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Dancing Medea (Interview mit Renato Zanella)

Interview mit dem Choreographen Renato Zanella zum Ballettfilm „Recycling Medea“

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RECYCLING MEDEA | Medea tötet ihre Söhne. Auf Euripides’ Theaterwerk beruht die Ballett-Story von der Ermordung zweier Kinder durch die eigene Mutter, die Musik stammt von Mikis Theodorakis, die Choreographie von Renato Zanella. Text, Musik und Tanz vereint in einem Film, der die Trostlosigkeit einer Gesellschaft reflektiert, die tagtäglich ihre Kinder zu denen gemacht hat, die zur Verlorenen Generation von heute gehören.

RECYCLING MEDEA | Liebe, Eifersucht, Mord. Verstörende Schönheit, rebellierende Jugendliche, Tanz und Musik. Ein Ballett-Film.

Recycling Medea Asteris Kutulas
Maria Kousouni as Medea (Photo © by Asteris Kutulas)

Asteris Kutulas: Renato, warum tötet Medea ihre eigenen Kinder?

Renato Zanella: Für Medea ist das der Schritt, den sie machen muss, um danach überhaupt noch weiterleben zu können. Dem voraus geht die Phase, da sie zu ihrem Mann sagt: „Verlass mich doch! Aber du hast Kinder. Du hast Kinder – du kannst mich nicht verlassen, wenn du Kinder hast.“ Für mich ist das eine Schlüssel-Szene: „Willst du frei sein?! Gut, dann verlierst du deine Kinder.“ Medea sieht das als die einzige Lösung für sich und ist der Überzeugung, so handeln zu müssen. Ich würde sagen, auf ihre Art war sie sehr konsequent. Ja, und dann hat sie das durchgezogen. Wie auch immer man das beurteilen mag …, sie hat das wegen des Mannes getan, der ihr alles bedeutete. Das Wichtigste in ihrem Leben drohte sie zu verlieren. Wie wir wissen, trifft Medea eine brutale Entscheidung: Sie wird diejenigen töten, die sie am meisten liebt – ihre eigenen Kinder. Aber sie sah darin die einzige Möglichkeit, seelisch zutiefst verwundet, am Leben bleiben zu können, jeden Tag konfrontiert mit der grausamen Demütigung, die ihr Mann ihr zufügte, der ihr sein Leben und seinen Erfolg zu verdanken hatte, seinerseits die Partnerschaft aber später beenden wollte.

Asteris Kutulas: Warum tötet sie nicht ihren Mann? Warum tötet sie ihre beiden Söhne?

Renato Zanella: Ja, das ist eine gute Frage … Ich glaube, die Rache ist wahrscheinlich das Einzige, was bleibt, wenn man so geliebt hat und so verletzt wurde. Ihren Mann umzubringen …, das wäre auch eine Lösung gewesen. Aber wahrscheinlich hätte das auch Medeas Ende bedeutet, vermutlich wäre dann auch sie gestorben. Medea wäre daran zugrunde gegangen, wenn dieser Mann nicht mehr existiert hätte. Sein Leben auszulöschen, zog sie wahrscheinlich gar nicht in Erwägung. Medea sah in Jason den Mann, der sein Leben lebt, aber mit einer anderen. Daher beschäftigte sie vielmehr die Frage: ‚Wie soll ich in dieser unerträglichen Situation weiterleben?’ Medea gebraucht das Wort „Rache“ recht häufig. Sie operiert damit. Sie findet, der Mann müsse büßen und sein ganzes Leben an diesem Schmerz leiden. So zumindest stellte sie auch sicher, dass er jeden Tag an sie denken würde. Und schließlich hat sie ihr Vorhaben dann in die Tat umgesetzt.

Ich wollte diese Tragödie in die heutige Zeit herüber holen, ich wollte, dass sich das in der Gegenwart abspielt, damit man sich mit diesen Fragen auseinander setzt: Wenn so etwas heute passiert – wie … warum geschieht das?

„Nein, das hab ich nicht getan.“

Würde man „Medea“ als ein Zuschauer sehen, der ein Stück aus weit zurückliegender Zeit anschaut, da ginge einem dieses und jenes durch den Kopf. Wie waren die Verhältnisse damals? Und so weiter und so fort. Aber wenn man das wahrnimmt als ein Geschehnis, das in der heutigen Zeit Brisanz hat, dann ist uns das viel näher, wir bekommen unmittelbar damit zu tun und reagieren unmittelbar darauf, weil es uns etwas angeht.

Heute bringen Mütter ihre Kinder um, und diese Mütter vergessen, blenden aus, verdrängen. Das ist eine unglaubliche psychologische Situation. Für eine Mutter ist es oft sehr schwer anzuerkennen, was sie getan hat. Vor der Tat gibt es keinen Zweifel mehr. Sie ist davon überzeugt: „Ich muss das tun. Ich weiß, ich muss das tun.“ Und nach der Tat kann sie sich an nichts mehr erinnern. Sie wird immer sagen: „Nein, das hab ich nicht getan.“

Asteris Kutulas: Was denkst du – hat Medea eine Wahl? Muss sie das wirklich tun? Muss sie ihre eigenen Kinder töten?

Renato Zanella: Sie hat keine Wahl. Für sie ist das, was Jason ihr anbietet, keine Alternative. Weiterzuleben ohne den Mann, den sie über alles liebt … das ist für sie unvorstellbar. Für Medea gibt es nur eine Lösung: „Dann muss ich jetzt so handeln.“ So hat Theodorakis Euripides’ Medea-Stoff aufgefasst. Für diese Frau war das die einzige Lösung, die sie sah. Dieser Mann bedeutete ihr alles. Sie hatte sogar einige Jahre zuvor für ihn getötet. Und dabei war Medea kein Killer, sondern sie war eine Prinzessin, die Tochter des Herrschers. Sie fühlte sich sehr hohen moralischen Werten verpflichtet. Sie war bestrebt, Leben zu retten. Und diese Frau trifft dann so eine Entscheidung.

Das war die „Storyline“ aus alter Antike. Die Verhältnisse waren damals so. Wenn man diese Geschichte jetzt aber herüberholt in die Gegenwart und sich damit auseinandersetzt, dann ist das ein hochaktuelles Thema.

Für mich war diese Erkenntnis sehr wichtig für meine Arbeit mit den Tänzern. Ich sagte mir: Ich muss von etwas „erzählen“, das konkret, das Teil unserer heutigen Realität ist, so dass man sich angesprochen fühlt, dass man von dieser Tragödie ergriffen wird und sich zu fragen beginnt: „War ich selbst schon einmal in so einer Situation? Hab ich selbst schon einmal jemanden so sehr gehasst, dass ich beinah auch so reagiert hätte?“ Ich wollte erreichen, dass man sich diese Frage stellt: „Wie wäre es mir ergangen? Wie hätte meine Entscheidung ausgesehen?“

Für mich waren dieser Mythos und dessen musikalische Umsetzung viel mehr als eine dramatische Geschichte, die man erzählt bekommt und wo man sich sagt: Okay, das und das hat Euripides sich einfallen lassen und so und so hat Theodorakis das musikalisch verarbeitet. Ich habe mich gefragt, wie ich mit meinen künstlerischen Mitteln, mit den Ausdrucksmitteln des Tanzes erreichen kann, dass das Publikum an diesen Punkt kommt, sich diese Frage zu stellen: „Wie hätte ich mich verhalten? Was hätte ich getan in so einer Situation?“ Das macht diese Sache so lebendig, so hochaktuell, so real.

Recycling Medea Mikis Theodorakis Asteris Kutulas Renato Zanella
Renato Zanella & Mikis Theodorakis, Athens 2011 (Photo © by Asteris Kutulas)

Asteris Kutulas: Diese Musik … der Tanz … Euripides, die Antike, die Moderne … Wie bringst du das alles zusammen?

Dancing Medea: Emotion und Minimalismus

Renato Zanella: Es war eigentlich eher die Frage, wie diese Welt der Kunst und das Publikum zusammenkommen. Als Choreograph stehen mir mein Können und mein Fachwissen zur Verfügung, aber auch das, was mich innerlich bewegt, meine Gefühle – eine breite Palette an Möglichkeiten, mit denen ich arbeiten kann, um meine künstlerische Vision sichtbar werden zu lassen.
In diesem Ballett steckt ungeheuer viel, und gleichzeitig gibt es da auch den Minimalismus.

Es ist ja nicht einfach eine Art musikalische Untermalung oder Begleitung, was man da hört. Es ist eine Oper. Ein sehr reiches melodisches Material. Hochdramatisch. Da sind die Bewegungen ab und zu dann sehr minimal. In solchen Augenblicken ist die Singstimme das Wichtigste, und die Aufmerksamkeit gilt vor allem ihr. In anderen Momenten ist es so, als laufe die Musik im Hintergrund und als erzeuge sie dadurch eine bestimmte Stimmung, eine spannungsvolle Situation, in der sich der Konflikt entspinnt. Und an wieder anderen Stellen ist die Choreographie zum Beispiel exakt auf das Wort abgestimmt, und der Text tritt in den Vordergrund.

Asteris Kutulas: Warum dieser Stoff? Was und wen wolltest du erreichen mit diesem Ballett?

Renato Zanella: Ich fühlte bei der Arbeit eine enorme Freiheit. Wie jemand, der ein Buch liest, das ihn begeistert, und der die Handlung vor dem inneren Augen ablaufen sieht, der sich also beim Lesen seine eigene Vorstellung vom Geschehen macht. Ich sah in diesem Mythos etwas ungeheuer Aktuelles. Das wollte ich den Menschen nahe bringen. Ich kann ganz sicher die Theatergeschichte nicht umschreiben.

Ein mythologischer Stoff wird immer als ein solcher wahrgenommen werden. Es wird immer wieder so sein, dass man seinen Blick auf die Vergangenheit richtet, wenn man es mit solch einem Material zu tun hat. Trotzdem – das war in diesem Fall nicht mein Anliegen. Ich habe versucht, das zusammenzubringen, eine Überleitung zu schaffen, also etwas weit Zurückliegendes in die Gegenwart zu holen … oder es sich in der Gegenwart offenbaren zu lassen. Ich glaube, man muss heute außerdem wieder den Mut haben, sich diese Freiheit zu nehmen: sich nicht ewig zu fragen und vornehmlich damit zu beschäftigen, wie, in welcher Art und Weise man ein Thema am idealsten umsetzt, sondern es vor allem endlich zu tun.

Asteris Kutulas: Ausgangspunkt deiner Arbeit ist natürlich die Musik. In diesem Falle die Opernmusik von Mikis Theodorakis zu „Medea“.

Renato Zanella: Theodorakis’ musikalische Vorlage ist sensationell. Die Ouvertüre zum Beispiel, die ich gewählt habe – die hat etwas sehr Hymnisches, sie trägt die Dimension von etwas Unermesslichem, Unerreichbarem in sich, die Dimension des Unendlichen. Als entfalte sich ein Universum, ein Himmel voller Sterne. Und dann plötzlich diese Rhythmen, diese ethnischen Motive, dieses Erdennahe, Akzentuierte, Metrische, das uns Zeit und Raum ermessen, erfahren, erleben lässt. Das empfindet man als Tänzer extrem stark. Der Körper bewegt sich wie von allein. Dieses Werk ist enorm poetisch. Gigantisch – dieser Theodorakis. Seine Musik gestattet einem alle Freiheiten, derer man bedarf, um dieses Material zu ergreifen, damit zu arbeiten, die Botschaft, die es enthält, zu entschlüsseln und zu überbringen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich diese Musik gehört habe, aber jedes Mal hat sie mich erreicht. Sie hat etwas transportiert, in mir ausgelöst und mich mitgerissen.

Diese Komposition gab mir „grünes Licht“, ich fühlte mich frei genug, in jede Richtung gehen zu können, die ich einschlagen wollte. Ich habe den Impuls bekommen und wusste: Das muss gemacht werden.

Recycling Dancing Medea Asteris Kutulas
Maria Kousouni & Mikis Theodorakis, Athens 2011 (Photo © by Asteris Kutulas)

Asteris Kutulas: Und jenseits der Musik? Wie ist es zu diesem „leeren“ Bühnenraum gekommen?

Renato Zanella: Manche Mittel habe ich bewusst sparsam eingesetzt. Das Boot auf der Bühne zum Beispiel. Das haben wir auf einem Müllplatz gefunden. Für mich war das symbolisch. Und zugleich war das Boot selbst ein Symbol. Ebenso der leere Raum. Wo sich eine Wüste ausbreiten könnte, Niemandsland, das Nichts, ein riesiger Freiraum.

Wir fangen bei Null an, und das, was zunächst aufsteigt und anwächst, das sind vor allem die Emotionen und die Beziehungen, die sich ergeben zwischen der Musik und den Tänzern. Zwischen der Musik und der Geschichte. Zwischen den Tänzern und der Geschichte. Zwischen Vergangenheit und Heute. Das war für mich wirklich faszinierend. Mich hat das sehr begeistert. Ich hoffe, dass das Werk das Publikum erreicht … Es braucht nur einen einzigen Moment, da etwas die Zuschauer berührt, und sie fühlen sich auf einmal als ein Teil dieses Stücks und denken: „Das könnte mir auch passieren. Auch ich könnte Medea oder Jason oder Glauke sein. Ohhh, ich versteh das, ja!“ Wenn das passiert, hab ich als Choreograph das Ziel erreicht.

Asteris Kutulas, Syros 2011

Recycling Medea – Not an Opera Ballet Film

A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Recycling Medea – Film-Rezensionen & Kritiken

 

Recycling Medea – Film-Rezensionen & Kritiken

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Süddeutsche Zeitung

… Asteris Kutulas hat einen Film über die Krise gedreht, über die Proteste und die Geschichte Medeas, der Kindermörderin im antiken Mythos. Es ist aber kein Dokumentarfilm geworden, sondern eher ein filmischer Essay, eine bildgewaltige Collage, die Protestmärsche und eine Ballettinszenierung der Medea zusammenspannt. Mit erschütterndem Effekt, denn die Präsenz der Primaballerina Maria Kousouni, kombiniert mit den brennenden Strassen Athens, erweist sich als geschickter Kunstgriff mit den entsprechendem Pathos. Und dann ist da noch Mikis Theodorakis, der Komponist, der hier nicht als Urheber des Soundtracks stumm bleibt, sondern auch zu Wort kommt: “Wenn ich heute jung wäre, würden sie mich auch einen Terroristen nennen”, sagt er …
Andreas Thamm, 15.11.2013

cinetastic.de

… Keinen „Opern-Ballett-Film“ habe er drehen wollen, hat Regisseur Asteris Kutulas mit Blick auf die rebellische Haltung seines Essays gesagt. Aber zum Glück ist das nicht die volle Wahrheit. „Recycling Medea“ ist ein Fest für die Sinne, also in gewissem Sinne eben doch auch ein Opern-Ballett-Film. Getragen wird er von der für Theodorakis charakteristischen, wuchtigen Orchestermusik, den lyrischen Gesangsstimmen, der ausdruckstarken Primaballerina Maria Kousouni und den verzauberten Landschaftsszenen mit der „Unschuld“, die ein wenig an die filmische Naturpoesie eines Terrence Malick erinnern. Trotz seiner bewusst modernen Interpretation schlägt „Recycling Medea“ zeitlos-tragische Töne an. Sehr zu seinem Vorteil verlässt sich der Film auf die nie endgültig ausdeutbare Substanz seines Stoffes, der seit mehr als 2000 Jahren Künstler aus allen Gattungen herausgefordert hat.
… Kaum jemand hat bisher so konsequent aus der Sicht der Kinder erzählt, die den Konflikt ihrer Eltern ausbaden müssen, und zwar auf die denkbar grausamste Weise. Wer hat je der Opfer gedacht, wenn er im Theater über die Motive der rasenden Ehefrau rätselte? Wer hat sich vorgestellt, welche Zukunft sie hätten haben können? Welche Träume sie verwirklichen wollten? Die Leerstelle ist nun gefüllt, auf eine ebenso vielschichtige wie eindringliche Weise.
Peter Gutting, 14.9.2021
cinetastic.de

RECYCLING MEDEA | Liebe, Eifersucht, Mord. Verstörende Schönheit, rebellierende Jugendliche, Tanz und Musik. Ein Ballett-Film.

SWR Fernsehen

Recycling Medea ist ein faszinierendes Filmdokument! Eine Film-Collage, die in großartiger Weise die Musik von Mikis Theodorakis, die Ballett-Choreographie von Renato Zanella mit der Krisensituation in Griechenland verbindet. Der Filmessay von Asteris Kutulas überträgt die Geschichte Medeas, der Kindermörderin aus der Tragödie von Euripides vom Jahr 431 vor Christus, auf die heutige Krise in Griechenland als bildgewaltige Collage: Medea rächt sich für die Ungerechtigkeit, die ihr widerfuhr, indem sie ihre Kinder tötet. Zwischen den perspektivlosen Jugendlichen und der Polizei in Athen kommt es zu dramatischen Auseinandersetzungen auf den Straßen. Die Frustration der “verlorenen Generation” trifft auf Polizeigewalt. Verrät der Staat seine Jugend? Und wie rächt sich diese? Der Film hat neben seiner künstlerischen Dimension auch eine “tagespolitische Brisanz”.
SWR, 18.3.2015

FAZ (Premierenkritik)

… Die Schlüsselszene des Balletts ist auch die des gesamten Films, sie ist seine Quintessenz: Jason verstösst Medea, weil er eine Andere heiraten wird. Ein «Wertewandel», der uneingeschränkte Freiheit verlangt. «Wenn du frei sein willst,» prohezeit ihm da Medea, «wirst du deine Kinder verlieren.»

Maria Kousouni, die Primaballerina, ist Athenerin und eine grossartige, eine phantastische Medea. Renato Zanella, dessen meisterliche Choreographien in der Vergangenheit schon in Stuttgart, Berlin und besonders in Wien zu bewundern waren, beherrscht mit seinem Ensemble Kutulas’ Film… Hineingeschnitten in den strengen Totentanz Zanellas haben Kutulas und seine Cutterin Babette Rosenbaum harsche Szenen vom physischen Einsatz der griechischen Jugend gegen die Regierungspolitik. In schwarz-weiss gefilmten dokumentarischen Sequenzen, in denen nur bisweilen das Orange der brennenden Strassen aufleuchtet, lässt Kutulas sie gegen die Staatsmacht ziehen. Es ist dies ein anderes Ballett: Das der trampelnden Polizeistiefel, der leichtfüssigen Turnschuhläufer und das der zu Boden schlagenden, verletzten menschlichen Körper.

Kutulas’ Leistung, die seiner Equipe, ist das nahtlose Zusammenfügen dieser Tanz- und Strassenszenen. Das nahezu wortlose, von Theodorakis’ kraftvoller Musik getragene Erzählen der Geschichte der leidenden Mörderin, das ins Bild gesetzte Auftauchen Medeas aus ihrer grässlichen Vergangenheit, das Hineingeraten des Zuschauers in die scheussliche Gegenwart des alltäglichen Generationenkrieges vor der blendenden Fassade des Parlamentsgebäudes am Syntagma-PLatz …

1.200 Zuschauer, die meisten junge Menschen, waren zur Filmpremiere in das Athener «Theater Badminton» gekommen. Ein gewaltiger Erfolg insofern, als diese Weltpremiere weitgehend ohne Ankündigung, ohne Reklame auskommen musste: Das staatliche Fernseh- und Radioprogramm ERT, das als Werbeträger vorgesehen war, hatte – auf Anweisung der Regierung – mehr als eine Woche zuvor sein Programm eingestellt. Begeistert feierte dieses Publikum nicht nur Kutulas und seine Tänzer, sondern vor allem den greisen Theodorakis, den Helfer in einem Rollstuhl ins Theater geschoben hatten. In eine der wüsten Kampfszenen des Films hineingeschnitten, lässt der 53 Jahre alte Regisseur den 87 Jahre alten Komponisten seufzen : «Wäre ich heute jung, dann würden sie auch mich einen Terroristen nennen.»

Was ist das nun für ein Werk ? Ein Musik- oder ein Ballett-Film? Ein politischer oder ein Dokumentarfilm? Er sei all das und doch nichts von alledem sagt der Regisseur. Doch es ist in dem von ihm gewählten Kontext wohl in erster Linie ein politischer Film …
Hansgeorg Hermann, 4.7.2013
Frankfurter Allgemeine Zeitung

artechock.de

Recycling Medea ist eine Verschmel­zung des klas­si­schen und modernen Tanzes mit aktuellen Bildern von jungen, gegen die Spar­maß­nahmen protes­tie­renden Menschen. »Grie­chen­land mordet seine Jugend, indem es deren Zukunft zerstört«, so die Beschrei­bung des kraftvollen Film­ex­pe­ri­ments … Aus der asso­zia­tiven und von der Musik gelei­teten Montage von Tanz­auf­nahmen mit Bildern von zarten und zornigen Jugend­li­chen entsteht eine filmische, iden­ti­täts­stif­tende National-Hymne über die Ereig­nisse der heutigen Zeit, die in der Krise den Mythos neu erzählt.
Dunja Bialas, 14.11.2013
www.artechock.de

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Plakatentwurf von Apostolos Tziovaras mit der Tänzerin Maria Kousouni (Photo © by Stefanos Kyriakopoulos) 

plärrer

Die Gesellschaft: dieses machthungrige, seine Kinder mordende Wesen. In diesem Falle Griechenland. Asteris Kutulas sah in Athen vor zwei Jahren die “Medea”-Choreographie von Renato Zanella, Chef des Athener Nationalballetts. Sie inspirierte ihn zu diesem filmischen Experiment, dass er sehr wohl auch als aktuelle Spiegelung der griechischen Verhältnisse versteht: Medea als tragische Figur, die sich mörderisch für den Verrat des Geliebten – aus Habgier und Geltungssucht begangen – rächt. Die großartige Primaballerina Maria Kousouni verkörpert in Zanellas “Medea” die Titelfigur, und sie ist wesentlicher Teil dieses Films, der eigentlich zwei Choreographien zeigt: die künstlerische und die spontane. Kutulas kontrapunktiert nämlich die getanzten Szenen immer wieder mit Aufnahmen von griechischen Jugendlichen bei Protestaktionen wider den Staat, der ihnen die Zukunft geraubt hat …
J.S., 12/2013
plärrer, Nürnberg

Junge Welt

»Recycling Medea« ist ein aufwühlender Film über die kindermordende Gesellschaft von heute… »Der Medea-Film«, sagt Theodorakis, »ist für mich ein griechisches Kunstwerk«. Das stimmt. Und weil es griechisch ist, erzählt es – in großer Manier – vom Ursprung. Von uns allen.
Junge Welt, 27.06.2013 (Feuilleton)

tanznetz.de

Asteris Kutulas Filmgedicht „Recycling Medea“ entwirft konsequent aus dem Blickwinkel der verlorenen Kinder kühne, manchmal kryptische Assoziationsketten. Interagierend mit einer hochkarätig emotionalen Opern-Einspielung führt die Regie die griechische Tragödie (431.v.Chr.) Vers für Vers metaphorisch mit der aktuellen Tragödie Griechenlands und der verlorenen Generationen von Heute zusammen.
Regisseur Kutulas montiert – bestechend in Kameraführung und Bildschnitt − den antiken Mythos im „Ballett als Bühnenstück“ mit dem „Ballett der Straße“ und kreiert durch diese Collage eine völlig andere Art Opern-Ballett-Dokumentar-Kunst-Film …

Doch Kutulas Film dokumentiert nicht das Bühnenstück, sondern konzentriert sich in mehrfachen, teils rätselhaften Brechungen auf die getanzte Tragödie Medeas im Angesicht der Straße mit vermummten Jugendlichen, bewaffneten Hundertschaften und brennenden Autos. Die Zeit der Unschuld ist vorbei. „Recycling Medea“ beleuchtet mehrschichtig Zeiten des Widerstandes, des Schuldigwerdens, der Perspektivlosigkeit. Text- und Bildfragmente (inspiriert von Lars von Trier, Pasolini, Carlos Saura, Theo Angelopoulus u. a.) eröffnen Gedankenräume. 

Die epische Erzählweise wird bis in die Typografie betont; gegen die Härte der Euripides-Zitate sind comic-Zeichen gesetzt. Auch die überraschend interpolierte Zitat-Ebene der 15 Jährigen blonden „Unschuld“ – Bellas innerer Monolog sind authentische Zitate aus dem Tagebuch der Anne Frank 1943/44 – konturiert eine plakative Yellow-press Schönheit als Vision ohne Zukunft …
Zeitübergreifend katapultiert Kutulas´ melancholisches Epos „Recycling Medea“ unterschwellig Grundfragen der menschlichen Schuld der Elterngeneration in die Gegenwart.
Karin Schmidt-Feister, 18.1.2014
www.tanznetz.de

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Filmstill aus „Recycling Medea“

prinz.de

In seinem ungewöhnlichen Film zieht der Regisseur Asteris Kutulas überraschende Parallelen zwischen einer klassischen griechischen Tragödie und der gesellschaftlichen Tragödie des heutigen Griechenlands. Durch die Kombination aus expressivem Tanz, der zutiefst bewegenden und überaus dynamischen „Medea“-Opernmusik von Mikis Theodorakis und aktuellen Filmaufnahmen von dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Polizisten in den Straßen Athens, sowie die Einführung weiterer inhaltlicher Ebenen ist eine Filmcollage entstanden, die nicht nur aufgrund ihrer inhaltlichen Komplexität dazu einlädt, den Film wiederholt sehen zu wollen, sondern es ist vor allem die intensive Emotionalität, die bereits viele Zuschauer begeisterte. Für einen Opern-Ballett-Film ist das außerordentlich. Der Regisseur bezeichnete RECYCLING MEDEA allerdings von vornherein als “not an opera ballet film”. RECYCLING MEDEAein faszinierendes Filmdokument, das die Trostlosigkeit einer Gesellschaft reflektiert, die ihre Kinder zu dem gemacht hat, was sie doch niemals werden sollte: die Verlorene Generation.
prinz.de, 01/2014

Provokantes Opus …

Auf der Basis der »Medea«-Choreographie von Renato Zanella, Chef des Athener Nationalballetts, realisierte Asteris Kutulas einen herben Kontrast: getanzte Kunst in Analogie mit der spontanen Choreographie auf der Straße. Junge Griechen, die bei Demonstrationen in Athen wider die Phalanx der staatlichen Ordnungskräfte anrannten – aus Wut über den Verrat an ihrer Zukunft. Mit schier unglaublicher Präsenz und Ausdrucksfähigkeit verkörpert in dem visuell starken Film die Tänzerin und Primaballerina Maria Kousouni die Rache-Elegie der betrogenen Medea und von Mikis Theodorakis stammt die emotionsgeladene Ballettmusik auf der Basis seiner Oper “Medea” nach Euripides…
Plärrer, 01/2014

Berliner Morgenpost

Asteris Kutulas verarbeitet die Krise in seiner Heimat mit einem poetischen Film, der Straßenkämpfe der Jugend mit dem Mythos der Kindermörderin Medea vereint.
Medea windet sich tanzend zur Musik von Mikis Theodorakis. Die mythische Figur ringt verzweifelt mit der Entscheidung, ihre Kinder aus Rache an ihrem untreuen Ehemann zu töten. Schnitt. Tränengas zieht durch das Zentrum Athens. Junge Leute schleudern Brandbomben. Polizisten hinter Schilden. Schnitt. Ein junges elfenhaftes Mädchen auf grünen Wiesen. Die verlorene Unschuld. So wie die Wiege der europäischen Zivilisation in der aktuellen Krise seine Unschuld verloren hat. Die Lage in Griechenland hat Asteris Kutulas zu diesen Bildern inspiriert … Das Resultat dieser Erfahrungen ist kein Spielfilm, kein Ballettfilm und kein Polit-Streifen. Eher eine poetische Collage, ein 76-minütiger Video-Clip …
Joachim Fahrun, 18.1.2014
Berliner Morgenpost

Medeas Schultern

… Der Film zeigt das Medea-Ballett mit der Musik von Mikis Theodorakis und der Choreographie von Renato Zanella. Kampfszenen aus dem heutigen Griechenland zwischen Demonstranten und Polizei sind dazwischen montiert. Der Anne-Frank-Mythos wird eingearbeitet. Das Staatliche Akademische Orchester und der Chor St. Petersburg spielen und singen. Theodorakis dirigiert. Es ist eine gewaltige, eine hinreißende Musik. Kutulas zeigt, wie sich die Tänzer schminken, zeigt den Choreographen, wie er mit den Tänzern arbeitet und wie er seine Intentionen erläutert. Die Musik trägt den Film, wirbelt ihn in virtuelle Höhen und Tiefen. Und, ich scheue mich nicht zu sagen, auch die Schultern der Primaballerina Maria Kousouni tragen den Film. Es sind Schultern von unglaublicher Kraft, Militanz und Verletzbarkeit, Schultern von großem Glanz. Sie symbolisieren die Abgründe des Medea-Mythos und die Wucht, die leidenschaftliche Frauen in die Waagschale zu werfen haben. Das muss man gesehen haben.
Kopkas Tagebuch, Movie Star, 19.1.2014
kopkastagebuch.wordpress.com

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Plakatentwurf von Apostolos Tziovaras mit Andre Hennicke und Bella Oelmann (Photo © by Ina Kutulas) 

Abendzeitung München (AZ)

Recycling Medea ist ein Filmexperiment … : Die klassische Tragödie um die Zauberin Medea wird verarbeitet, die ihre Heimat verlässt für einen Mann, der untreu wird, woraufhin sie mordet. Durch Verschmelzung von klassischem Ballett, modernem Tanz und aktuellen Bildern vom Zorn junger Menschen in Griechenland entsteht ein künstlerisches Zeitporträt von Griechenland heute.
Abendzeitung München, 1.2.2014

der Freitag

Jede Generation schafft sich ihre eigene Medea. Die Medea meiner Jugend war ein Monument gegen Duldsamkeit. In “Recycling Medea”, einem Film von Asteris Kutulas, vertritt die Ungehaltene Griechenland. Medea ist aber die berühmteste Ausländerin der Weltliteratur, sie folgt Iason und seinen Argonauten aus einem Barbarenreich (in Sicht der Griechen) am Schwarzen Meer nach Iolkos. Da lässt sie sich zur Tänzerin ausbilden: in Kutulas’ Lesart des Mythos. Recycling Medea verschränkt Proben- und Premierenstimmungen einer klassischen Verwandlung des Dramas in Bewegung mit Straßenkampfszenen.

… Jeder wird Recycling Medea als Kommentar zur griechischen Krise deuten. Doch der Film ertrinkt in seinen Bildern. Seine Aspekte erscheinen zunehmend disparat. Collage, Montage. Filmgedicht. Das Kino als Mobile – ich suche ein Wort, das meine Eindrücke rettet. Ich halte mich an Zanella und seine Compagnie. Ich sehe Mythos und Arbeit. Die Frauen gebären “gegen den Anmarsch der Würmer” (Heiner Müller). Medea, “die Kennerin der Gifte”, kriegt spitz, dass ihr Iason zu Glauke geht. Sie leuchtet der Tochter des Kreon heim, wie dann auch allen anderen. Das ist ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der ganz bestimmt kein betäubter Wille steht.
Jamal Tuschick, 20.01.2014
der Freitag

Neues Deutschland

… „Recycling Medea“ beleuchtet mehrschichtig Zeiten des Widerstandes, des Schuldigwerdens, der Perspektivlosigkeit. Die Kinder sind tot, das Land stirbt. Theodorakis mit Gasmaske unter den Demonstranten. Medea schaut in die erleuchteten Theaterränge. Ein Vermummter blickt in die Kamera. Kunst und Realität greifen ineinander. Asteris und Ina Kutulas widmen ihren zeitenübergreifenden melancholischen Film „den Eltern, die ihre Träume verloren haben und der verratenen Jugend, die um ihre Zukunft kämpft.“
Neues Deutschland, 18.01.2014

artechock.de

Manchmal braucht es ein paar Abstrak­ti­ons­ebenen mehr als Geschichts­bücher und Nach­richten, um Ereig­nisse, aktuelle wie histo­ri­sche, annähernd zu begreifen. Mutige Expe­ri­mente der Filmkunst wie “Recycling Medea” nehmen den Zuschauer mit auf solche Ebenen. “Recycling Medea” ist eine multi­me­diale drama­ti­sche Moritat von der Jugend Grie­chen­lands, die die Gesell­schaft im Zuge der Finan­z­krise um ihre Zukunft bringt, wie es Medea in der grie­chi­schen Mytho­logie mit ihren Kindern gemacht hat.
Natascha Gerold, 23.01.2014
www.artechock.de

Sächsische Zeitung

Kunstvolles und Authentisches paart „Recycling Medea“. Der griechische Regisseur Asteris Kutulas, dessen Lebenswege eine Zeit lang gleichsam durch Dresden führten, erschuf einen Hybrid aus Dokumenten, Spiel- und Musikfilm sowie politischer Reportage. Durch die Kombination aus expressivem Tanz, „Medea“-Opernmusik von Mikis Theodorakis, Statements sowie aktuellen Aufnahmen von Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Polizisten in den Straßen Athens, zeigt er überraschende Parallelen zwischen einer klassischen griechischen Tragödie und der gesellschaftlichen Tragödie des heutigen Griechenlands.
MkF, 21.5.2015
Sächsische Zeitung

Unsere Zeit

Kutulas’ 2014 fertiggestellter Beitrag „Recycling Medea“ ist ein politisch-künstlerischer Filmessay über die griechische Krise. Er verschränkt den Probenprozess 2012 für das „Medea“-Ballett (Choreographie: Renato Zanella, Primaballerina: Maria Kousouni) mit den heftigen Polizeieinsätzen gegen massive Troika-Proteste in Athen. In der Zeit dieses „abfärbenden“ Erarbeitungsprozesses für die Bühne hatte sich der Komponist im Rollstuhl an die Seite der Demonstranten bringen und schützen lassen. Trotz der damals übergestülpten Gasmaske leidet er bis heute an den Verletzungen durch Tränengas.
Hilmar Franz, 14.8.2015
UZ

Recycling Medea Plakat von Asteris Kutulas
Plakatentwurf von Apostolos Tziovaras mit Bella Oelmann (Photo © by Ina Kutulas) 

Theodorakis, Kutulas und die recycelte Medea

… Es wird still im Publikum, als Asteris Kutulas beeindruckender Film auf die Leinwand geworfen wird. „[E]ine bildgewaltige Collage, die Protestmärsche und eine Ballettinsszenierung der Medea zusammenspannt. Mit erschütterndem Effekt […]“, schrieb Andreas Thamm 2013 in der Süddeutschen Zeitung. Dem möchte ich mich anschließen: Chaos, Krise, Kunst, Medea – und dazu Theodorakis, der einen musikalischen Feuerreigen als Soundtrack geliefert hat, und immer wieder Teil des Filmgeschehens wird. Überwältigt, nachdenklich und ein bisschen ratlos stapfe ich durch die Göttinger Kälte nach hause. Es ist mittlerweile 22 Uhr…

Dennis M. Dellschow, 11.12.2015
Göttinger Kulturbüro

Recycling Medea by Asteris Kutulas & Mikis Theodorakis
Rehearsal Medea ballet with Maria Kousouni, Danilo Zeka & Mikis Theodorakis (Photo © by Asteris Kutulas)

berührend  + faszinierend

… Es ist wirklich ein sehr schöner Film geworden. Es war keinen Moment zu lang oder langweilig. Auch die verschiedenen Situationen waren wunderbar aufgeteilt. Und auch die großartige Primaballerina schaffte es, mit sehr klassischem Tanzvokabular diese schwierige Rolle der Medea glaubhaft rüberzubringen!!! Auch das junge Mädchen als die Unschuldige war sehr berührend + faszinierend. 
Ich kann Ihnen nur wünschen, dass dieser Film viel gesehen wird.

Susanne Linke (Tänzerin & Choreografin), 2014

Recycling Medea Asteris Kutulas
Photo © by Bill Bilias

… wenn die Schönheit verschwindet

Dieser Film könnte als Ergebnis eines idealen wechselseitigen künstlerischen Befruchtung verschiedener Generationen und verschiedener Talente aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz und Film gelten.

Es war nämlich Euripides, ein Gigant der Sprachkunst und des Theaters,  der “Medea” schrieb. Nur als Autor solchen Ranges konnte er damals so ein Werk verfassen, ohne gesteinigt zu werden. Auf der Text-Grundlage von Euripides’ “Medea” komponierte Mikis Theodorakis eine dem Theaterwerk ebenbürtige lyrischeTragödie.

Das Wirken dieser beiden Koryphäen war die Basis für das Wirken der Jüngeren. Der Choreograph Renato Zanella interpretiert Theodorakis’ lyrische “Medea”-Tragödie mit seinem Ballett und die fantastische Tänzerin Maria Kousouni tut dies in der Rolle der Medea. Der Regisseur Asteris Kutulas, durchdrungen von einer besonderen Art der Sensibilität, bringt diese Tragödie ins Kino. Er verleiht ihr durch seine filmische Umsetzung eine tiefere gesellschaftliche und politische Dimension.

Der Film von Asteris Kutulas wird seinen Weg nehmen durch die Äonen, zusammen mit Euripides, Theodorakis, Zanella, Maria Kousouni und der Sopranistin Emilia Titarenko. Immer dann, wenn die Überheblichkeit der Mächtigen den Menschen an sich und die Völker erniedrigt, immer dann, wenn die Schönheit verschwindet und die Größe des Individuums schrumpft, werden die Menschen zu diesem Film greifen und ihn sich ansehen, um ihre Schönheit und ihre Größe wiederzuerlangen.

Nikos Tzimas, Regisseur
Athen, Januar 2014

Recycling Medea Asteris Kutulas
Photo © by Stefanos Kyriakopoulos

diastixo.gr: „Auf den Punkt gebracht“ von Ioanna Karatzaferi

In der griechischen Geschichte − wie sie uns in der Schule gelehrt wurde, und auf dem Gebiet der Dramaturgie, was meine Erfahrung als Theater-Gängerin anbelangt − gibt es keine andere „Medea“ vor und nach der von Euripides, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Vielleicht hat diese Tragödie das Wort “Kindsmörderin” überhaupt erst hervorgebracht. Diese Kindsmörderin ist keine Griechin, sondern eine Frau aus Kolchis, im antiken Verständnis Barbaren-Land, Tochter eines Königs, die sich mit ihrem Mann Jason und den beiden gemeinsamen Kindern in seiner Heimat Korinth niederlässt. Der Mythos ist bekannt und dessen mögliche Interpretationen sind unterschiedliche. Euripides‘ vorherrschendes Interesse ist das für die Probleme und die Situation einer Frau in einer von Männern beherrschten Welt.

Als ich den Film “Recycling Medea” sah, fühlte ich die Zeit − oder besser die zeitlose Geschichte – sich zuspitzen und in einem Punkt kulminieren. Ich fühlte die Gewalt, die sich ereignete in der Vergangenheit, und die Gewalt, die sich ereignet in der Gegenwart, zu einem Stream werden und in einem Punkt konzentrieren.
Es geht in „Recycling Medea“ um einen neuartigen Entwurf der Synthese der Künste: der Sprache – obwohl im Film kaum gesprochen wird −, der Musik, der Bewegung.

Die Symbolismen könnte man für beliebige halten; wenn wir aber die Erde als Mutter Erde bezeichnen und dementsprechend das Land, in dem wir geboren wurden, als Mutter Heimat und wenn wir ihr in ihrer Eigenschaft als Mutter wegen der Kriege, in die sie uns stürzt, wegen der Konflikte, wegen der Auseinandersetzungen, wenn wir dieser Mutter Heimat ob ihrer Verantwortungslosigkeit vorwerfen können, dass sie ihre Kinder tötet, dann offenbaren die dokumentarischen Filmaufnahmen, dass die Schlüsselaussagen des Films die Situation des Landes auf den Punkt bringen. Im Film gibt es keine gesprochenen Dialoge. Was man erlebt, das sind die Filmbilder, die Musik, der Tanz. Der Soundtrack des Films − die „Medea“-Musik von Mikis Theodorakis für die gleichnamige Oper − wurde von der Staatskapelle St. Petersburg eingespielt. Jede Note wird zu einer Bewegung; eine untrennbare Einheit.

Die Fingerkuppen der unsichtbaren Musiker − die die Instrumente berühren, um den Klang zu erzeugen − und die Zehenspitzen der sichtbaren Tänzer, sie verbinden sich in ihrer Dynamik, sie wirken zusammen und ergeben ein hochenergetisches Ganzes. Die sichtbare Identifikation der Primaballerina Maria Kousouni mit der Medea-Rolle und die Musik – diese Bilder sind so intensiv und packend, dass das nicht nur Bewunderung auslöst, sondern auch einen inneren Schmerz.

Das Ergreifende der filmischen Bilder und der Musik, sie werden punktuell immer wieder konterkariert von den Szenen des Aufruhrs, der Gewalt, die sich auf den Straßen abspielen. Zeugnisse der konfliktreichen Situation, in der die Bürger leben, die sich gegen die aufgezwungene Sparpolitik erheben, gegen die Macht, die einige ihrer Kinder gegen andere Kinder aufhetzt, Bürger, denen Mikis Theodorakis, wie wir im Film sehen, beisteht. Kutulas‘ Montage-Methode avanciert regelrecht zu einem neuen Regieprinzip, um immer dann, wenn die Dramatik einen Höhepunkt erreicht, einen Moment der Entspannung folgen zu lassen, damit die Zuschauer durchatmen können und dem Film weiter folgen werden, bis zum Schluss dieses ergreifenden / packenden Werks.

Der Film wurde im Apollo-Theater – auch La Piccola Scala genannt − in Ermoupoli auf der Insel Syros gedreht. Auf der Bühne vereinigt Renato Zanella durch seine Choreografie Zeit, Musik, Bewegung, Gefühle, Liebe, Hass, Leben und Tod. Es entsteht eine Zeitbrücke, die herüberreicht aus dem Jahr 431 v. Chr., als „Medea“ von Euripides zum ersten Mal präsentiert wurde, ins Jetzt, nach 2014, wo die „Medea“ von Asteris Kutulas erscheint, die das Konfliktpotenzial von Aufstand und Unterdrückung vor Augen führt.

Dieses grandiose Erleben von Bild, Ton, Farbe und Bewegung, (das durch Worte nicht wiedergegeben werden kann − wie der Geschmack von bitter oder süß, der sich nur durch die tatsächliche sinnliche Erfahrung vermittelt), dieses Gesamterlebnis erzeugt Gefühle, Gedanken und Erwartungen, die ungeheuer packend sind. Dieses Werk markiert eine Wende im Bereich der Ausdrucksmöglichkeiten der Künste und des Kinos, das auch die „siebente Kunst“ genannt wird. Einer der seltenen Augenblicke in meinem Leben, da ich mich tatsächlich sehr glücklich schätze.

Ioanna Karatzaferi, 25.6.2014
diastixo.gr

Recycling Medea by Mikis Theodorakis & Asteris Kutulas

Film der Gegensätze

… Es handelt sich um einen sehr eigenen, besonderen Film, der sich nicht einem der gängigen Filmgenres zuordnen lässt, sondern vielmehr einer dreifachen nicht-linearen Narration folgt, einer narrativen Struktur der Choreographie, der Musik und der Einbindung dokumentarischer Momentaufnahmen, die uns aus der hochästhetischen Welt der Kunst immer wieder in die harte und gewaltsame Realität zurückversetzen, wie sie heute auf den Straßen von Athen in Kameraaufnahmen festgehalten wird.

Der Film ist eine Collage von Szenen, die nicht allein sowohl die urbane Landschaft als auch die Natur, sondern ebenso die Ästhetik des Tanzes und der Musik einzufangen vermögen. Ein Film der Gegensätze, der die Paradoxa und das Erodierende der griechischen Realität widerspiegelt und aufgrund seiner besonderen Ästhetik und der Fragen, die er aufwirft, nur als Kunstfilm bezeichnet werden kann; ein Film, der das Publikum mit Fragen konfrontiert, und dabei überhaupt nicht didaktisch ist …

Eva Kekou, Kuratorin & Kunsthistorikerin, 2016

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Recycling Medea – Movie Reviews & Statements

On the movie Recycling Medea (press excerpts & reviews)

… Asteris Kutulas has made a film on the crisis, on the protests and the story of Medea, the child murderess from Greek mythology. The result, however, is no documentary, but rather a cinematic essay, a visually striking collage that interweaves the protest marches and a Medea ballet production. And he does it to harrowing effect since the presence of prima ballerina Maria Kousouni, combined with the burning streets of Athens, proves an artful plot device with resounding pathos. Not to forget composer Mikis Theodorakis who does not remain the mute composer behind the scenes, but chooses to voice his own opinion. “If I was young today, they might also call me a terrorist”, he states …
Andreas Thamm, 15 November 2013
Süddeutsche Zeitung

Recycling Medea by Asteris Kutulas with Maria Kousouni
Maria Kousouni as Medea (Photo © by Stefanos Kyriakopoulos)

… Society: a power hungry, child-murdering entity. In this case, Greece. Two years ago in Athens, Asteris Kutulas watched the Medea choreography by Renato Zanella, head of the Athens National Ballet. The ensemble’s performance inspired this filmic experiment and contemporary reflection of the Greek situation. It explores the tragic figure of Medea who decides to take murderous revenge against her husband’s – avaricious and vain – betrayal. In Zanella’s Medea, terrific prima ballerina Maria Kousouni plays the leading role and key part in a film that is based on two choreographies, artistic and spontaneous. In the latter, Kutulas frequently contrasts the dance sequences with recordings of Greek youngsters, caught up in protests against a state that has robbed them of their future…
Jochen Schmoldt, December 2013
plärrer, Nuremberg

Recycling Medea by Asteris Kutulas at the EPOS festival in Tel Aviv. Israel
Review of Recycling Medea in the programme of the EPOS film festival in Tel Aviv, Israel.

Excerpt from the FAZ review of the premiere

… The ballet’s key scene also defines the entire film; it is its quintessence: Jason casts Medea out because he wants to marry another. A “shift in values” that requires and demands unfettered freedom. “If you wish to be free”, Medea retorts, “you will lose your children.”
Prima ballerina Maria Kousouni is from Athens and a brilliant, fantastic Medea. Renato Zanella, whose masterly choreographies have already graced Stuttgart, Berlin and especially Vienna, commands Kutulas’ film with his ensemble … Kutulas and his editor Babette Rosenbaum have edited Zanella’s stern danse macabre into harsh scenes of the Greek youth’s physical actions against the government. These monochrome documentary sequences, rarely illuminated by the occasional orange glow of burning streets, see them face the state’s power. It is a ballet of a different kind: that of stamping police boots, light-footed sneakers on the run and injured human bodies hitting the pavement.

Kutulas’ achievement, and that of his team, is the seamless interplay of these dance and street scenes. The almost wordless narration of the suffering murderess, carried by Theodorakis’ powerful music; Medea’s staged emergence from her terrible past; the viewer’s involuntary involvement in the atrocious present, in this everyday war of the generations set against the splendid façade of the parliament on Syntagma Square …

An audience of 1,200 – mostly young people – had flocked to the film’s premiere at Athens’ Theater Badminton. A rousing success, considering the enforced lack of advertising or public announcements: On express government orders, and a mere week before the film’s release, Recycling Medea’s intended promotional partner – state-owned TV and radio station ERT – had ceased operations. The enthusiastic audience, however, not only celebrated Kutulas and his dancers, but most of all wheelchair-bound Mikis Theodorakis, who had been pushed into the theatre by helpers. Edited into one of the work’s vicious fight scenes, the 53-year-old director lets the 87-year-old composer sigh, “If I was young today, they might also call me a terrorist”.

So, what kind of work is this? A music or ballet film? A political work or a documentary? According to the director, it is all of this and none at all. And yet, its context makes this a political film, first and foremost …
Hansgeorg Hermann, 4 July 2013
Frankfurter Allgemeine Zeitung

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The moral lesson of this epic poetic feature film raised my consciousness from the inside out. This is not art for art’s sake. It is art with a deep compassion for humanity. The pacing is fast and the message clear: the future of our children has been seriously compromised. Kutulas’ film should be viewed by a wide and diverse audience.
Spyros D. Orfanos, Ph.D., 2015
New York University – Psychotherapy & Psychoanalysis

Ballet film Recycling Medea by Asteris Kutulas
Poster draft „Recycling Medea“ (Photo © by Bill Billias)

Recycling Medea blends classical and modern dance with contemporary scenes of young people protesting austerity measures. According to the description of this powerful cinematic experiment, “Greece murders its children by destroying their future” … Spun from the associative and music-led montage of dance scenes and images showing frail and belligerent youths arises a filmic and identity-defining national anthem on contemporary events, retelling the legend against the backdrop of current crises.
Dunja Bialas, 14 November 2013
artechock.de

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Recycling Medea is a stirring and disturbing film about today’s child-murdering society. “To me, the Medea film”, explains Theodorakis, “is a Greek work of art.” A true statement. In the spirit of its Greek origins, it tells – in grand style – of our origins. It is a work about us all.
Junge Welt, 27 June 2013

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Asteris Kutulas’ filmic poem Recycling Medea conjures up consistent, bold and occasionally cryptic associations, narrated from the perspective of lost children. Playing off and with top-class and exquisitely emotional opera sequences, the direction splices the Greek tragedy (431 BC), verse by metaphorical verse, with the current Greek tragedy and its lost generations.

To this end, director Kutulas cuts the antique myth, through impressive camera and editing, into a clash of ‘stage ballet’ and ‘street ballet’, thus creating an entirely different collage and opera-ballet-documentary-art-film …

At the same time, Kutulas’ film not only documents the play, but also focuses on the repeated, occasionally baffling disruptions of Medea’s dance-based tragedy by streets filled with hooded and masked youths, armed police forces and burning cars. The time of innocence is gone. With its multi-layered approach, Recycling Medea illuminates times of resistance, of guilt, of lacking perspectives. Text and image fragments (inspired by Lars von Trier, Pasolini, Carlos Saura, Theo Angelopoulus et. al.) open up new room for thought. The children are dead, the country dying, a gasmask-wearing Theodorakis appears among the protesters; Medea stares up at the bright balcony seats, a masked protester straight at the camera. Art and reality start to mesh.
The epic narrative is underscored by stylistic elements, including the film’s typography: a cartoon font softens the harsh reality of Euripides’ quotes. On a different layer and level, the startling juxtaposition of 15-year-old blond “artlessness” – Bella’s internal monologue – appropriates authentic quotes from Anne Frank’s 1943/44 diary, thus adding contours to a striking yellow press beauty to embody a vision without a future …
With its timeless and encompassing approach, Kutulas’ melancholic epic Recycling Medea subliminally catapults fundamental questions of a parent generation’s guilt all the way into the present.
Karin Schmidt-Feister, 18 January 2014
tanznetz.de

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Provoking opus …

Based on the Medea choreography by Renato Zanella, head of the Athens National Ballet, Asteris Kutulas achieves a harsh contrast: fleet-footed art meets the spontaneous choreography of the streets in the guise of young Greek demonstrators in Athens who tackle a phalanx of law enforcement to vent anger about their stolen future. The visually captivating film leaves plenty of space for the sheer incredible presence and expressiveness of dancer and prima ballerina Maria Kousouni performing the elegiac revenge of a jilted Medea, while the charged and emotional ballet music was composed by Mikis Theodorakis, based on his opera Medea by Euripides …
Plärrer, January 2014

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Asteris Kutulas transforms the crisis gripping his native country into a poetic film that splices adolescent street fights with the ancient legend of child-murderess Medea. Medea twists and dances to Mikis Theodorakis’ music. The mythical figure finds herself caught in a desperate struggle, grappling with the decision to kill her children to punish her unfaithful husband. Cut. Tear gas wafts through the centre of Athens. Young people flinging fire bombs. Police behind shields. Cut. A young, elfish girl on a green meadow. Lost innocence incarnate. Just like the cradle of European civilisation lost its innocence in the ongoing crisis. The current situation in Greece inspired Asteris Kutulas’ imagery … and the result of these experiences is no feature film per se, no ballet film or political flick. Rather, it is a poetic collage, a 76-minute video clip …
Joachim Fahrun, 18 January 2014
Berliner Morgenpost

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… Another film that deserves mention is Asteris Kutulas’ film ”Recycling Medea”. It is a fascinating motion picture adventure, a cinematic canvas that mixes ballet dancing with opera music composed by the iconic Mikis Theodorakis, narration, images of youth protests in the streets of Athens and a character inspired by Anne Frank. Visually stunning and masterfully choreographed by Renato Zanella, the dancing vividly conveys an array of feelings ranging from love, hate, revenge and ultimately Media’s denial of the unbearable crimes she has committed. –
Hollywood Greek Reporter, 24 June 2015

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Medea’s shoulders
… The film shows the Medea ballet set to Mikis Theodorakis’ music and Renato Zanella’s choreography, cut with fight scenes between police and protestors in today’s Greece. The Anne Frank story, too, joins the narrative. The State Academic Orchestra and the St Petersburg Choir play and sing. Theodorakis conducts. It is an overwhelming, a ravishing music. Kutulas shows the dancers applying make-up as well as their choreographies, he reveals how he works with the ensemble and explains his intentions. The music carries the film, propels it into virtual highs and lows. As do, it should be said, the shoulders of prima ballerina Maria Kousouni. Shoulders of incredible strength, militancy and vulnerability; shoulders of great radiance. They symbolise the Medea legend’s dire abyss – and the sheer might passionate women can add to the scales. Something that simply needs to be seen.
Kopkas Tagebuch, Movie Star, 19 January 2014

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Based on the intensely dramatic and exceptionally emphatic opera Medea by composer Mikis Theodorakis as well as Renato Zanelli’s no less expressive ballet choreography, danced by exceptional prima ballerina Maria Kousouni, Asteris Kutulas spins surprising links between the choreographies of stage and street where, on Athens’ Syndagma Square, police and young protesters find themselves embroiled in bitter battle.
Greek News Online, May 26th 2014

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Fascinating Flicks at 9th Los Angeles Greek Film Festival
… Among the high caliber films shown at the festival that made impressions were, Asteris Kutulas’ film ”Recycling Medea,” a fascinating motion picture adventure. Kutulas; cinematic canvas mixes ballet dancing with opera music composed by the iconic Mikis Theodorakis, narration, images of youth protests in the streets of Athens and a character inspired by Anne Frank.  Visually stunning and masterfully choreographed by Renato Zanella,  the dancing  vividly conveys an array of feelings ranging from love, hate, revenge and ultimately Media’s denial of the unbearable crimes she has committed.
The National Herold, New York, June 14, 2015

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Passion, sexual betrayal, conflict, revenge, and infanticide are boiler plate themes for opera. The eminent Greek composer and political activist Mikis Theodorakis premiered his opera Medea in 1991 at Teatro Arriaga in Bilbao, Spain. Theodorakis, now 95 years old and still a radical, emphasizes the humanity of the myth, particularly with the themes of passion, dignity and loss. The last aria of the opera is, in my estimation, one of the most beautiful ever composed. In an earlier 1969 iteration as a song, Theodorakis had called it “The Oracle.”
„Recycling Medea“ is a passionate and poetic cinematic essay. It is a striking visual collage integrating scenes of protest marches, Theodorakis in a gas mask and stomping police boots in the burning streets of modern Athens with the passionate choreography of Renato Zanella. The exquisite prima ballerina Maria Kousouni portrays Medea. She manages to amaze the spectator with her sublime movements and the reach of her limbs. Her movements are immensely more expressive than the libretto. They represent a Medea we pity and fear – a woman and mother who is more than vengeful, she is tender, frightened, loving, heartbroken, mad. The music and the dance combine to both reassure and haunt my dreams. The contradictions in mood are stunning. Mother and society have betrayed the children. They have killed their future, and perhaps ours.
Spyros Orfanos, 7 August 2020
New York University Postdoc Blog

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | With Maria Kousouni as Medea

Recycling Medea Website

Mikis Theodorakis on „Recycling Medea“

Recycling Medea – Photos

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Bella Oelmann & Nicolaus Kausch during the shootings of „Recycling Medea“, Berlin 2012 (photo © by Ina Kutulas)
Recycling Medea Asteris Kutulas Mikis Theodorakis Maria Kousouni
Maria Kousouni, world premiere of „Recycling Medea“, Badminton Theatre Athens 2013 (photo by © Wassilis Aswestopoulos)
Photos Recycling Medea Asteris Kutulas Remato Zanella
Renato Zanella & Mikis Theodorakis during „Medea“ ballet rehearsal, May 2011 (photo © by Asteris Kutulas)
Recycling Medea Asteris Kutulas Mikis Theodorakis
Asteris Kutulas speech before the screening of „Recycling Medea“ at the Gasteig Munich
Recycling Medea Asteris Kutulas Mikis Theodorakis Tel Aviv Israel
„Recycling Medea“ at the EPOS Israel International Art Film Festival, Tel Aviv 2014 (photo © by Ina Kutulas)
Maria Kousouni rehearsing Medea, Syros 2011 (photo © by Asteris Kutulas)
Recycling Medea Asteris Kutulas Mikis Theodorakis
Asteris Kutulas, Bella Oelmann & Velissarios Kossivakis, press conference Greek cinema premiere of „Recycling Medea“, Athens 2013 (photo © by Mike Geranios)
Recycling Medea Asteris Kutulas Mikis Theodorakis Nikos Tzimas
Film directors Nikos Tzimas & Asteris Kutulas before screening of „Recycling Medea“ at the Goethe-Institute Athens, 2015
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Mikis Theodorakis Renato Zanella
Mikis Theodorakis & Renato Zanella, Athens, May 2011 (photo © by Asteris Kutulas)
World premiere of „Recycling Medea“, Badminton Theatre Athens 2013 (photo by © Wassilis Aswestopoulos)
Recycling Medea Asteris Kutulas Mikis Theodorakis Maria Kousouni
Alexander Kutulas & Maria Kousouni, world premiere of „Recycling Medea“, Badminton Theatre Athens 2013 (photo by © Wassilis Aswestopoulos)
Renato Zanella & Danilo Zeka, world premiere of „Recycling Medea“, Badminton Theatre Athens 2013 (photo by © Wassilis Aswestopoulos)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Mikis Theodorakis Inna Sewtschenko Femen
Ukrainian FEMEN activist Inna Sewtschenko with Asteris Kutulas during the award ceremony of the Cinema for Peace Most Valuable Documentary Award (for Recycling Medea), Berlin  2014 
Maria Kousouni as Medea, ballet performance 2011, Apollon Theatre Syros (photo © by Stefanos Kyriakopoulos)
Danilo Zeka, Maria Kousouni & Sofia Pintzou, world premiere of „Recycling Medea“, Badminton Theatre Athens 2013 (photo by © Wassilis Aswestopoulos)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Mikis Theodorakis
Mikis Theodorakis, world premiere of „Recycling Medea“, Badminton Theatre Athens 2013 (photo by © Wassilis Aswestopoulos)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Mikis Theodorakis
Maria Kousouni & Mikis Theodorakis during the rehearsals of MEDEA ballet, Athens 2011 (photo © by Asteris Kutulas)
Bella Oelmann & Andre Hennicke during the shootings of „Recycling Medea“, Berlin 2012 (photo © by Ina Kutulas)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Mikis Theodorakis
Danilo Zeka, Maria Kousouni & Mikis Theodorakis during MEDEA ballet rehearsal, Athens 2011 (photo © by Asteris Kutulas)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas André Hennicke
André Hennicke during the shootings of Recycling Medea, Berlin 2012 (photo © by Asteris Kutulas)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Mikis Theodorakis James Chressanthis
Mikis Theodorakis & cinematographer James Chressanthis in Athens, 2014 (photo © by Asteris Kutulas)

 

During the shootings of „Recycling Medea“, Berlin 2012 (photo © by Klaus Salge)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Joachim Krol
German actor Joachim Król holding the  Cinema for Peace Most Valuable Documentary Award 2014 for „Recycling Medea“ during the award ceremony (photo © by Asteris Kutulas)
Mike Geranios (DOP), Wassilis Dimitriadis & Asteris Kutulas during the shootings of „Recycling Medea“, Berlin 2012 (photo © by Klaus Salge)
Recycling Medea Photos Asteris Kutulas Alexander Payne Mikis Theodorakis
Mikis Theodorakis & Alexander Payne meeting before private screening of  „Recycling Medea“, Athens 2013 (photo © by Asteris Kutulas)

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

Recycling Medea – Movie Reviews & Statements

Mikis Theodorakis: On the film „Recycling Medea“ by Asteris Kutulas

Recycling Medea by Asteris Kutulas, Music by Mikis Theodorakis

Mikis Theodorakis on „Recycling Medea“

From the beginning, the tragic element in music has exerted a stronger spell on me than any other. It certainly suits my character. So, for me it seemed only natural to turn to ancient drama – initially, as a lover of this artistic genre, and later also as a composer. I started to write theatre and film scores for ancient tragedies and later proceeded to explore lyrical tragedy, i. e. in my operas.

When Renato Zanella came across the music of my lyrical tragedy “Medea”, he decided to base his corresponding ballet choreography on this score. Finally, Asteris Kutulas came along to create an entirely new work of art, itself based on the elements mentioned above. However, Kutulas did not simply create a filmic document of the ballet, but decided to transform these elements into something entirely new, thus lending the result a deeply social and political dimension.

He made a film with a very contemporary message: Despite the tragedy Greece has been forced to face by the criminal international economic system, the country still stands, although deeply wounded. Euripides’ Medea screams – expressed by Maria Kousouni in dance and vocalised by singer Emilia Titarenko – because betrayal drives her to the most terrible crime imaginable: the brutal slaughter of her own children. Today’s Greece comes together in the infernal screams on the country’s streets and squares because – as a victim of ruthless actors within and those attacking Greece from without – it, too, finds itself driven to the most terrible crime: killing the future of its own children.

I think we are dealing with a true work of art, one that prompts us take responsibility. A work that doubles as an anthem for the struggle of the people and nations to achieve freedom and true independence.

Mikis Theodorakis, Athens, June 7th, 2013

(Article for the newspaper Elefteros Typos)

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Recycling Medea by Asteris Kutulas with Mikis Theodorakis
Poster draft with Maria Kousouni (Photo © by Stefanos Kyriakopoulos)

Mikis Theodorakis: Zum Film „Recycling Medea“ von Asteris Kutulas

Das tragische Element in der Musik hat mich von Anfang an stärker in seinen Bann gezogen als jedes andere. Zweifellos entspricht es meinem Charakter. Es war also nur zu natürlich, dass ich mich dem antiken Drama zugewendet habe, zuerst als ein Liebhaber dieser Kunstgattung, dann als Komponist. Ich begann, Theater- und Filmmusik zu antiken Tragödien zu schreiben, um letztendlich zur Lyrischen Tragödie, also zu meinen Opern, zu kommen.

Renato Zanella entdeckte für sich die Musik meiner Lyrischen Tragödie „Medea“, und sie wurde die Basis seiner gleichnamigen Ballett-Choreographie. Und dann kommt Asteris Kutulas und erschafft ein neues Kunstwerk, das sich seinerseits auf alles soeben von mir Genannte stützt. Aber er filmt das Ballett nicht einfach ab, sondern er kreiert etwas vollkommen Neues und verleiht dem Ganzen dadurch eine zutiefst gesellschaftliche und politische Dimension.

Er macht einen Film, der eine ganz aktuelle Botschaft beinhaltet: Trotz der Tragödie, in die Griechenland vom verbrecherischen internationalen ökonomischen System hinein manövriert wurde, steht das Land, obwohl tief verwundet, noch aufrecht. Die Medea des Euripides schreit – im Tanz ausgedrückt durch Maria Kousouni und gesanglich interpretiert durch die Stimme von Emilia Titarenko –, weil sie durch den Verrat an ihr zum furchtbarsten Verbrechen getrieben wird, das es geben kann: zum Abschlachten der eigenen Kinder.

Das heutige Griechenland schreit infernalisch auf den Plätzen und in den Straßen, weil es – Opfer der verantwortungslos Handelnden im eigenen Land und derer, die von außen Griechenland angreifen – ebenfalls zum furchtbarsten Verbrechen getrieben wird: die Zukunft seiner eigenen Kinder zu töten.

Ich denke, wir haben es hier mit einem wahren Kunstwerk zu tun, das dazu auffordert, Verantwortung zu übernehmen. Ein Werk, das zugleich eine Hymne ist für den Kampf der Menschen und Völker für deren Unabhängigkeit und Freiheit.

Mikis Theodorakis, Athen, 7.6.2013

Recycling Medea | A film by Asteris Kutulas | Music by Mikis Theodorakis | Choreography by Renato Zanella | Written by Asteris & Ina Kutulas | With Maria Kousouni as Medea 

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Recycling Medea – Film-Rezensionen & Kritiken