischer Essay, eine bildgewaltige Collage, die Protestmärsche und eine Ballettinszenierung der Medea zusammenspannt. Mit erschütterndem Effekt, denn die Präsenz der Primaballerina Maria Kousouni, kombiniert mit den brennenden Strassen Athens, erweist sich als geschickter Kunstgriff mit den entsprechendem Pathos. Und dann ist da noch Mikis Theodorakis, der Komponist, der hier nicht als Urheber des Soundtracks stumm bleibt, sondern auch zu Wort kommt: “Wenn ich heute jung wäre, würden sie mich auch einen Terroristen nennen”, sagt er …
Andreas Thamm, 15.11.2013

cinetastic.de

… Keinen „Opern-Ballett-Film“ habe er drehen wollen, hat Regisseur Asteris Kutulas mit Blick auf die rebellische Haltung seines Essays gesagt. Aber zum Glück ist das nicht die volle Wahrheit. „Recycling Medea“ ist ein Fest für die Sinne, also in gewissem Sinne eben doch auch ein Opern-Ballett-Film. Getragen wird er von der für Theodorakis charakteristischen, wuchtigen Orchestermusik, den lyrischen Gesangsstimmen, der ausdruckstarken Primaballerina Maria Kousouni und den verzauberten Landschaftsszenen mit der „Unschuld“, die ein wenig an die filmische Naturpoesie eines Terrence Malick erinnern. Trotz seiner bewusst modernen Interpretation schlägt „Recycling Medea“ zeitlos-tragische Töne an. Sehr zu seinem Vorteil verlässt sich der Film auf die nie endgültig ausdeutbare Substanz seines Stoffes, der seit mehr als 2000 Jahren Künstler aus allen Gattungen herausgefordert hat.
… Kaum jemand hat bisher so konsequent aus der Sicht der Kinder erzählt, die den Konflikt ihrer Eltern ausbaden müssen, und zwar auf die denkbar grausamste Weise. Wer hat je der Opfer gedacht, wenn er im Theater über die Motive der rasenden Ehefrau rätselte? Wer hat sich vorgestellt, welche Zukunft sie hätten haben können? Welche Träume sie verwirklichen wollten? Die Leerstelle ist nun gefüllt, auf eine ebenso vielschichtige wie eindringliche Weise.
Peter Gutting, 14.9.2021
cinetastic.de

RECYCLING MEDEA | Liebe, Eifersucht, Mord. Verstörende Schönheit, rebellierende Jugendliche, Tanz und Musik. Ein Ballett-Film.

SWR Fernsehen

Recycling Medea ist ein faszinierendes Filmdokument! Eine Film-Collage, die in großartiger Weise die Musik von Mikis Theodorakis, die Ballett-Choreographie von Renato Zanella mit der Krisensituation in Griechenland verbindet. Der Filmessay von Asteris Kutulas überträgt die Geschichte Medeas, der Kindermörderin aus der Tragödie von Euripides vom Jahr 431 vor Christus, auf die heutige Krise in Griechenland als bildgewaltige Collage: Medea rächt sich für die Ungerechtigkeit, die ihr widerfuhr, indem sie ihre Kinder tötet. Zwischen den perspektivlosen Jugendlichen und der Polizei in Athen kommt es zu dramatischen Auseinandersetzungen auf den Straßen. Die Frustration der “verlorenen Generation” trifft auf Polizeigewalt. Verrät der Staat seine Jugend? Und wie rächt sich diese? Der Film hat neben seiner künstlerischen Dimension auch eine “tagespolitische Brisanz”.
SWR, 18.3.2015

FAZ (Premierenkritik)

… Die Schlüsselszene des Balletts ist auch die des gesamten Films, sie ist seine Quintessenz: Jason verstösst Medea, weil er eine Andere heiraten wird. Ein «Wertewandel», der uneingeschränkte Freiheit verlangt. «Wenn du frei sein willst,» prohezeit ihm da Medea, «wirst du deine Kinder verlieren.»

Maria Kousouni, die Primaballerina, ist Athenerin und eine grossartige, eine phantastische Medea. Renato Zanella, dessen meisterliche Choreographien in der Vergangenheit schon in Stuttgart, Berlin und besonders in Wien zu bewundern waren, beherrscht mit seinem Ensemble Kutulas’ Film… Hineingeschnitten in den strengen Totentanz Zanellas haben Kutulas und seine Cutterin Babette Rosenbaum harsche Szenen vom physischen Einsatz der griechischen Jugend gegen die Regierungspolitik. In schwarz-weiss gefilmten dokumentarischen Sequenzen, in denen nur bisweilen das Orange der brennenden Strassen aufleuchtet, lässt Kutulas sie gegen die Staatsmacht ziehen. Es ist dies ein anderes Ballett: Das der trampelnden Polizeistiefel, der leichtfüssigen Turnschuhläufer und das der zu Boden schlagenden, verletzten menschlichen Körper.

Kutulas’ Leistung, die seiner Equipe, ist das nahtlose Zusammenfügen dieser Tanz- und Strassenszenen. Das nahezu wortlose, von Theodorakis’ kraftvoller Musik getragene Erzählen der Geschichte der leidenden Mörderin, das ins Bild gesetzte Auftauchen Medeas aus ihrer grässlichen Vergangenheit, das Hineingeraten des Zuschauers in die scheussliche Gegenwart des alltäglichen Generationenkrieges vor der blendenden Fassade des Parlamentsgebäudes am Syntagma-PLatz …

1.200 Zuschauer, die meisten junge Menschen, waren zur Filmpremiere in das Athener «Theater Badminton» gekommen. Ein gewaltiger Erfolg insofern, als diese Weltpremiere weitgehend ohne Ankündigung, ohne Reklame auskommen musste: Das staatliche Fernseh- und Radioprogramm ERT, das als Werbeträger vorgesehen war, hatte – auf Anweisung der Regierung – mehr als eine Woche zuvor sein Programm eingestellt. Begeistert feierte dieses Publikum nicht nur Kutulas und seine Tänzer, sondern vor allem den greisen Theodorakis, den Helfer in einem Rollstuhl ins Theater geschoben hatten. In eine der wüsten Kampfszenen des Films hineingeschnitten, lässt der 53 Jahre alte Regisseur den 87 Jahre alten Komponisten seufzen : «Wäre ich heute jung, dann würden sie auch mich einen Terroristen nennen.»

Was ist das nun für ein Werk ? Ein Musik- oder ein Ballett-Film? Ein politischer oder ein Dokumentarfilm? Er sei all das und doch nichts von alledem sagt der Regisseur. Doch es ist in dem von ihm gewählten Kontext wohl in erster Linie ein politischer Film …
Hansgeorg Hermann, 4.7.2013
Frankfurter Allgemeine Zeitung

artechock.de

Recycling Medea ist eine Verschmel­zung des klas­si­schen und modernen Tanzes mit aktuellen Bildern von jungen, gegen die Spar­maß­nahmen protes­tie­renden Menschen. »Grie­chen­land mordet seine Jugend, indem es deren Zukunft zerstört«, so die Beschrei­bung des kraftvollen Film­ex­pe­ri­ments … Aus der asso­zia­tiven und von der Musik gelei­teten Montage von Tanz­auf­nahmen mit Bildern von zarten und zornigen Jugend­li­chen entsteht eine filmische, iden­ti­täts­stif­tende National-Hymne über die Ereig­nisse der heutigen Zeit, die in der Krise den Mythos neu erzählt.
Dunja Bialas, 14.11.2013
www.artechock.de

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Plakatentwurf von Apostolos Tziovaras mit der Tänzerin Maria Kousouni (Photo © by Stefanos Kyriakopoulos) 

plärrer

Die Gesellschaft: dieses machthungrige, seine Kinder mordende Wesen. In diesem Falle Griechenland. Asteris Kutulas sah in Athen vor zwei Jahren die “Medea”-Choreographie von Renato Zanella, Chef des Athener Nationalballetts. Sie inspirierte ihn zu diesem filmischen Experiment, dass er sehr wohl auch als aktuelle Spiegelung der griechischen Verhältnisse versteht: Medea als tragische Figur, die sich mörderisch für den Verrat des Geliebten – aus Habgier und Geltungssucht begangen – rächt. Die großartige Primaballerina Maria Kousouni verkörpert in Zanellas “Medea” die Titelfigur, und sie ist wesentlicher Teil dieses Films, der eigentlich zwei Choreographien zeigt: die künstlerische und die spontane. Kutulas kontrapunktiert nämlich die getanzten Szenen immer wieder mit Aufnahmen von griechischen Jugendlichen bei Protestaktionen wider den Staat, der ihnen die Zukunft geraubt hat …
J.S., 12/2013
plärrer, Nürnberg

Junge Welt

»Recycling Medea« ist ein aufwühlender Film über die kindermordende Gesellschaft von heute… »Der Medea-Film«, sagt Theodorakis, »ist für mich ein griechisches Kunstwerk«. Das stimmt. Und weil es griechisch ist, erzählt es – in großer Manier – vom Ursprung. Von uns allen.
Junge Welt, 27.06.2013 (Feuilleton)

tanznetz.de

Asteris Kutulas Filmgedicht „Recycling Medea“ entwirft konsequent aus dem Blickwinkel der verlorenen Kinder kühne, manchmal kryptische Assoziationsketten. Interagierend mit einer hochkarätig emotionalen Opern-Einspielung führt die Regie die griechische Tragödie (431.v.Chr.) Vers für Vers metaphorisch mit der aktuellen Tragödie Griechenlands und der verlorenen Generationen von Heute zusammen.
Regisseur Kutulas montiert – bestechend in Kameraführung und Bildschnitt − den antiken Mythos im „Ballett als Bühnenstück“ mit dem „Ballett der Straße“ und kreiert durch diese Collage eine völlig andere Art Opern-Ballett-Dokumentar-Kunst-Film …

Doch Kutulas Film dokumentiert nicht das Bühnenstück, sondern konzentriert sich in mehrfachen, teils rätselhaften Brechungen auf die getanzte Tragödie Medeas im Angesicht der Straße mit vermummten Jugendlichen, bewaffneten Hundertschaften und brennenden Autos. Die Zeit der Unschuld ist vorbei. „Recycling Medea“ beleuchtet mehrschichtig Zeiten des Widerstandes, des Schuldigwerdens, der Perspektivlosigkeit. Text- und Bildfragmente (inspiriert von Lars von Trier, Pasolini, Carlos Saura, Theo Angelopoulus u. a.) eröffnen Gedankenräume. 

Die epische Erzählweise wird bis in die Typografie betont; gegen die Härte der Euripides-Zitate sind comic-Zeichen gesetzt. Auch die überraschend interpolierte Zitat-Ebene der 15 Jährigen blonden „Unschuld“ – Bellas innerer Monolog sind authentische Zitate aus dem Tagebuch der Anne Frank 1943/44 – konturiert eine plakative Yellow-press Schönheit als Vision ohne Zukunft …
Zeitübergreifend katapultiert Kutulas´ melancholisches Epos „Recycling Medea“ unterschwellig Grundfragen der menschlichen Schuld der Elterngeneration in die Gegenwart.
Karin Schmidt-Feister, 18.1.2014
www.tanznetz.de

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Filmstill aus „Recycling Medea“

prinz.de

In seinem ungewöhnlichen Film zieht der Regisseur Asteris Kutulas überraschende Parallelen zwischen einer klassischen griechischen Tragödie und der gesellschaftlichen Tragödie des heutigen Griechenlands. Durch die Kombination aus expressivem Tanz, der zutiefst bewegenden und überaus dynamischen „Medea“-Opernmusik von Mikis Theodorakis und aktuellen Filmaufnahmen von dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Polizisten in den Straßen Athens, sowie die Einführung weiterer inhaltlicher Ebenen ist eine Filmcollage entstanden, die nicht nur aufgrund ihrer inhaltlichen Komplexität dazu einlädt, den Film wiederholt sehen zu wollen, sondern es ist vor allem die intensive Emotionalität, die bereits viele Zuschauer begeisterte. Für einen Opern-Ballett-Film ist das außerordentlich. Der Regisseur bezeichnete RECYCLING MEDEA allerdings von vornherein als “not an opera ballet film”. RECYCLING MEDEAein faszinierendes Filmdokument, das die Trostlosigkeit einer Gesellschaft reflektiert, die ihre Kinder zu dem gemacht hat, was sie doch niemals werden sollte: die Verlorene Generation.
prinz.de, 01/2014

Provokantes Opus …

Auf der Basis der »Medea«-Choreographie von Renato Zanella, Chef des Athener Nationalballetts, realisierte Asteris Kutulas einen herben Kontrast: getanzte Kunst in Analogie mit der spontanen Choreographie auf der Straße. Junge Griechen, die bei Demonstrationen in Athen wider die Phalanx der staatlichen Ordnungskräfte anrannten – aus Wut über den Verrat an ihrer Zukunft. Mit schier unglaublicher Präsenz und Ausdrucksfähigkeit verkörpert in dem visuell starken Film die Tänzerin und Primaballerina Maria Kousouni die Rache-Elegie der betrogenen Medea und von Mikis Theodorakis stammt die emotionsgeladene Ballettmusik auf der Basis seiner Oper “Medea” nach Euripides…
Plärrer, 01/2014

Berliner Morgenpost

Asteris Kutulas verarbeitet die Krise in seiner Heimat mit einem poetischen Film, der Straßenkämpfe der Jugend mit dem Mythos der Kindermörderin Medea vereint.
Medea windet sich tanzend zur Musik von Mikis Theodorakis. Die mythische Figur ringt verzweifelt mit der Entscheidung, ihre Kinder aus Rache an ihrem untreuen Ehemann zu töten. Schnitt. Tränengas zieht durch das Zentrum Athens. Junge Leute schleudern Brandbomben. Polizisten hinter Schilden. Schnitt. Ein junges elfenhaftes Mädchen auf grünen Wiesen. Die verlorene Unschuld. So wie die Wiege der europäischen Zivilisation in der aktuellen Krise seine Unschuld verloren hat. Die Lage in Griechenland hat Asteris Kutulas zu diesen Bildern inspiriert … Das Resultat dieser Erfahrungen ist kein Spielfilm, kein Ballettfilm und kein Polit-Streifen. Eher eine poetische Collage, ein 76-minütiger Video-Clip …
Joachim Fahrun, 18.1.2014
Berliner Morgenpost

Medeas Schultern

… Der Film zeigt das Medea-Ballett mit der Musik von Mikis Theodorakis und der Choreographie von Renato Zanella. Kampfszenen aus dem heutigen Griechenland zwischen Demonstranten und Polizei sind dazwischen montiert. Der Anne-Frank-Mythos wird eingearbeitet. Das Staatliche Akademische Orchester und der Chor St. Petersburg spielen und singen. Theodorakis dirigiert. Es ist eine gewaltige, eine hinreißende Musik. Kutulas zeigt, wie sich die Tänzer schminken, zeigt den Choreographen, wie er mit den Tänzern arbeitet und wie er seine Intentionen erläutert. Die Musik trägt den Film, wirbelt ihn in virtuelle Höhen und Tiefen. Und, ich scheue mich nicht zu sagen, auch die Schultern der Primaballerina Maria Kousouni tragen den Film. Es sind Schultern von unglaublicher Kraft, Militanz und Verletzbarkeit, Schultern von großem Glanz. Sie symbolisieren die Abgründe des Medea-Mythos und die Wucht, die leidenschaftliche Frauen in die Waagschale zu werfen haben. Das muss man gesehen haben.
Kopkas Tagebuch, Movie Star, 19.1.2014
kopkastagebuch.wordpress.com

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Plakatentwurf von Apostolos Tziovaras mit Andre Hennicke und Bella Oelmann (Photo © by Ina Kutulas) 

Abendzeitung München (AZ)

Recycling Medea ist ein Filmexperiment … : Die klassische Tragödie um die Zauberin Medea wird verarbeitet, die ihre Heimat verlässt für einen Mann, der untreu wird, woraufhin sie mordet. Durch Verschmelzung von klassischem Ballett, modernem Tanz und aktuellen Bildern vom Zorn junger Menschen in Griechenland entsteht ein künstlerisches Zeitporträt von Griechenland heute.
Abendzeitung München, 1.2.2014

der Freitag

Jede Generation schafft sich ihre eigene Medea. Die Medea meiner Jugend war ein Monument gegen Duldsamkeit. In “Recycling Medea”, einem Film von Asteris Kutulas, vertritt die Ungehaltene Griechenland. Medea ist aber die berühmteste Ausländerin der Weltliteratur, sie folgt Iason und seinen Argonauten aus einem Barbarenreich (in Sicht der Griechen) am Schwarzen Meer nach Iolkos. Da lässt sie sich zur Tänzerin ausbilden: in Kutulas’ Lesart des Mythos. Recycling Medea verschränkt Proben- und Premierenstimmungen einer klassischen Verwandlung des Dramas in Bewegung mit Straßenkampfszenen.

… Jeder wird Recycling Medea als Kommentar zur griechischen Krise deuten. Doch der Film ertrinkt in seinen Bildern. Seine Aspekte erscheinen zunehmend disparat. Collage, Montage. Filmgedicht. Das Kino als Mobile – ich suche ein Wort, das meine Eindrücke rettet. Ich halte mich an Zanella und seine Compagnie. Ich sehe Mythos und Arbeit. Die Frauen gebären “gegen den Anmarsch der Würmer” (Heiner Müller). Medea, “die Kennerin der Gifte”, kriegt spitz, dass ihr Iason zu Glauke geht. Sie leuchtet der Tochter des Kreon heim, wie dann auch allen anderen. Das ist ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der ganz bestimmt kein betäubter Wille steht.
Jamal Tuschick, 20.01.2014
der Freitag

Neues Deutschland

… „Recycling Medea“ beleuchtet mehrschichtig Zeiten des Widerstandes, des Schuldigwerdens, der Perspektivlosigkeit. Die Kinder sind tot, das Land stirbt. Theodorakis mit Gasmaske unter den Demonstranten. Medea schaut in die erleuchteten Theaterränge. Ein Vermummter blickt in die Kamera. Kunst und Realität greifen ineinander. Asteris und Ina Kutulas widmen ihren zeitenübergreifenden melancholischen Film „den Eltern, die ihre Träume verloren haben und der verratenen Jugend, die um ihre Zukunft kämpft.“
Neues Deutschland, 18.01.2014

artechock.de

Manchmal braucht es ein paar Abstrak­ti­ons­ebenen mehr als Geschichts­bücher und Nach­richten, um Ereig­nisse, aktuelle wie histo­ri­sche, annähernd zu begreifen. Mutige Expe­ri­mente der Filmkunst wie “Recycling Medea” nehmen den Zuschauer mit auf solche Ebenen. “Recycling Medea” ist eine multi­me­diale drama­ti­sche Moritat von der Jugend Grie­chen­lands, die die Gesell­schaft im Zuge der Finan­z­krise um ihre Zukunft bringt, wie es Medea in der grie­chi­schen Mytho­logie mit ihren Kindern gemacht hat.
Natascha Gerold, 23.01.2014
www.artechock.de

Sächsische Zeitung

Kunstvolles und Authentisches paart „Recycling Medea“. Der griechische Regisseur Asteris Kutulas, dessen Lebenswege eine Zeit lang gleichsam durch Dresden führten, erschuf einen Hybrid aus Dokumenten, Spiel- und Musikfilm sowie politischer Reportage. Durch die Kombination aus expressivem Tanz, „Medea“-Opernmusik von Mikis Theodorakis, Statements sowie aktuellen Aufnahmen von Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Polizisten in den Straßen Athens, zeigt er überraschende Parallelen zwischen einer klassischen griechischen Tragödie und der gesellschaftlichen Tragödie des heutigen Griechenlands.
MkF, 21.5.2015
Sächsische Zeitung

Unsere Zeit

Kutulas’ 2014 fertiggestellter Beitrag „Recycling Medea“ ist ein politisch-künstlerischer Filmessay über die griechische Krise. Er verschränkt den Probenprozess 2012 für das „Medea“-Ballett (Choreographie: Renato Zanella, Primaballerina: Maria Kousouni) mit den heftigen Polizeieinsätzen gegen massive Troika-Proteste in Athen. In der Zeit dieses „abfärbenden“ Erarbeitungsprozesses für die Bühne hatte sich der Komponist im Rollstuhl an die Seite der Demonstranten bringen und schützen lassen. Trotz der damals übergestülpten Gasmaske leidet er bis heute an den Verletzungen durch Tränengas.
Hilmar Franz, 14.8.2015
UZ

Recycling Medea Plakat von Asteris Kutulas
Plakatentwurf von Apostolos Tziovaras mit Bella Oelmann (Photo © by Ina Kutulas) 

Theodorakis, Kutulas und die recycelte Medea

… Es wird still im Publikum, als Asteris Kutulas beeindruckender Film auf die Leinwand geworfen wird. „[E]ine bildgewaltige Collage, die Protestmärsche und eine Ballettinsszenierung der Medea zusammenspannt. Mit erschütterndem Effekt […]“, schrieb Andreas Thamm 2013 in der Süddeutschen Zeitung. Dem möchte ich mich anschließen: Chaos, Krise, Kunst, Medea – und dazu Theodorakis, der einen musikalischen Feuerreigen als Soundtrack geliefert hat, und immer wieder Teil des Filmgeschehens wird. Überwältigt, nachdenklich und ein bisschen ratlos stapfe ich durch die Göttinger Kälte nach hause. Es ist mittlerweile 22 Uhr…

Dennis M. Dellschow, 11.12.2015
Göttinger Kulturbüro

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Rehearsal Medea ballet with Maria Kousouni, Danilo Zeka & Mikis Theodorakis (Photo © by Asteris Kutulas)

berührend  + faszinierend

… Es ist wirklich ein sehr schöner Film geworden. Es war keinen Moment zu lang oder langweilig. Auch die verschiedenen Situationen waren wunderbar aufgeteilt. Und auch die großartige Primaballerina schaffte es, mit sehr klassischem Tanzvokabular diese schwierige Rolle der Medea glaubhaft rüberzubringen!!! Auch das junge Mädchen als die Unschuldige war sehr berührend + faszinierend. 
Ich kann Ihnen nur wünschen, dass dieser Film viel gesehen wird.

Susanne Linke (Tänzerin & Choreografin), 2014

Recycling Medea Asteris Kutulas
Photo © by Bill Bilias

… wenn die Schönheit verschwindet

Dieser Film könnte als Ergebnis eines idealen wechselseitigen künstlerischen Befruchtung verschiedener Generationen und verschiedener Talente aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz und Film gelten.

Es war nämlich Euripides, ein Gigant der Sprachkunst und des Theaters,  der “Medea” schrieb. Nur als Autor solchen Ranges konnte er damals so ein Werk verfassen, ohne gesteinigt zu werden. Auf der Text-Grundlage von Euripides’ “Medea” komponierte Mikis Theodorakis eine dem Theaterwerk ebenbürtige lyrischeTragödie.

Das Wirken dieser beiden Koryphäen war die Basis für das Wirken der Jüngeren. Der Choreograph Renato Zanella interpretiert Theodorakis’ lyrische “Medea”-Tragödie mit seinem Ballett und die fantastische Tänzerin Maria Kousouni tut dies in der Rolle der Medea. Der Regisseur Asteris Kutulas, durchdrungen von einer besonderen Art der Sensibilität, bringt diese Tragödie ins Kino. Er verleiht ihr durch seine filmische Umsetzung eine tiefere gesellschaftliche und politische Dimension.

Der Film von Asteris Kutulas wird seinen Weg nehmen durch die Äonen, zusammen mit Euripides, Theodorakis, Zanella, Maria Kousouni und der Sopranistin Emilia Titarenko. Immer dann, wenn die Überheblichkeit der Mächtigen den Menschen an sich und die Völker erniedrigt, immer dann, wenn die Schönheit verschwindet und die Größe des Individuums schrumpft, werden die Menschen zu diesem Film greifen und ihn sich ansehen, um ihre Schönheit und ihre Größe wiederzuerlangen.

Nikos Tzimas, Regisseur
Athen, Januar 2014

Recycling Medea Asteris Kutulas
Photo © by Stefanos Kyriakopoulos

diastixo.gr: „Auf den Punkt gebracht“ von Ioanna Karatzaferi

In der griechischen Geschichte − wie sie uns in der Schule gelehrt wurde, und auf dem Gebiet der Dramaturgie, was meine Erfahrung als Theater-Gängerin anbelangt − gibt es keine andere „Medea“ vor und nach der von Euripides, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Vielleicht hat diese Tragödie das Wort “Kindsmörderin” überhaupt erst hervorgebracht. Diese Kindsmörderin ist keine Griechin, sondern eine Frau aus Kolchis, im antiken Verständnis Barbaren-Land, Tochter eines Königs, die sich mit ihrem Mann Jason und den beiden gemeinsamen Kindern in seiner Heimat Korinth niederlässt. Der Mythos ist bekannt und dessen mögliche Interpretationen sind unterschiedliche. Euripides‘ vorherrschendes Interesse ist das für die Probleme und die Situation einer Frau in einer von Männern beherrschten Welt.

Als ich den Film “Recycling Medea” sah, fühlte ich die Zeit − oder besser die zeitlose Geschichte – sich zuspitzen und in einem Punkt kulminieren. Ich fühlte die Gewalt, die sich ereignete in der Vergangenheit, und die Gewalt, die sich ereignet in der Gegenwart, zu einem Stream werden und in einem Punkt konzentrieren.
Es geht in „Recycling Medea“ um einen neuartigen Entwurf der Synthese der Künste: der Sprache – obwohl im Film kaum gesprochen wird −, der Musik, der Bewegung.

Die Symbolismen könnte man für beliebige halten; wenn wir aber die Erde als Mutter Erde bezeichnen und dementsprechend das Land, in dem wir geboren wurden, als Mutter Heimat und wenn wir ihr in ihrer Eigenschaft als Mutter wegen der Kriege, in die sie uns stürzt, wegen der Konflikte, wegen der Auseinandersetzungen, wenn wir dieser Mutter Heimat ob ihrer Verantwortungslosigkeit vorwerfen können, dass sie ihre Kinder tötet, dann offenbaren die dokumentarischen Filmaufnahmen, dass die Schlüsselaussagen des Films die Situation des Landes auf den Punkt bringen. Im Film gibt es keine gesprochenen Dialoge. Was man erlebt, das sind die Filmbilder, die Musik, der Tanz. Der Soundtrack des Films − die „Medea“-Musik von Mikis Theodorakis für die gleichnamige Oper − wurde von der Staatskapelle St. Petersburg eingespielt. Jede Note wird zu einer Bewegung; eine untrennbare Einheit.

Die Fingerkuppen der unsichtbaren Musiker − die die Instrumente berühren, um den Klang zu erzeugen − und die Zehenspitzen der sichtbaren Tänzer, sie verbinden sich in ihrer Dynamik, sie wirken zusammen und ergeben ein hochenergetisches Ganzes. Die sichtbare Identifikation der Primaballerina Maria Kousouni mit der Medea-Rolle und die Musik – diese Bilder sind so intensiv und packend, dass das nicht nur Bewunderung auslöst, sondern auch einen inneren Schmerz.

Das Ergreifende der filmischen Bilder und der Musik, sie werden punktuell immer wieder konterkariert von den Szenen des Aufruhrs, der Gewalt, die sich auf den Straßen abspielen. Zeugnisse der konfliktreichen Situation, in der die Bürger leben, die sich gegen die aufgezwungene Sparpolitik erheben, gegen die Macht, die einige ihrer Kinder gegen andere Kinder aufhetzt, Bürger, denen Mikis Theodorakis, wie wir im Film sehen, beisteht. Kutulas‘ Montage-Methode avanciert regelrecht zu einem neuen Regieprinzip, um immer dann, wenn die Dramatik einen Höhepunkt erreicht, einen Moment der Entspannung folgen zu lassen, damit die Zuschauer durchatmen können und dem Film weiter folgen werden, bis zum Schluss dieses ergreifenden / packenden Werks.

Der Film wurde im Apollo-Theater – auch La Piccola Scala genannt − in Ermoupoli auf der Insel Syros gedreht. Auf der Bühne vereinigt Renato Zanella durch seine Choreografie Zeit, Musik, Bewegung, Gefühle, Liebe, Hass, Leben und Tod. Es entsteht eine Zeitbrücke, die herüberreicht aus dem Jahr 431 v. Chr., als „Medea“ von Euripides zum ersten Mal präsentiert wurde, ins Jetzt, nach 2014, wo die „Medea“ von Asteris Kutulas erscheint, die das Konfliktpotenzial von Aufstand und Unterdrückung vor Augen führt.

Dieses grandiose Erleben von Bild, Ton, Farbe und Bewegung, (das durch Worte nicht wiedergegeben werden kann − wie der Geschmack von bitter oder süß, der sich nur durch die tatsächliche sinnliche Erfahrung vermittelt), dieses Gesamterlebnis erzeugt Gefühle, Gedanken und Erwartungen, die ungeheuer packend sind. Dieses Werk markiert eine Wende im Bereich der Ausdrucksmöglichkeiten der Künste und des Kinos, das auch die „siebente Kunst“ genannt wird. Einer der seltenen Augenblicke in meinem Leben, da ich mich tatsächlich sehr glücklich schätze.

Ioanna Karatzaferi, 25.6.2014
diastixo.gr

Recycling Medea by Mikis Theodorakis & Asteris Kutulas

Film der Gegensätze

… Es handelt sich um einen sehr eigenen, besonderen Film, der sich nicht einem der gängigen Filmgenres zuordnen lässt, sondern vielmehr einer dreifachen nicht-linearen Narration folgt, einer narrativen Struktur der Choreographie, der Musik und der Einbindung dokumentarischer Momentaufnahmen, die uns aus der hochästhetischen Welt der Kunst immer wieder in die harte und gewaltsame Realität zurückversetzen, wie sie heute auf den Straßen von Athen in Kameraaufnahmen festgehalten wird.

Der Film ist eine Collage von Szenen, die nicht allein sowohl die urbane Landschaft als auch die Natur, sondern ebenso die Ästhetik des Tanzes und der Musik einzufangen vermögen. Ein Film der Gegensätze, der die Paradoxa und das Erodierende der griechischen Realität widerspiegelt und aufgrund seiner besonderen Ästhetik und der Fragen, die er aufwirft, nur als Kunstfilm bezeichnet werden kann; ein Film, der das Publikum mit Fragen konfrontiert, und dabei überhaupt nicht didaktisch ist …

Eva Kekou, Kuratorin & Kunsthistorikerin, 2016

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Recycling Medea – Movie Reviews & Statements

On the movie Recycling Medea (press excerpts & reviews)

… Asteris Kutulas has made a film on the crisis, on the protests and the story of Medea, the child murderess from Greek mythology. The result, however, is no documentary, but rather a cinematic essay, a visually striking collage that interweaves the protest marches and a Medea ballet production. And he does it to harrowing effect since the presence of prima ballerina Maria Kousouni, combined with the burning streets of Athens, proves an artful plot device with resounding pathos. Not to forget composer Mikis Theodorakis who does not remain the mute composer behind the scenes, but chooses to voice his own opinion. “If I was young today, they might also call me a terrorist”, he states …
Andreas Thamm, 15 November 2013
Süddeutsche Zeitung

Recycling Medea by Asteris Kutulas with Maria Kousouni
Maria Kousouni as Medea (Photo © by Stefanos Kyriakopoulos)

… Society: a power hungry, child-murdering entity. In this case, Greece. Two years ago in Athens, Asteris Kutulas watched the Medea choreography by Renato Zanella, head of the Athens National Ballet. The ensemble’s performance inspired this filmic experiment and contemporary reflection of the Greek situation. It explores the tragic figure of Medea who decides to take murderous revenge against her husband’s – avaricious and vain – betrayal. In Zanella’s Medea, terrific prima ballerina Maria Kousouni plays the leading role and key part in a film that is based on two choreographies, artistic and spontaneous. In the latter, Kutulas frequently contrasts the dance sequences with recordings of Greek youngsters, caught up in protests against a state that has robbed them of their future…
Jochen Schmoldt, December 2013
plärrer, Nuremberg

Recycling Medea by Asteris Kutulas at the EPOS festival in Tel Aviv. Israel
Review of Recycling Medea in the programme of the EPOS film festival in Tel Aviv, Israel.

Excerpt from the FAZ review of the premiere

… The ballet’s key scene also defines the entire film; it is its quintessence: Jason casts Medea out because he wants to marry another. A “shift in values” that requires and demands unfettered freedom. “If you wish to be free”, Medea retorts, “you will lose your children.”
Prima ballerina Maria Kousouni is from Athens and a brilliant, fantastic Medea. Renato Zanella, whose masterly choreographies have already graced Stuttgart, Berlin and especially Vienna, commands Kutulas’ film with his ensemble … Kutulas and his editor Babette Rosenbaum have edited Zanella’s stern danse macabre into harsh scenes of the Greek youth’s physical actions against the government. These monochrome documentary sequences, rarely illuminated by the occasional orange glow of burning streets, see them face the state’s power. It is a ballet of a different kind: that of stamping police boots, light-footed sneakers on the run and injured human bodies hitting the pavement.

Kutulas’ achievement, and that of his team, is the seamless interplay of these dance and street scenes. The almost wordless narration of the suffering murderess, carried by Theodorakis’ powerful music; Medea’s staged emergence from her terrible past; the viewer’s involuntary involvement in the atrocious present, in this everyday war of the generations set against the splendid façade of the parliament on Syntagma Square …

An audience of 1,200 – mostly young people – had flocked to the film’s premiere at Athens’ Theater Badminton. A rousing success, considering the enforced lack of advertising or public announcements: On express government orders, and a mere week before the film’s release, Recycling Medea’s intended promotional partner – state-owned TV and radio station ERT – had ceased operations. The enthusiastic audience, however, not only celebrated Kutulas and his dancers, but most of all wheelchair-bound Mikis Theodorakis, who had been pushed into the theatre by helpers. Edited into one of the work’s vicious fight scenes, the 53-year-old director lets the 87-year-old composer sigh, “If I was young today, they might also call me a terrorist”.

So, what kind of work is this? A music or ballet film? A political work or a documentary? According to the director, it is all of this and none at all. And yet, its context makes this a political film, first and foremost …
Hansgeorg Hermann, 4 July 2013
Frankfurter Allgemeine Zeitung

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The moral lesson of this epic poetic feature film raised my consciousness from the inside out. This is not art for art’s sake. It is art with a deep compassion for humanity. The pacing is fast and the message clear: the future of our children has been seriously compromised. Kutulas’ film should be viewed by a wide and diverse audience.
Spyros D. Orfanos, Ph.D., 2015
New York University – Psychotherapy & Psychoanalysis

Ballet film Recycling Medea by Asteris Kutulas
Poster draft „Recycling Medea“ (Photo © by Bill Billias)

Recycling Medea blends classical and modern dance with contemporary scenes of young people protesting austerity measures. According to the description of this powerful cinematic experiment, “Greece murders its children by destroying their future” … Spun from the associative and music-led montage of dance scenes and images showing frail and belligerent youths arises a filmic and identity-defining national anthem on contemporary events, retelling the legend against the backdrop of current crises.
Dunja Bialas, 14 November 2013
artechock.de

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Recycling Medea is a stirring and disturbing film about today’s child-murdering society. “To me, the Medea film”, explains Theodorakis, “is a Greek work of art.” A true statement. In the spirit of its Greek origins, it tells – in grand style – of our origins. It is a work about us all.
Junge Welt, 27 June 2013

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Asteris Kutulas’ filmic poem Recycling Medea conjures up consistent, bold and occasionally cryptic associations, narrated from the perspective of lost children. Playing off and with top-class and exquisitely emotional opera sequences, the direction splices the Greek tragedy (431 BC), verse by metaphorical verse, with the current Greek tragedy and its lost generations.

To this end, director Kutulas cuts the antique myth, through impressive camera and editing, into a clash of ‘stage ballet’ and ‘street ballet’, thus creating an entirely different collage and opera-ballet-documentary-art-film …

At the same time, Kutulas’ film not only documents the play, but also focuses on the repeated, occasionally baffling disruptions of Medea’s dance-based tragedy by streets filled with hooded and masked youths, armed police forces and burning cars. The time of innocence is gone. With its multi-layered approach, Recycling Medea illuminates times of resistance, of guilt, of lacking perspectives. Text and image fragments (inspired by Lars von Trier, Pasolini, Carlos Saura, Theo Angelopoulus et. al.) open up new room for thought. The children are dead, the country dying, a gasmask-wearing Theodorakis appears among the protesters; Medea stares up at the bright balcony seats, a masked protester straight at the camera. Art and reality start to mesh.
The epic narrative is underscored by stylistic elements, including the film’s typography: a cartoon font softens the harsh reality of Euripides’ quotes. On a different layer and level, the startling juxtaposition of 15-year-old blond “artlessness” – Bella’s internal monologue – appropriates authentic quotes from Anne Frank’s 1943/44 diary, thus adding contours to a striking yellow press beauty to embody a vision without a future …
With its timeless and encompassing approach, Kutulas’ melancholic epic Recycling Medea subliminally catapults fundamental questions of a parent generation’s guilt all the way into the present.
Karin Schmidt-Feister, 18 January 2014
tanznetz.de

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Provoking opus …

Based on the Medea choreography by Renato Zanella, head of the Athens National Ballet, Asteris Kutulas achieves a harsh contrast: fleet-footed art meets the spontaneous choreography of the streets in the guise of young Greek demonstrators in Athens who tackle a phalanx of law enforcement to vent anger about their stolen future. The visually captivating film leaves plenty of space for the sheer incredible presence and expressiveness of dancer and prima ballerina Maria Kousouni performing the elegiac revenge of a jilted Medea, while the charged and emotional ballet music was composed by Mikis Theodorakis, based on his opera Medea by Euripides …
Plärrer, January 2014

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Asteris Kutulas transforms the crisis gripping his native country into a poetic film that splices adolescent street fights with the ancient legend of child-murderess Medea. Medea twists and dances to Mikis Theodorakis’ music. The mythical figure finds herself caught in a desperate struggle, grappling with the decision to kill her children to punish her unfaithful husband. Cut. Tear gas wafts through the centre of Athens. Young people flinging fire bombs. Police behind shields. Cut. A young, elfish girl on a green meadow. Lost innocence incarnate. Just like the cradle of European civilisation lost its innocence in the ongoing crisis. The current situation in Greece inspired Asteris Kutulas’ imagery … and the result of these experiences is no feature film per se, no ballet film or political flick. Rather, it is a poetic collage, a 76-minute video clip …
Joachim Fahrun, 18 January 2014
Berliner Morgenpost

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… Another film that deserves mention is Asteris Kutulas’ film ”Recycling Medea”. It is a fascinating motion picture adventure, a cinematic canvas that mixes ballet dancing with opera music composed by the iconic Mikis Theodorakis, narration, images of youth protests in the streets of Athens and a character inspired by Anne Frank. Visually stunning and masterfully choreographed by Renato Zanella, the dancing vividly conveys an array of feelings ranging from love, hate, revenge and ultimately Media’s denial of the unbearable crimes she has committed. –
Hollywood Greek Reporter, 24 June 2015

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Medea’s shoulders
… The film shows the Medea ballet set to Mikis Theodorakis’ music and Renato Zanella’s choreography, cut with fight scenes between police and protestors in today’s Greece. The Anne Frank story, too, joins the narrative. The State Academic Orchestra and the St Petersburg Choir play and sing. Theodorakis conducts. It is an overwhelming, a ravishing music. Kutulas shows the dancers applying make-up as well as their choreographies, he reveals how he works with the ensemble and explains his intentions. The music carries the film, propels it into virtual highs and lows. As do, it should be said, the shoulders of prima ballerina Maria Kousouni. Shoulders of incredible strength, militancy and vulnerability; shoulders of great radiance. They symbolise the Medea legend’s dire abyss – and the sheer might passionate women can add to the scales. Something that simply needs to be seen.
Kopkas Tagebuch, Movie Star, 19 January 2014

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Based on the intensely dramatic and exceptionally emphatic opera Medea by composer Mikis Theodorakis as well as Renato Zanelli’s no less expressive ballet choreography, danced by exceptional prima ballerina Maria Kousouni, Asteris Kutulas spins surprising links between the choreographies of stage and street where, on Athens’ Syndagma Square, police and young protesters find themselves embroiled in bitter battle.
Greek News Online, May 26th 2014

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Fascinating Flicks at 9th Los Angeles Greek Film Festival
… Among the high caliber films shown at the festival that made impressions were, Asteris Kutulas’ film ”Recycling Medea,” a fascinating motion picture adventure. Kutulas; cinematic canvas mixes ballet dancing with opera music composed by the iconic Mikis Theodorakis, narration, images of youth protests in the streets of Athens and a character inspired by Anne Frank.  Visually stunning and masterfully choreographed by Renato Zanella,  the dancing  vividly conveys an array of feelings ranging from love, hate, revenge and ultimately Media’s denial of the unbearable crimes she has committed.
The National Herold, New York, June 14, 2015

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Passion, sexual betrayal, conflict, revenge, and infanticide are boiler plate themes for opera. The eminent Greek composer and political activist Mikis Theodorakis premiered his opera Medea in 1991 at Teatro Arriaga in Bilbao, Spain. Theodorakis, now 95 years old and still a radical, emphasizes the humanity of the myth, particularly with the themes of passion, dignity and loss. The last aria of the opera is, in my estimation, one of the most beautiful ever composed. In an earlier 1969 iteration as a song, Theodorakis had called it “The Oracle.”
„Recycling Medea“ is a passionate and poetic cinematic essay. It is a striking visual collage integrating scenes of protest marches, Theodorakis in a gas mask and stomping police boots in the burning streets of modern Athens with the passionate choreography of Renato Zanella. The exquisite prima ballerina Maria Kousouni portrays Medea. She manages to amaze the spectator with her sublime movements and the reach of her limbs. Her movements are immensely more expressive than the libretto. They represent a Medea we pity and fear – a woman and mother who is more than vengeful, she is tender, frightened, loving, heartbroken, mad. The music and the dance combine to both reassure and haunt my dreams. The contradictions in mood are stunning. Mother and society have betrayed the children. They have killed their future, and perhaps ours.
Spyros Orfanos, 7 August 2020
New York University Postdoc Blog

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | With Maria Kousouni as Medea

Recycling Medea Website

Mikis Theodorakis on „Recycling Medea“

Choreographie in einer Liquid Staging Show

Liquid Staging Pferde-Show & Choreographie

Konzeptionelle Gedanken, November 2016

1 | Weil das Zusammenspiel aller Medien über die Qualität und die Emotion der Show entscheidet, muss die Choreographie des Tanzes und der Bewegung auf der Bühne stets die „Gesamt-Choreographie“ aller Gewerke im Blick behalten – vor allem die des Mediums FILM. Das gilt selbstverständlich für alle Shows, ist aber bei einer Liquid Staging Show von ausschlaggebender Bedeutung. Da jeder Bewegungsablauf eingebettet ist in einem – „filmischen“ – Gesamtzusammenhang, muss die Choreographie stets der Gesamtpartitur folgen, als „Baustein“ eines dramaturgischen Regie-Konzepts.

Asteris Kutulas Liquid Staging
Gert Hof Apassionata Show, Neubrandenburg 2008 (Photo by © Sabine Wenzel)

2 | ALLE, die auf der Bühne zu sehen sind, sind „Darsteller“: Reiter, Pferde, Tänzer, Akrobaten, Techniker. Da wir keine Dialog-Situationen, also keine sprechenden, sondern sich „nur“ bewegende Darsteller haben, sind alle Darsteller als „Tänzer“ zu betrachten – im umfassenden Sinn des Wortes –, also als Darsteller, die JEDEN AUGENBLICK auf der Bühne eine „Rolle zu spielen“ haben, die Emotionen hervorbringen soll.

Das charakteristische bei einer Liquid-Staging-Produktion ist, dass die Darsteller auf der Bühne immer wieder zu Protagonisten einer „Filmhandlung“ werden. Sie sind während der Aufführung sowohl Theater- als auch „Filmdarsteller“ und wirken wie das verbindende Element in diesem neuen Liquid-Staging-Erlebnisraum.

Asteris Kutulas Liquid Staging
Gert Hof Apassionata Show, Neubrandenburg 2008 (Photo by © Sabine Wenzel)

3 | Der Umgang mit den Reitern hinsichtlich ihres szenischen Auftritts stellt eine besondere Herausforderung in einer Liquid Staging Show dar. Einerseits muss jeder einzelne Reiter zu einer dem szenischen Auftritt entsprechenden Haltung hingeführt werden. Andererseits muss reiterliches Können im Verlauf der Show immer wieder punktuell „aufleuchten“ und diejenigen „zufrieden stellen“, die „Pferdekenner“ sind oder sich als solche verstehen Das jedoch IMMER eingebettet in den Flow des „Gesamtkunstwerks“. Reiterliche „Dressurkunst“ muss (solange sie noch „moralisch“ vertretbar und zeitgemäß ist) inszeniert und als ein Element der Show dramaturgisch eingesetzt werden. 

Liquid Staging Asteris Kutulas
Gert Hof Apassionata Show, Neubrandenburg 2008 (Photo by © Ralph Larmann)

4 | Auf der Ebene von Reiter und Reitkunst sollte – szenisch gesehen – immer eine „Leichtigkeit“ vorherrschen; das ist eine Erfordernis, die sowohl Auswirkungen auf die Umsetzung der Dressuren als auch auf das Zusammenspiel von Tänzern und Reitern hat – als auch auf die filmische Einbettung der Live-Handlung. Dabei können sowohl die jeweilige Gesamtszenerie (Videocontent & Licht) als auch die von den Choreographen festgelegten Bewegungsabläufe helfen.

„Leichtigkeit“ – das bezieht sich in diesem Zusammenhang auf das Verhältnis Reiter-Pferd und Reiter-Tänzer, nicht auf die jeweilige inhaltliche szenische Umsetzung.

5 | Der szenischen und emotionalen „Entgrenzung“ der Show muss das Gefühl der „Freiheit“ und des „Spiels“ im Umgang der Reiter und der Tänzer mit den Pferden entsprechen – eingebettet in die Geschichte der Liquid Staging Show. Die Choreographie muss dieses Ziel immer vor Augen haben. Genauso wie die Erkenntnis, dass sich die Qualität dieser komplexen Show letztendlich in den „Details“ entscheiden wird (sobald und vorausgesetzt das „große Bild“ stimmt).

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Gert Hof Apassionata Asteris Kutulas
Gert Hof Apassionata-Show „Sehnsucht“ (Photo © Anja Pietsch)

Choreographie im neuen Liquid Staging Show-Format

All diese Bemerkungen führen – zusammenfassend – zur Feststellung: Wir befinden uns in einem neuartigen THEATERRAUM – in den auch jede Arena verwandelt werden müsste. Ausserdem haben wir es mit einer Liquid Staging GESAMTINSZENIERUNG zu tun, bei der die filmische Produktion zumindest denselben Stellenwert hat wie der Live-Anteil der Show.

Unabhängig davon, wie „qualifiziert“ der eine oder andere Reiter oder Tänzer dafür ist, muss sich die Choreographie und die Regie diesem cineastischen ANSPRUCH einer Liquid Staging Show stellen.

Eine „Pferdeshow im Theater“ wird auch für die Reiter eine neue Erfahrung werden, und im besten Fall führt sie das zu einer neuen Form von „Pferde/Reiter-Präsenz“ auf der Bühne. (Den Weg, den „Cavallia“ und „Odysseo“ aber auch „Apassionata“ in dieser Hinsicht gegangen ist, muss berücksichtigt werden, man darf ihm aber nicht in der „Emotion“ folgen: Die Show, die auf einer Liquid-Staging-Ästhetik beruht, hat ein ganz anders geartetes Feeling, eine ganz andere emotionale Ausrichtung.)

Diese Emanzipation von jeglichem bisherigen Vorbild und die damit verbundene Entwicklung eines neuen Show-Formats führen zu einer unikalen Weltklasse-Show: keine Revue (Friedrichstadtpalast), kein Musical (Stage), kein Show-Zirkus (Cirque de Soleil), kein Theater, kein Ballett, keine Oper – viele Aspekte dieser Kunst- und Entertainment-Formate werden einbezogen und mit der Welt des Films und des „Kinos“ verschmolzen.

Gert Hof Apassionata Asteris Kutulas
Gert Hof Apassionata Show, Neubrandenburg November 2008 (Photo © Anja Pietsch)

Überlegungen zu einem Choreographie-Konzept für eine Liquid Staging Show

1) Einsatz ALLER existierenden Tanz-Stile möglich, entsprechend den inhaltlichen Vorgaben eines Liquid Staging Scripts.

2) Entwicklung eines spezifischen Zusammenspiels von Film, Tanz bzw. Bewegung der Tänzer mit den Pferden und Reitern, wie es so nur in einer Liquid Staging Show möglich ist.

3) Inszenierung jeder „Nebenrolle“ vor einem filmischen Hintergrund – insofern wird in einer Liquid Staging Show jede Neben- zu einer Hauptrolle.

4) Haltung, Auftreten, Blick, „Aussehen“ der Reiter – egal ob auf dem Pferd oder begleitend auf dem Boden – sind im Zusammenspiel mit dem parallel laufenden Liquid-Staging-Film in jeder Szene von ausschlaggebender Bedeutung.

5) Mixbilder in der Pferdechoreographie gehen einher mit dem Mixen von Tanz-Stilen innerhalb einer Szene – sowohl real als auch im Film

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Grundlage des Choreographie-Konzeptes vor dem Hintergrund eines Liquid-Staging-Bühnenbildes ist eine leitmotivische Strukturierung der Tanz-Stile/Bewegungsmuster:

• Commedia del Arte (z.B. für Pre- und Nach-Show)

• Comedy-Theater (z.B. leitmotivisch)

• klassischer Tanz-Stil (z.B. leitmotivisch)

• Modern Dance (z.B. leitmotivisch)

• Ausdruckstanz (expressionistisch)

• „freier Stil“ & Tanztheater (z.B. leitmotivisch für Traum-Sequenzen)

• Körperhaltung, Ausstrahlung und Bewegungsmuster 1 (z.B. für Solisten/Musiker)

• Körperhaltung, Ausstrahlung und Bewegungsmuster 2 (z.B. für Reiter, Treiber, Helfer)

Wir sprechen hier – was die Choreographie angeht – durchaus auch über post-dramatische Raum- und Stückkonzeptionen des 21. Jahrhunderts. Allerdings interessiert mich bei der Ausgestaltung einer Liquid Staging Show nicht die abstrakte Technologie, sondern eine Bewegungs-„Philosophie“, die ein emotional geprägtes Gesamtkunstwerk zum Ziel hat.

Für diese Prinzipien und Strukturen habe ich versucht, ein spezifisches Vokabular zu entwickeln und in verschiedenen Konzepten anzuwenden.

Asteris Kutulas, Juni-November 2016

Liquid Staging Manifest (2016)