Apassionata-Tagebuch, Riesa, 18.10.2017

Apassionata-Tagebuch von Asteris & Ina Kutulas, Riesa, 18. Oktober, später Nachmittag

Produktion „Apassionata – Der Traum

Alle Tage dieses Wetter – wie im tiefsten Frieden. Sonne. Ein Himmel, der hoch über der Halle steht, blau, mit hingewischten Wolkenstrichen. Drinnen ist die Halle so weit wie draußen der Himmel.Apassionata Tagebuch 18.10.2017 Asteris Kutulas

Aufbau für die Apassionata-Show „Der Traum“. Konstruieren und montieren. Zaubern und verteidigen. Von überall her Geräusche – aus der Küche, aus der Halle die Sprecherstimme, Musik, das Mahlen der Kaffeemaschine im Catering-Bereich, Ventilatoren, Schritte, Teller … Stete Betriebsamkeit. Keine Spur von Nervosität.

Das Apassionata-Schwarz mit dem goldenen Schriftzug darauf. Requisiten wie große Spielzeuge für Königskinder. Der Sand muss vorbereitet werden. Das Portal steht. Ein großer tiefroter Vorhang. „Bolschoi“, sagt jemand im Vorbeigehen. Pracht. Man steht davor und dann zwischen schwarzen Stühlen, Kisten und Körben, und man fühlt sich, als sei man mitten in eine Geschichte geraten, die sich noch nicht verraten will, die aber schon lockt und einen ein bisschen auf die Folter spannt, bevor sie sich erzählen lässt. Als dürfe man noch nicht ins Weihnachtszimmer. Zeit der Vorfreude.

 

Für diejenigen, die hier alles zusammenbringen sollen, ist es vermutlich manches Mal eher die Zeit des Problemelösens. Viele Kisten auf Rollen. Technik-Equipment, Beschriftungen, Besen, ein Helm, Flaschen, Kartons, wechselndes farbiges Licht, blinkende Lampen, Wasserstrahlen … Und weiterhin Hip-Hop-Musik aus der Küche: „Was für eine Zeit! Was für eine Zeit! Was für eine Zeit! Was für eine Zeit!“ Eine schwarze Stopp-Hand bedeutet dort an der Tür, dass dieser Bereich tabu ist. Eine Stimme: „Soooooo … Die letzten Hackbällchen …“Apassionata Tagebuch 18.10.2017 Asteris Kutulas

Dampf, und eine magische Dampfmaschine steht hinten in der Halle noch an der Seite, die die Arena später wohl verzaubern wird. Die ersten Reiter sind eingetroffen. Ein Fahrzeug mit allem, was die Kostüm-Crew braucht, eine Überraschungs-“Kiste“. Ein schwebendes Objekt, das gravitätisch in der Luft hängt, als könnte es das Omen sein für diese Show.

Immer mehr Leute, die zur CREW gehören. Manche sind das erste Mal dabei, andere schon etliche Jahre. Es liegt etwas von einem ganz großen Erlebnis in der Luft, das bereits nach den Leuten greift und sie in seinen Plan einbezieht. Eine spannende Zeit, wenn alles, was bisher anderswo vorbereitet wurde, hier zusammenkommt, wenn aufgebaut wird und davor und dahinter gehängt, gerichtet, verbunden, zum Leuchten gebracht, bereits begleitet von der Geschichte, die jedes Jahr eine andere ist und jedes Jahr andere Bilder entstehen lässt.Apassionata Tagebuch 18.10.2017 Asteris Kutulas

Diese Vorbereitungsphase hat ihre eigene „Natur“, wenn all die Technik eine vermittelnde „Ebene“ bildet: eine Mittlerebene zwischen der Idee für diese Show, den Skizzen, Entwürfen und den Stimmen, Klängen, Farben, Materialien, die später erst dazukommen, eine „Mittlerebene“ zwischen den Rollen, blanken Metallen, geraden Linien und den kräftigen Pferdeleibern, Stimmungen, Anmut, Eleganz, Schönheit, Poesie.

Rationale Berechnungen und Kalkulationen, die jetzt noch präsent sind, sichtbar wie eine Wirbelsäule, ein funktionaler Apparat – aber „irgendwo“ schlägt ein unsichtbares Herz, von dem etwas Anziehendes ausgeht, so dass man vom Geschehen eingefangen und berührt wird.Apassionata Asteris Kutulas

Apassionata Tagebuch 18.10.2017 Asteris Kutulas
Apassionata Proben, Riesa Oktober 2017

Auch die Menschen tragen ihre Geschichten mit sich – in Tätowierungen, Frisuren, in ihren Namen, die ihnen gegeben wurden und die man erfährt, wenn man sich begrüßt, in all den Dingen, die ihre Arbeitsinstrumente sind oder ihre Entwürfe, ihre Pläne.
Viele hier haben schon viel gesehen, manche haben längst so etwas wie ein ganzes Leben gelebt, mit vielen Herausforderungen, mit kritischen Erfahrungen und Erlebnissen, die das Leben veränderten.

Draußen ist es nicht mehr hell. Abendstimmung. Die Musik, die aus der Küche kommt, ist sphärischer geworden. Unterhaltungen an Tischen, Wartezeiten. Jetzt bräuchte nur noch jemand aufkreuzen, der die Windlichter und Lampions verteilt und anzündet. Hier ist aber noch lange nicht Schluss. „Ich mach jetzt weiter“, sagt einer nach dem anderen und verschwindet.

Text & Photos von © Asteris Kutulas & Ina Kutulas

Meine Apassionata-Story, Teil 1 (Riesa-Tagebuch 2018)