Apassionata – Der Vorhang fällt (Riesa-Tagebuch 2019)

23.10.2019, Apassionata Show Reloaded

Wieder ist APASSIONATA-Proben-Zeit. Wieder traben Pferde nach einer neuen Musik durch die Sachsen-Arena. In drei Tagen ist Premiere. Aber die Show heißt nicht mehr „Apassionata“, sie heißt jetzt „Cavalluna“. Alles ist wie immer, und alles ist ganz anders.

Ich bin auf meine Art und Weise wieder dabei, wie ich 10 Jahre lang dabei war; und wie im Oktober 2017 und 2018 halte ich meine täglichen Eindrücke in Tagebuch-Form fest. Es hat sich viel verändert seit Herbst 2018: Die Pferde-Show „Apassionata“ gibt es nicht mehr. Wie es dazu kam und was aus den Apassionata-Protagonisten Peter Massine und Holger Ehlers geworden ist – darum geht es hier. Die Geschichte vom Ende der „Apassionata“ ist spannend wie ein Wirtschaftskrimi, komisch und tragisch zugleich, und sie handelt von Freundschaft, krimineller Energie, Betrug und Verrat, erzählt von Leid, Engagement, Hoffnung und Enttäuschung.

Nachdem es 14 Jahre die Apassionata-Show gegeben hat, liefen dann in der Saison 2017/18 zwei konkurrierende Apassionata-Produktionen gleichzeitig – und seit Mai 2019 gibt es überhaupt keine Apassionata-Show mehr. Der Vorhang ist gefallen. Bislang jedenfalls – könnte sich in Zukunft ja wieder ändern. In diesem Spiel der Eitelkeiten und des Geldes ist alles möglich: Willkommen und Abschied. Aufstieg und tiefer Fall. Vergessen und Wiedergeburt.  

Holger Ehlers, Peter Massine, Apassionata, Asteris Kutulas
Der Apassionata-Esel und ich

24.10.2019
Die letzten zwölf Monate der Apassionata
im Schnelldurchlauf … und sehr subjektiv (aber journalistisch korrekt)

2019 ist das Jahr, in dem die Apassionata „unterging“. Als wäre sie die Titanic … ein glorreiches Schiff, das auf einen Eisberg zusteuerte, mit diesem krachend kollidierte und sank. Die Kapitäne hatten offensichtlich geglaubt, dass nicht die Titanic, sondern der Eisberg zerbersten würde. Jedenfalls verließen sie als erste das sinkende Schiff und brachten sich in Sicherheit.

Um zu verstehen, was sich zwischen Oktober 2018 und Juli 2019 ereignet hat, muss man dort anknüpfen, wo der dritte Teil meiner „Apassionata-Story 2018“ aufhörte. 

Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich klarstellen, dass es in diesen journalistischen Tagebucheinträgen um das Ende der „Massine-Ehlers-Apassionata“ geht und nicht um deren „Fortführung“ unter der neuen Marke „Cavalluna“ durch das chinesische Unternehmen Apassionata World GmbH (Hongkun) ab 2018. Tatsächlich gab es 2018 nämlich nicht nur zwei Apassionata-Shows, sondern auch zwei konkurrierende Apassionata-Unternehmen:
Apassionata GmbH (Peter Massine/Holger Ehlers)
Apassionata World GmbH (Hongkun)

Peter Massine war Mitbegründer und bis 2019 Produzent der Pferde-Show „Apassionata“. Holger Ehlers war seit 2009 Autor, Regisseur und laut eigenen Angaben „Komponist“ aller Apassionata-Produktionen bis zur letzten Show „Der magische Traum“ in der Saison 2018/19. Seit 2017 war Holger Ehlers auch Executive Producer der beiden letzten Shows „Der Traum“ (2017-18) und „Der magische Traum“ (2018-19). Peter Massine und Holger Ehlers bestimmten als Hauptakteure nicht nur die geschäftliche und die künstlerische Entwicklung der „Apassionata“ der letzten zehn Jahre, sondern sie verantworteten durch ihre Entscheidungen ebenfalls das dramatische, „tragische“ und in gewisser Weise sehr kuriose Ende derselben.

Der Anfang vom Ende

der „Massine-Ehlers-Apassionata“ – das war 2016 zweifellos der Bruch zwischen Peter Massine und seinem Investor, dem chinesischen Immobilienkonzern Hongkun. Diesem Bruch folgte eine langwierige Auseinandersetzung mit über 100 Gerichtsprozessen um die Apassionata-Lizenz- und Markenrechte.

Nachfolgend einige Presse-Veröffentlichungen zum „Gesellschafterkrieg“ zwischen Peter Massine und der chinesischen Apassionata World GmbH/Hongkun, die das Ausmaß und die Folgen dieser Streitigkeiten offenbaren:

Finance, 6.4.2017: „Ex-Apassionata-Chef: EY klagt wegen nicht gezahlter Honorare“
Spiegel, 21.6.1017: „Der schmutzige Krieg um die Pferdeshow“
Stuttgarter Nachrichten, 30.12.2017: „Ist nicht so leicht, die Welt zu retten“
BZ, 27.1.2018: „Apassionata-Gründer kämpft um den Namen seiner Pferde-Show“
Mittelbayerische, 20.3.2018: „Der moderne Zirkus der Zukunft“
Süddeutsche Zeitung, 13.6.2018: „Hinter dem schönen Schein von APASSIONATA“
Sächsische Zeitung, 26.6.2018: „Ich habe mein Lebenswerk in Gefahr gesehen“
Sächsische Zeitung, 13.7.2018: „International wäre die Marke Apassionata wertlos“
BZ, 22.1.2019: „Krieg der Reitershows Cavalluna und Apassionata“
tip Berlin, 25.1.19: „Zoff um die Pferdeshows: Apassionata vs. Cavalluna“
Donaukurier, 28.8.2019: „Im Pferde-Palast gehen die Lichter aus“

Die Nerven in der „Apassionata-Pferdewelt“ lagen also seit Ende 2016 blank. Hinter den Kulissen brodelte es. Viele Apassionata-Mitarbeiter bangten um ihren Arbeitsplatz. Die beiden „verfeindeten“ Geschäftsführungen schworen ihre Belegschaft auf einen „heiligen Krieg“ ein. Die Pferde und ihre Reiter mussten sich für eine Seite entscheiden. Und Peter Massine schickte seinen Freund und künstlerischen Direktor Holger Ehlers im wahrsten Sinne an die vorderste Front, die „Chinesen“ das Fürchten zu lehren. 

Im Kern ging es in diesem erbittert (auch „moralisch“) geführten Rechtsstreit zwischen Peter Massine einerseits und der chinesischen Apassionata World GmbH (Hongkun) andererseits darum, wem (die Marke) „Apassionata“ gehört bzw. wer den lukrativen Pferdeshow-Markt in Deutschland und Europa beherrscht. „Apassionata“ war bis 2018 quasi ein sehr erfolgreicher Monopolist in diesem Entertainment-Segment, verkaufte Jahr für Jahr bis zu 480.000 Tickets, machte einen Umsatz von jährlich durchschnittlich 21 Millionen Euro und einen Gewinn von ca. 3 Millionen Euro.

Peter Massine hatte 2016 versucht, seinen frisch gekürten chinesischen Partner Hongkun über den Tisch zu ziehen, was ihm aber nicht gelang. Hongkun wehrte sich, Peter Massine fällte eine falsche Entscheidung nach der anderen, und so gab es plötzlich zwei Apassionata-Shows. Das Publikum war verwirrt. Die Pferde auch. Beide Apassionata-Shows – die eine hieß ab 2018 „Cavalluna“ – bluteten langsam aus. 

Hoffnungsschimmer

Doch dann kam der Sommer 2018, und es zeigte sich für Peter Massines Apassionata ein Hoffnungsschimmer am Horizont:  Peter Massine verhandelte mit der Live Nation Entertainment GmbH über eine elfjährige Zusammenarbeit. Die Live Nation Entertainment GmbH, immerhin der weltweit größte Konzert-/Event-Veranstalter, war darin waren sich alle einig der richtige strategische Partner für die „Apassionata“. Es kam so etwas wie Euphorie auf in der gebeutelten Apassionata-Gemeinde, denn diese Vereinbarung bedeutete, dass sich Peter Massine aus dem operativen Geschäft zurückziehen und Live Nation die Vermarktung und Durchführung der Tour-Show für zumindest drei plus weitere acht Jahre überlassen würde.
Für die Apassionata-Mitarbeiter eine gute Nachricht: dadurch wäre die Apassionata für insgesamt 11 Jahre in professionelle und seriöse Hände gekommen, denn Peter Massine war als Unternehmer auf breiter Front gescheitert und sein „Vermächtnis“ bestand in einem riesigen (selbstverschuldeten) Scherbenhaufen und in einem riesigen Schuldenberg.

Aber Peter Massine hatte etwas ganz anderes vor. Der „strategisch“ angelegte Vertrag mit der Live Nation Entertainment GmbH vom September 2018 erwies sich (im Nachhinein) als reine Nebelkerze. Peter Massine benutzte diesen Vertrag als Faustpfand, um hinter dem Rücken seiner Mitarbeiter und Partner – und hinter dem Rücken von Live Nation – einen 6-Millionen-„Geheim-Deal“ mit seinen chinesischen „Erzfeinden“ der Apassionata World GmbH verhandeln zu können. Der wurde am 1.3.2019 besiegelt, gerade mal fünf Monate nach der Unterzeichnung der „strategischen“ Elf-Jahres-Vereinbarung mit Live Nation. 

Betrügerische Insolvenzen

Erst drei Monate nach der Vertragsunterzeichnung vom 1.3.2019 hat Peter Massine die „Apassionata“ und damit zahlreiche seiner Gesellschaften in die geplante und systematisch vorbereitete Insolvenz geführt und dabei Gläubiger mit „Tabellenforderungen“ in Höhe von ca. 12,5 Mio Euro zurückgelassen (siehe Tabelle unten). Da einige Gläubiger ihre Forderungen nicht angemeldet haben, dürfte der reale Schaden weit darüber liegen. Hinter diesen (mindestens) „12,5 Mio Euro“ unbezahlter Rechnungen verbergen sich zum Teil sehr tragische Einzel-Schicksale.

Peter Massine hat Mitarbeiter und Unternehmen für sich arbeiten lassen, wissend, dass er sie nicht wird bezahlen können. Das traf Kollegen, Mitarbeiter und Partnerfirmen, von denen einige für Peter Massine und die „Apassionata“ sogar in Vorleistung gegangen waren bzw. investiert hatten, weil Peter Massine – darin unterstützt von seinem künstlerischen Direktor und Executive Producer Holger Ehlers – ihnen eine langjährige erfolgreiche gemeinsame Zukunft versprochen hatte – und sie ihm glaubten. Peter Massine beanspruchte also ihre Leistungen, ohne sie zu entlohnen, und betrog sie:

• den Caterer, der dafür sorgte, dass während, vor und nach den Shows alle 100 Apassionata-Tour-Mitarbeiter zu essen und zu trinken hatten,
• die Spediteure, die Woche um Woche die Technik und die Pferde transportierten,
• die Videofirma, die die Animation für den Werbetrailer hergestellt hatte,
• die Pferdefachfrau, die verantwortlich war für das Wohlergehen der Pferde, monatelang ohne Gehalt blieb und dieses letztendlich niemals erhielt,
• den Produktionsleiter, ohne den die gesamte Produktion nicht funktioniert hätte,
• die Technikdienstleister, die den Sound, das Licht und das Videoequipment für alle Shows zur Verfügung stellten,
• den Hotelier, der für die Übernachtung und das Frühstück während der Proben und der Premiere sorgte,
• die Filmproduktionsfirma, die den Trailer produzierte, damit die Shows überhaupt beworben werden konnten,
• den Bühnenbauer, der Equipment für die Show „Der magische Traum“ geliefert hatte,
• den Kameramann und Cutter, der dafür sorgte, dass mehrere Werbetrailer die Menschen zum Kaufen von Tickets animierten,
• viele Partner und Mitarbeiter der SenseUp GmbH, die die Ursprungs-Show „Der Traum“ auf die Beine gestellt, dafür hart gearbeitet und zum Teil in diese Show investiert hatten etc. etc.

Immerhin: ohne diese Menschen und ohne diese Unternehmen hätte es keine Show „Der Traum“ (2017/18) bzw. „Der magische Traum“ (2018/19) gegeben. Es hätte keinen 6-Millionen-Deal mit den „Chinesen“ für Peter Massine gegeben. Und auch keine hunderttausenden von Euro für seinen künstlerischen Direktor und Executive Producer Holger Ehlers, dessen Ehefrau Katrin Ehlers und seinen Finanzberater Jens Grimm – die sowohl direkt als auch über deren neu gegründete Firma Mondwind Entertainment GmbH von Peter Massine vergütet wurden. Das stellte sich jedoch erst später heraus, als die Insolvenzverwalter – zusammen mit den Gläubigern – den Geldflüssen folgten, wobei immer mehr Fakten ans Tageslicht kamen.  

1 Apassionata: 15 Firmen,  3 Länder

Recherchen führten zunächst zu folgenden insolventen Gesellschaften von Peter Massine:

Apassionata Firmen von Peter Massine, Asteris Kutulas, Holger Ehlers

Weitere Nachforschungen offenbarten, dass Peter Massine mit einem ab irgendwann recht verzweigten und sehr undurchsichtigen Firmengeflecht in Deutschland, Österreich und auf Malta die Apassionata-Show produziert und vermarktet hatte.

Viele seiner „Apassionata“-Firmen wurden in schneller Folge gegründet, umfirmiert, verschmolzen und später in die Insolvenz geführt. Diese verwirrende Anzahl von Unternehmen, aber auch der Umstand, dass von Peter Massine zwischen diesen Firmen systematisch sehr viel hin und her geschoben wurde (Rechte, Lizenzen, Anlagevermögen, Verbindlichkeiten, Darlehen etc.) dienten von Anfang an dem Ziel, Insolvenz- und andere Straftaten zu verschleiern.

Im Nachhinein wurde deutlich, warum Peter Massine über 15 Firmen in mehreren Ländern „brauchte“, um eine finanziell und organisatorisch überschaubare Show wie die „Apassionata“ zu produzieren: letztendlich sollte keiner mehr überblickte können,  welche Lizenz- und Marken-Rechte, Anlagevermögen, Verbindlichkeiten, Darlehen etc. von welcher in welche seiner zahlreichen Firmen verschoben worden waren.

Im Vertrag mit seinem chinesischen Ex-Partner Hongkun vom 1.3.2019 mussten aus diesem Grund (fast) ALLE Gesellschaften von Peter Massine für die Übertragung der Apassionata-Rechte an Hongkun garantieren, die da waren: Massine Group GmbH, Holt GmbH, Apassionata Massine GmbH, Apassionata München GmbH, St. George Edition Limited, SenseUp Entertainment GmbH, FUTURECOM Rental Service GmbH, Bright Stone Holding Limited, Tyrell Corporation Limited, APASSIONATA Productions GmbH, Davinci Publishing Limited, Bel-Brand Entertainment Ltd. sowie Peter und Karen Massine Stiftung.

Fast alle der hier aufgeführten Massine-Firmen hatten als einziges Asset die Pferdeshow „Apassionata“. Der gesamte Umsatz und die einzige Einnahme all dieser Unternehmen speisten sich allein aus der jährlich neu produzierten und vermarkteten Apassionata-Show.

Die Schaffung dieses verwirrenden Firmengeflechts hatte also offensichtlich einzig das Ziel, kriminelle Handlungen zu ermöglichen und zu kaschieren, Partner und Mitarbeiter zu betrügen und eine Verfolgung durch staatliche Behörden zu verhindern bzw. diese so schwierig wie möglich zu machen. Bei der völlig überlasteten und überforderten deutschen Justiz – vor allem in Berlin – schafft Peter Massine es vielleicht sogar, weiterhin ungestraft davonzukommen, trotz mehrerer Strafanzeigen, Klagen, Titel und eines Haftbefehls. Aber auch hier läuft es genauso klischeehaft ab wie in all diesen und ähnlichen Betrugsfällen: Peter Massine ist – kurz vor seinen vielen Insolvenzanmeldungen – offiziell mit seiner Familie nach Bali umgezogen. Er lebt weiterhin in Berlin, aber die deutsche Polizei weiß nicht, wo sie ihn verhaften soll. Sie hat nur seine Wohnadresse auf Bali.

Peter Massine & Holger Ehlers, kollusiv

Seit Anfang 2017 hatte ich kaum noch Kontakt zu Peter Massine. Im gesamten turbulenten Jahr 2018 begegnete ich ihm nur vier- oder fünfmal. Aber immer, wenn ich ihn traf, hatte ich das Gefühl, mit einem Menschen zu sprechen, der jegliche Beziehung zur Realität verloren hatte und in einer Blase voller Illusionen lebte. 

Weil Peter Massine seit Mitte 2017 in den Augen der meisten Apassionata-Partner und -Mitarbeiter total „verbrannt“ war, nahm Holger Ehlers immer mehr die Position eines Executive Producers ein. Holger Ehlers verhandelte mit Mitarbeitern, fällte teilweise Personalentscheidungen und war aktiv an Budget-Gesprächen und auch an der Aufstellung von Zahlplänen beteiligt. 

Als Insider wusste Holger Ehlers spätestens seit Oktober 2018 um den finanziell desaströsen Zustand der „Apassionata“, sorgte aber mit zuversichtlich stimmenden Sätzen, Durchhalteparolen und immer neuen „Geldeingangsszenarien“ dafür, dass das Ganze bis Ende April 2019 weiterlief, bei allen die Vorstellung erzeugend, dass sie ihr Geld bekommen würden.

Holger Ehlers war damals für die meisten Apassionata-Mitarbeiter noch glaubwürdig, weil er fast täglich betonte, dass er selbst der finanziell am meisten Geschädigte sei und von Peter Massine, den er sehr oft deswegen beschimpfte, nicht bezahlt würde. Nach Durchsicht der uns vorliegenden Unterlagen wurde ersichtlich, dass Holger Ehlers in den letzten Monaten der „Apassionata“, und zwar bis kurz vor deren Insolvenz, mit Hunderttausenden von Euro „abgefunden“ wurde – von Peter Massine überwiesen sowie durch rechtswidrige Rechteübertragungen an die Mondwind Entertainment GmbH ermöglicht.  

Zahlungsunfähig … Das Ende naht auf leisen Sohlen

Ab Oktober 2018 stand die Zahlungsunfähigkeit der Apassionata GmbH zweifellos fest, und zwar ab dem Augenblick, als die von Holger Ehlers verbreitete Nachricht die Runde machte, dass die Live Nation Entertainment GmbH die vereinbarten 200.000 Euro Produktionsgelder pro Stadt nicht direkt an die Mitarbeiter und die Dienstleister von „Apassionata“, sondern an die Apassionata GmbH von Peter Massine auszahlen würde. Als Ende Oktober 2018 die ersten 200.000 Euro dann tatsächlich rechtswidrig von Peter Massine an seinen Rechtsanwalt statt an die Mitarbeiter überwiesen wurde, viele Dienstleister nicht bezahlt bezahlt werden konnten und eine „Erklärung“ von Holger Ehlers die andere jagte, war uns allen klar, dass Peter Massine seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen würde – weder gegenüber den Gläubigern der Apassionata GmbH noch denen der SenseUp GmbH, die am selben Live-Nation-Tropf hingen. 

Es war einfache Mathematik: Die Premieren-Produktion im Oktober 2018 in Riesa konnte nur zum Teil bezahlt werden und viele Rechnungen blieben offen – laut Peter Massine entstand durch Riesa ein Verlust von 200.000 Euro, aber auch das gesamte Geld für die erste Tourstadt (Stuttgart) Ende Dezember 2018, also weitere 200.000 Euro, waren weg, weil sie, wie oben beschrieben, an Peter Massine’s Anwalt überwiesen worden waren. Die Tour begann also mit einem operativen Minus von insgesamt 400.000 Euro, plus den ca. 1,4 Millionen Euro Schulden von der SenseUp GmbH, die die „Apassionata“ übernommen hatte, also mit einem Defizit von insgesamt 1,8 Millionen Euro im Oktober 2018. Und die Ticketverkäufe vom November und Dezember – traditionell 80% der Gesamtverkäufe für die ganze Tour – zeigten, dass die Tour finanziell keinen Gewinn generieren konnte.

Womit man es hier zu tun hat, ist eine Art „Schneeballsystem“, das bereits ein halbes Jahr später – allein für die beiden Produktionsfirmen Apassionata GmbH und SenseUp GmbH – zu einem Schuldenberg von über 4 Millionen Euro geführt hat.  (Siehe Insolvenztabelle weiter oben.)

Jens Grimm, der persönliche Finanzberater von Peter Massine und bis zum Februar 2019 u.a. für die Zahlungen an das Produktionsteam Mit-Verantwortliche, beschrieb die desaströse finanzielle Situation der „Apassionata“ Mitte Dezember 2018 in einer dramatischen E-Mail an Peter Massine wie folgt:

„Es ist schön, dass es Euch auf Bali so gut geht … Leider schlägt das hier extrem sauer bei den Reitern, der Crew und vielen Dienstleistern auf. Es verbreitet sich ein Wahnsinns Shittstorm … Die Leute kämpfen hier ums Überleben und stehen teilweise kurz vor der Pleite …“

Diese E-Mail verschickte er am 20.12.2019, also eine Woche vor (!) dem Tour-Start. Die Apassionata GmbH, die SenseUp GmbH und alle anderen Massine-Firmen waren da schon längst pleite. 

Hinzu kam, dass keine Bank oder irgendeine Institution in Deutschland einem Bankrotteur wie Peter Massine, der damals in über 100 gerichtliche Auseinandersetzungen verwickelt war, auch nur einen Cent Kredit hätte geben dürfen. Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Jens Grimm, der diverse Finanzierungskonzepte für „Apassionata“ und für Peter Massine entwickelt hatte, war bereits 2018 bei mehreren Banken mit diesem Anliegen gescheitert. Creditreform bescheinigte Peter Massine und seinen Firmen (entsprechend der höchsten Risikoklasse 6): „Kredite und Geschäftsverbindung werden abgelehnt.“

Peter Massine, der sich über den Bankrott-Zustand all seiner Firmen absolut im Klaren war, verfolgte ab Oktober 2018 nur ein Ziel: sich einerseits durch ein „Geheim-Abkommen“ mit dem chinesischen Hongkun-Konzern einen „Apassionata“-Millionen-Deal zu sichern und andererseits, seine „Apassionata“-Schulden nicht zu bezahlen. Um dieses Ziel zu erreichen, verschleierte er die Schulden seiner Apassionata-Gesellschaften, verschleppte alle Insolvenzen und sicherte sich durch falsche Versprechungen und Zukunftsaussichten weitere Investments seiner Mitarbeiter und Partnerfirmen .

… Where did the love go?

Für viele Mitarbeiter und Partner wurde aus dem „magischen Traum Apassionata“, der jahrelang Kinderaugen erstrahlen ließ, ein wahrer Alptraum. Eine Reiterin beschrieb das Ende der „Apassionata“ wie folgt:

„Years of hard work gone … lives destroyed, a lot of tears shed, total chaos and people doing things you wouldn’t believe. And all of this for money and power. Where did the soul go? Where did the love go? Where has the family feeling gone? I only know it did not go with the founder of Apassionata … He should be ashamed of his greediness. One thing I have learned, I saw the real face of a lot of people, and it wasn’t a pretty one.“

26.10.2019, (Keine) Apassionata Premiere

Die Apassionata-Show war für mich persönlich ein „Konzeptkunst-Projekt“, das sehr viel Energie, kulturelle Tradition und Inspiration in sich vereinte.

Darum – und auch weil ich an eine Zukunft der Apassionata-Produktion ohne (den desaströs agierenden) Peter Massine geglaubt hatte – unterstützte ich Holger Ehlers ab Januar 2019 bei dem Versuch, die Apassionata-Show (auch unter dem neuen Label „Mondwind“) „unabhängig“ von Peter Massine zu produzieren. Ich verließ mich auf die klare Aussage von Holger Ehlers in seiner Mail vom 9.1.2019, dass nämlich unsere gemeinsame diesbezügliche Arbeit ein „Investment in die Zukunft“ sein würde, wie er schrieb. Und weiter: „Unter dem Motto: alle verdienen oder verlieren …“ Das war die Vereinbarung und betraf alle Apassionata-Mitarbeiter.

Holger Ehlers, Jens Grimm und uns anderen kam es ab diesem Zeitpunkt darauf an – so dachte ich (irrtümlicherweise) jedenfalls –, auf der Basis unseres profunden Apassionata-Know-Hows in Zukunft weiterhin Show-Produktionen ohne Peter Massine zu produzieren. Dafür arbeitete wir zusammen mit Holger Ehlers, Jens Grimm und vielen anderen bis zum Juni 2019. Ich sah es ohnehin so, dass die Apassionata-Show de facto nicht mehr Peter Massine gehörte, sondern den Gläubigern, die diese Show produziert und zum Teil finanziert hatten, aber dafür nicht bezahlt worden waren. 

Gespräche ins Blaue

Wegen der seit Oktober 2018 herrschenden Zahlungsunfähigkeit und der Schuldenlast von inzwischen über 3,5 Millionen Euro der beiden Apassionata-Produktionsfirmen SenseUp GmbH und Apassionata GmbH führten wir Anfang 2019 einerseits Gespräche mit Peter Massine und andererseits mit der Live Nation GmbH, aber auch mit den involvierten Rechtsanwälten und anderen Gläubigern von Peter Massine’s diversen Firmen, um einen gangbaren gemeinsamen Weg für alle zu finden. 

Diese Gespräche fanden zwischen Januar und März 2019 statt. Die Verhandlungen mit Peter Massine führten ausschließlich Holger Ehlers, Katrin Ehlers und Jens Grimm. 

Jens Grimm und Holger Ehlers erklärten Ende Januar, dass Peter Massine eingewilligt hatte, die Apassionata-Markenrechte an die beiden abzutreten und sich aus dem operativen Geschäft vollkommen herauszunehmen, gegen den Erhalt einer Lizenz-Gebühr, die gewinnabhängig sein sollte. 

Paukenschlag-Deal mit Hongkun

Doch plötzlich – und noch während die oben beschriebenen und von Peter Massine „abgesegneten“ Gespräche geführt wurden – platzte die Bombe: Peter Massine hatte sich am 1.3.2019 mit den „Chinesen“, wie er sie nannte, also mit der Apassionata World GmbH (Hongkun), geeinigt und ihnen die Marken-, Werks- und Musik-Rechte der APASSIONATA für 6 Millionen Euro verkauft.

Die „Paukenschlag“-Nachricht vom „Asset“-Deal zwischen Peter Massine und Hongkun erreichte uns am 6.3.2019. Kurz darauf erfuhr ich von Holger Ehlers, dass es am 12.3.2019 zu einem Grundsatz-Gespräch zwischen ihm, seiner Frau Katrin Katrin, Jens Grimm und Peter Massine in seinem Haus in Friedrichsfelde Ost kommen würde. Nach diesem Treffen gab er dann bekannt, dass er von Peter Massine die Rechte an der Vermarktung mehrerer Apassionata-Shows sowie das gesamte Apassionata-Equipment – im Wert von „1,5 Mio“, wie er schrieb – erhalten habe. Damit stellte er sich als Rechtsnachfolger der „Apassionata“ und als neuer Arbeitgeber dar. Das war erst einmal eine gute Nachricht, denn Peter Massine war „raus“, und es galt ja immer Holger Ehlers‘ „Motto: alle verdienen oder verlieren“. 

Holger Ehlers, der neue „Arbeitgeber“

Nach außen – also auch gegenüber mir und anderen Kollegen – vermittelte Holger Ehlers (als neuer „Rechteinhaber“) noch bis in den Juni 2019 hinein, dass wir alle an einem Strang ziehen und dass es eine Perspektive für die „Apassionata“ – unter dem neuen Label „Mondwind“ und ohne Peter Massine – geben würde. Wir arbeiteten also weiter für eine „gemeinsame Zukunft“.

Erst Ende Juni 2019 wurde klar, dass das „Mondwind-Trio“ Holger Ehlers, Katrin Ehlers und Jens Grimm die Apassionata-Show-Produktion „Der magische Traum“ – von Peter Massine rechtswidrig der Mondwind GmbH zugeschoben –, tatsächlich „geklaut“ und mit einem hohen Profit über Merlin Producciones in Spanien nach Saudi-Arabien weiterverkauft hatte. 

Causa Apassionata, Asteris Kutulas, Holger Ehlers, Peter Massine
Werbung für die „Apassionata“-Show in Jeddah, vermarktet vom neuen „Eigentümer“, der Mondwind Entertainment GmbH

Der Gewinn – fast 1 Million Euro – floss in die Taschen des Mondwind-Trios und nicht in die Insolvenzmasse. Der Verkauf der Apassionata-Show erfolgte also 2 Monate vor der Insolvenzanmeldung der Apassionata GmbH, die inzwischen Wickberg GmbH hieß. Ein Rechtsanwalt erklärte, dass es sich hierbei eindeutig um die „Entreicherung“ eines Unternehmens und um Insolvenzbetrug gehandelt habe – durch das kollusive Vehalten von Peter Massine, Holger Ehlers, Katrin Ehlers und Jens Grimm.

Das Grand Finale von Peter Massine & Holger Ehlers: Eine Hand wäscht die andere 

Das „Mondwind-Trio“ hatte sich offensichtlich mit Peter Massine auf das folgende „Prozedere“ geeinigt und folgende Vereinbarung getroffen: Peter Massine würde
1) bei Holger Ehlers alle noch offenen Rechnungen (ca. 180.000 Euro) – auch aus dem SenseUp Vertrag von 2017 – begleichen,
2) Holger Ehlers, Katrin Ehlers und Jens Grimm (die beiden Gesellschafter der Mondwind GmbH) die Rechte an der Vermarktung diverser Apassionata-Shows, vor allem an der Show „Der magische Traum“ für Saudi-Arabien und darüber hinaus „weltweit“ übertragen,
3) den dreien das Anlagevermögen (Equipment) der SenseUp und Apassionata GmbH überlassen und
4) die Rechnungen aller Apassionata-Mitarbeiter, die bis Frankfurt durchhalten und in Saudi-Arabien tätig sein sollten, begleichen, damit sie bei der Stange gehalten werden und nicht vorher aussteigen.

Im Gegenzug garantierten Holger Ehlers und Jens Grimm ihrem Partner Peter Massine, dass die Shows bis Frankfurt, also bis zum 29.4.2019, weiterlaufen würden, denn das war die Voraussetzung dafür, dass Peter Massine die Lizenz-Rechte von der Live Nation GmbH wiederbekommen würde, um die Marke „Apassionata“ samt aller Rechte an Hongkun (Apassionata World GmbH) für 6 Millionen Euro verkaufen zu können.  

Holger Ehlers war in diesem Augenblick der Einzige, der als Executive Producer und Künstlerischer Direktor die Tour bis zum bitteren Ende „durchziehen“ konnte – mit einkalkulierten Gläubiger-Opfern auf der einen Seite und mit einem riesengroßen Gewinn für sich. Das tat er auch – indem er, mit Hilfe von Jens Grimm, dafür sorgte, dass Peter Massine seinen 6-Millionen-Deal realisieren konnte. Das Grand Finale von Peter Massine, Holger Ehlers und Jens Grimm. 

Gier siegt über Vernunft

Wären Holger Ehlers und Katrin Ehlers – die ab 2018 als Managerin und auch als Verlegerin ihres Mannes auftrat – nicht so gierig geworden und hätte Jens Grimm nicht jegliche Wirtschaftsprüfer-Vernunft über Bord geworfen, dann hätten wir tatsächlich eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung finden und auch an einem Weiterführungskonzept für eine Showproduktion arbeiten können – in Absprache mit den Gläubigern, den Insolvenzverwaltern, der Live Nation GmbH und der Apassionata World GmbH (Hongkun).

Holger Ehlers interessierte jedoch seit Anfang 2019 einzig und allein, wie er zusammen mit seiner Ehefrau Katrin Ehlers und seinem neuen Geschäftspartner Jens Grimm (auf Kosten vieler Mitarbeiter und Firmen) vom Ende der „Apassionata“ profitieren könnte, u.a. durch den Verkauf der Apassionata-Show „Der magische Traum“ nach Saudi-Arabien im Mai/Juni 2019 – mit einem Gewinn von fast einer Million Euro. 

Aus Holger Ehlers‘ „Motto: alle verdienen oder verlieren …“ vom 9.1.2019 wurde 6 Monate später, im Juli 2019: Nur Holger und Katrin Ehlers, Jens Grimm und Peter Massine verdienen. Viele andere – die meisten – verlieren, wie man der Insolvenz-Tabelle oben entnehmen kann.

27.10.2019, Apassionata-Postscriptum

Die Premiere von „Cavalluna“ war gestern, heute ist der zweite Showtag, danach Abbau und die Rückfahrt.  Zeit, alles auf den Punkt zu bringen. Auch meine Gedanken zur Causa Apassionata. 

Über Moral

Eines der vielen Zeugnisse, die offenbaren, wie die Mitarbeiter unter dem Regime von Peter Massine litten, das von Holger Ehlers als Künstlerischer Direktor und Executive Producer „bis zum Ende“ – also bis zum „Zahltag“ von Peter Massine – am Leben erhalten wurde, ist eine Mail vom 26.2.2019, geschrieben von einer langjährigen Apassionata-Mitarbeiterin:

Hi Peter,
Wir sparen an jedem Cent. Meine Reisen und Ausgaben bezahle ich seit längerem von MEINEM privaten Geld. Selbst, wenn ich eine Auslagenrechnung stellen würde, würde ich ja das Geld nicht kriegen.
… Mein Kontingent an Stunden je Quartal ist übrigens auch gleich aufgebraucht. Nach nicht einmal einem Monat. Und ich rede hier nur von Arbeitsstunden. Nicht von Spaßstunden, weil es ja so super lustig ist, jedes Wochenende in irgendwelchen Hallen zu verbringen, statt zu Hause auf der Couch und mit seinem Kind oder Anhang?!? Ernsthaft?  
Ebenso wie Dinge vom Hörensagen kursieren, was Deine Ausgaben wie etwa Schulgelder, Taschengeld, Geschenke, Reisen, Auto usw. betrifft, die allen, die mehr oder weniger am Existenzminimum dümpeln, weil gar nicht oder nicht pünktlich bezahlt wird, negativ aufstoßen, weil es hier um einen Luxusbereich geht, den niemand sonst hat. Irgendwie spricht sich alles rum.       
… Es gibt noch einige, denen das Produkt so am Herzen liegt, dass sie bereit sind weiter zu kämpfen. 
Gruß von der Front

Der Betrug und der Vertrauensbruch durch Peter Massine werden überdeutlich, wenn man den letzten Satz liest und dabei bedenkt, dass Peter Massine zu diesem Zeitpunkt „hinter dem Rücken“ all dieser Mitarbeiter – die „bereit sind weiter zu kämpfen“ und an der „Front“ Opfer zu bringen – „ihr Produkt“ APASSIONATA bereits verkauft hatte. Die Unterzeichnung des diesbezüglichen Vertrages mit der Apassionata World GmbH (Hongkun) erfolgte nur 4 Tage später, am 1.3.2019. 

Peter Massine handelte also nicht nur seinen Millionen-Deal mit der Apassionata World GmbH (Hongkun) aus, sondern betrog zugleich systematisch auch viele seiner Geschäftspartner und viele seiner Mitarbeiter der SenseUp GmbH und der Apassionata GmbH aber auch seine Partner-Firma, die Live Nation GmbH.

Die uns zur Verfügung stehenden Unterlagen zeigen: Peter Massine bekam seinen 6-Millionen-Deal, und Holger Ehlers verdiente in den letzten 8 Monaten der „Apassionata“ durchschnittlich 26.000 Euro monatlich und erzielte zusätzlich für sich und seine Frau einen satten Gewinn von mehreren hunderttausend Euro aus dem Verkauf der Apassionata-Show nach Saudi-Arabien. Viele seiner Kollegen und Partner blieben zum Teil auf Hunderttausenden Euro Schulden sitzen. Ein alter Weggefährte und Apassionata-Veteran schrieb am 25.10.2019 an Holger Ehlers einen desillusionierten Brief, den er uns zur Verfügung stellte. Hier ein Auszug:

… Du hast uns täglich beteuert, das du ohne einen Pfennig dastehst, aber in Wirklichkeit hast du bis zu allerletzt dein Geld bekommen, und uns so zu belügen, find ich vor all den Leuten, die zu Deinem Erfolg beigetragen haben, schon sehr mies. A. hat für Dich jede freie Minute geopfert, um für die Show das Beste zu leisten. Du, der sich vor allen Leuten als Showmaster hingestellt hat und auch letztlich im Namen von Peter Versprechungen und Deals gemacht hat, hast nur an dein eigenes Weiterkommen gedacht, denn wie soll ich es anders sehen, wo doch Gelder und Mittel dahin geflossen sind, die heute allein nur Dir und Deiner Frau zu Gute kommen? A. und auch ich haben für unsere Arbeit im Gegensatz zu Dir kein Geld gesehen …

Und er stellte die – meiner Meinung nach berechtigte – Frage:

„Wieso verdient Katrin Ehlers, eine brandenburgische Staatsbeamtin, die nichts mit der „Apassionata“ zu tun hat, außer die Ehefrau von Holger Ehlers zu sein, hunderttausende Euro durch die Apassionata-Show „Der magische Traum“, und die Pferdefachfrau, die an dieser Produktion maßgeblich mitgewirkt hat, wird nicht einmal für ihre monatelange Arbeit bezahlt?“ 

Ich verstehe die stille Wut meiner ehemaligen Kollegen, die nur eins verlangen: Dass die Justiz sich dieser – in ihren Augen – schreienden Ungerechtigkeit annimmt und darüber befindet, ob z.B. die „Privatisierung“ der Gewinne in Höhe von ca. 1 Million Euro aus dem Verkauf der Apassionata-Show „Der magische Traum“ nach Saudi-Arabien im Mai 2019 … in die Taschen von Holger Ehlers, Katrin Ehlers und Jens Grimm rechtens war. Das zur Moral.

Über Rechtsfrieden

Zum rechtlichen/finanziellen Aspekt. „Unterm Strich“ ergibt sich nach den Insolvenzanmeldungen der beiden Apassionata-Firmen SenseUp Entertainment GmbH im Februar 2019 und der Apassionata/Wickberg GmbH durch Peter Massine im Juni 2019 – entsprechend unserer journalistischen Recherchen – folgendes Bild:

Apassionata Holger Ehlers Peter Massine
4 Personen – Peter Massine, Holger Ehlers, Jens Grimm, Katrin Ehlers – „verdienen“ 7,5 Mio, während Dutzende Apassionata-Mitarbeiter der SenseUp GmbH und der Apassionata GmbH einen zum Teil existenzvernichtenden Verlust von 4,1 Mio erleiden

Dieses zweifelsfrei belegbare – finanzielle – Ergebnis der „Apassionata-Liquidation“ mögen die vier „Begünstigten“ Peter Massine, Holger Ehlers, Katrin Ehlers und Jens Grimm als rechtmäßig empfinden, die Geschädigten – verständlicherweise – dagegen nicht. Sie verlangen, dass ein Gericht darüber entscheidet, wissend, dass Recht-Haben und Recht-Bekommen vor Gericht zwei unterschiedliche Dinge sind. Doch selbst wenn das Gericht entscheiden würde, dass all diese Massine-Ehlerschen-Grimmschen-Transaktionen und Konkurse rechtlich und finanziell absolut nicht zu beanstanden seien, es also keinerlei Insolvenz- und/oder andere Straftaten gegeben habe – wäre trotzdem der „Rechtsfrieden“ zumindest juristisch hergestellt. Dann wüssten die zahlreichen Gläubiger der Apassionata GmbH, dass sie 4 Millionen Euro aufgrund eines „Naturereignisses“, einer höheren Gewalt, eines unergründlichen Schicksals „verloren“ haben. Selbst das wäre besser als eine untätige Justiz. 

Die Causa Apassionata und kein Ende in Sicht

„Apassionata“ war für mich seit 2013 vor allem als Künstler interessant – ich entwickelte u.a. durch meine dramaturgisch-künstlerische Mitarbeit an den verschiedenen Apassionata-Produktionen einige für mich wichtige Ideen und Konzepte, unter anderem auch meine Liquid Staging Theorie, an der ich seit 2009 kontinuierlich gearbeitet hatte. Auf meinem Asti-Blog als auch auf meinem Asteris-Kutulas-Vimeo-Kanal findet man zwischen 2013 und 2019 diverse Apassionata-Texte und Apassionata Video Blinks

Die CAUSA APASSIONATA erscheint mir wie eine Parabel auf unsere heutige Welt. Die Macht des Geldes. Die Überheblichkeit des Menschen. Aufstieg und Fall eines Unternehmers. Aufstieg und Fall eines Künstlers.

Mich erinnert das an die Lektüre des Buchs „Die Philosophie des Geldes“ von Georg Simmel während meines Germanistik- und Philosophiestudiums in Leipzig. Simmel wollte Ende des 19. Jahrhunderts den längst „überholten“ Marxismus reformieren, indem er ihm ein Stockwerk unterbaut, so dass „die wissenschaftlichen Formen als das Ergebnis tieferer Wertungen und Strömungen“, psychologischer, ja metaphysischer Voraussetzungen erkennbar werden. In diesem Buch steht der schöne Satz: „Die Freude am Geldbesitz gleicht der Freude am Siege, die bei manchen Naturen so stark ist, dass sie gar nicht danach fragen, was sie denn eigentlich durch den Sieg gewinnen.“ – Schade, dass Megalomanie, Dummheit, Narzissmus und Charakterlosigkeit die beiden Apassionata-Protagonisten Peter Massine und Holger Ehlers in einer toxischen Kloake voller Gier und Hybris haben ertrinken lassen.

© Asteris Kutulas

Meine Apassionata-Story – Tagebuch, Teil 1 (Oktober 2018)
Meine Apassionata-Story – Tagebuch, Teil 2 (Oktober 2018)
Meine Apassionata-Story – Tagebuch, Teil 3 (Oktober 2018)
Meine Apassionata-Story – Tagebuch, Teil 4 | Das Ende (Oktober 2019)
Meine Apassionata-Story – Tagebuch, Teil 5 | Das Nachspiel (Oktober 2021)